Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
schmecken ließen, berichtete Catalina von den vergangenen Monaten.
»Hier war auch viel los«, sagte Mikel anschließend. »Aber zuerst muss ich dir von Georges erzählen.«
»Von Georges? Unserem guten, alten Georges?« Catalina bekam große Augen. »Aber wie hast du denn von dem gehört?«
»Ganz einfach!« Mikel grinste sie an. »Wir haben einen Neuen in der Kompanie, einen gewissen Jorge. Als wir über unsere Zeit in Spanien gesprochen haben, stellte sich heraus, dass auch er einmal für Georges gearbeitet hat.«
»Und wie lange ist es her, dass er zum letzten Mal etwas von Georges gehört hat?«
»Nur ein Jahr, stell dir vor! Er hat mir erzählt, dass Georges seinen Handel inzwischen aus Altersgründen aufgegeben hat und jetzt unweit von Granada auf einer kleinen Hazienda lebt und geheiratet hat. Die Frau war verwitwet und hat zwei halbwüchsige Kinder. Wie es aussieht, hat Georges auf seine alten Tage jetzt doch noch einmal Kinder gefunden, die bei ihm bleiben. Jorge meinte, die beiden Jungs seien ganz verrückt nach ihm.«
»Georges hat geheiratet und zwei Stiefkinder!« Catalina lächelte versonnen. Sie freute sich, dass der Mann, dem sie und Mikel so viel zu verdanken hatten, nun doch noch gefunden hatte, wonach er insgeheim immer gesucht hatte.
»Wenn wir jemals wieder nach Spanien kommen, müssen wir ihn unbedingt besuchen«, sagte Mikel und kam dann auf das nächste Thema zu sprechen, das ihm unter den Nägeln brannte: »Und jetzt lass dir erzählen, was hier passiert ist! Vor ein paar Tagen sind im Palast Gesandte des Königs eingetroffen mit der Botschaft, dass ein Geschwader unter dem Oberbefehl von Joris van Spilbergen von Holland aus in See gestochen ist. Offiziell will er eine neue Ostasienroute durch die Magellanstraße erkunden, aber du ahnst sicher, was der wahre Grund dieser Reise ist.«
»Spilbergen, sagst du? Etwa der Pirat Spilbergen?«
Mikel nickte. »War ja schon lange zu erwarten, dass die Flamen sich nicht weiter den Handelsbeschränkungen beugen würden, die wir ihnen auferlegen. Aber dass sie gleich so dreist werden und sich hier einfach holen wollen, was sie anderswo nicht bekommen können …« Mikel hob die Augenbrauen. »Die Gesandten haben berichtet, dass Spilbergen die Magellanstraße mit seinen Schiffen schon vor Wochen passiert hat – und das mitten in den heftigsten Winterstürmen! Turmhohe Gischtfontänen soll es um diese Jahreszeit dort geben, dazu eine Kälte, dass einem der Atem gefriert. Einer seiner Kapitäne hat sich geweigert, die Durchfahrt zu wagen, aber die anderen vier haben es zusammen mit Spilbergen geschafft. Eins muss man ihm lassen: an Mut fehlt es ihm nicht! Das Letzte, was die Gesandten von ihren Spionen gehört haben, ist, dass Spilbergen mit seinen Leuten in Patagonien neue Vorräte an Feuerholz, Trinkwasser und frischen Lebensmitteln geladen hat und jetzt auf Callao zuhält. Den Zeitpunkt hätte er nicht besser wählen können: Der Hafen ist voll von wertvoll beladenen Schiffen.« Mikel blickte sie vielsagend an. »Hauptmann Menendez geht davon aus, dass der Vizekönig seinen Neffen, Rodrigo de Mendoza, zum Admiral unserer Flotte ernennen wird. Auch ein Teil der Leibgarde wird zur Verstärkung der Truppen abkommandiert werden – allen voran Männer mit Seeerfahrung.«
»Heißt das, es wird eine Seeschlacht geben?«
»Sieht ganz danach aus.« Mikel spülte seinen letzten Bissen Fleisch mit einem großen Schluck Bier hinunter, wischte sich über den Mund und lächelte Catalina breit an. »Aber das ist noch längst nicht alles, was es hier an Neuigkeiten gibt.« Er setzte ein geheimnisvolles Gesicht auf.
»Auch ich habe dir etwas zu erzählen, was dich umhauen wird«, rief Catalina gut gelaunt und wunderte sich selbst über ihre Gelassenheit. »Aber erzähl du zuerst. Du siehst aus, als würdest du platzen, wenn du mit deinen Neuigkeiten nicht sofort herausrücken kannst. Oder nein, lass mich raten: So wie du strahlst, bist du bestimmt befördert worden.«
Mikel lächelte noch breiter und hielt Catalina seine Hand hin.
Catalina fiel auf, dass er einen Ring trug, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.
»Francisco, ich habe sie gefunden«, platzte es aus Mikel heraus. »Die Frau, die ich heiraten will. Das ist mein Verlobungsring!«
Catalina musste husten. Sie konnte gar nicht mehr aufhören. Mikel schlug ihr auf den Rücken, bis sie wieder Luft bekam. Anschließend fuhr er fort. »Sie heißt Letezia und ist ein Prachtweib. Du wirst
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