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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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erstickend warm und ihre neue Hose allzu herausfordernd. Sie bereute, sich ihren Eltern nicht noch in den Pilgerkleidern präsentiert zu haben. Catalina tastete nach den Schriftstücken des Papstes und des Königs. Beide lagen sicher in ihrer Umhängetasche. Sie straffte sich und schritt die Stufen empor.
    Ein livrierter Diener mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck öffnete Catalina die Tür.
    »Ja, bitte, mein Herr, Ihr wünscht?«
    »Ich möchte zu Don de Erauso und seiner Gemahlin«, erwiderte Catalina mit fester Stimme.
    »Zu Don de Erauso?« Der Diener schüttelte den Kopf. »Hier wohnen die Laboas.«
    »Wer ist denn da, Santxo?«, erklang im Hintergrund eine Stimme, und kurz darauf trat eine ältere Dame im hochgeschlossenen schwarzen Kleid an die Tür.
    »Ein junger Herr, der nach den de Erausos fragt«, antwortete der Diener und trat einen Schritt zurück.
    Die alte Dame sah Catalina prüfend an. »Die de Erausos waren die Vorbesitzer des Hauses. Ihr scheint schon lange nicht mehr hier gewesen zu sein.«
    Catalina nickte. »Über zehn Jahre. Wisst Ihr vielleicht, wohin die Familie Erauso gezogen ist?«
    Die alte Dame bekreuzigte sich. Catalina fasste nach dem Türgriff, als könne er ihr Halt geben.
    »Sie sind verstorben, vor fünf Jahren, ganz kurz hintereinander.« Die alte Dame trat einen Schritt auf Catalina zu und musterte sie. »Und wer seid Ihr? Ich meine, man will doch wissen, wem man solche Auskünfte gibt!«
    »Ich … ich bin nur ein … ein Freund der Familie«, stotterte Catalina. Alles in ihr sträubte sich dagegen zu akzeptieren, dass sie ihre Eltern nie mehr wiedersehen sollte, sie sie nie mehr um Verzeihung bitten konnte. Ihre letzte Hoffnung auf ein Zuhause lag in Trümmern.
    »Und ihre Söhne … Die de Erausos hatten doch Söhne!«
    »Die Söhne, mein Gott, die sind irgendwo in der Welt zerstreut. Der eine ist, glaube ich, Kapitän, ein anderer lebt in Panama, einer ist wohl verstorben, und die Übrigen …« Doña de Laboas hob die Schultern. »Soweit ich weiß, leben nur noch die Töchter hier in San Sebastián. Sie sind alle im Kloster, das heißt, alle bis auf eine, nicht wahr, Santxo, da war doch einmal so eine Geschichte? Du bist doch von hier, du weißt das doch besser als ich. War das Mädchen nicht aus dem Kloster weggelaufen und hat der Mutter damit das Herz gebrochen?«
    Catalina wandte sich um und wankte die Treppe hinab.

    Auch Stunden später irrte Catalina noch ziellos mit brennenden Augen durch die Stadt. Erst als der Zufall sie in den Hafen brachte, blieb sie stehen. Eine imposante dreimastige Galeone lag gleich vorn am Kai. Catalina musste an Tao Te Chen denken und hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, irgendwo an Deck sein schlitzäugiges Gesicht zu erblicken. Der vom Meer kommende Wind wehte ihr das Haar zurück. Inzwischen reichte es ihr bis auf die Schultern – seit ihrer Verwundung hatte sie es nicht wieder geschnitten. Tao Te Chen hätte es so gefallen … Catalina traten wieder die Tränen in die Augen. Ärgerlich fuhr sie sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Es war zu spät. Daran änderten auch ihre Tränen nichts.
    Mit einem Mal hatte Catalina das Gefühl, dass jemand sie ansah. Sie blickte sich um und erspähte in einer Menschengruppe, die bei der Fischversteigerung zusah, ein Paar grüne Augen, die ihr so vertraut wie ihre eigenen waren, und stöhnte auf. Sie war es ja so leid, sich von diesen Wunschbildern narren zu lassen! Catalina drehte sich um und ging weg. Kurz darauf legte ihr jemand die Hand auf die Schulter. Verwundert sah sie sich um. Jetzt waren die grünen Augen direkt vor ihr.
    »Das kann nicht sein!« Catalina wich zurück. Mikel setzte einen Fuß vor, als wolle er ihr nachgehen, blieb dann aber doch stehen.
    »Aber das kann nicht sein!«, rief Catalina. »Ich habe dich in den letzten Monaten so oft gesehen … Du kannst nicht wirklich vor mir stehen!«
    Mikel nahm ihre Hand. »Komm«, sagte er. »Lass uns zum Strand gehen. Da sind wir ungestört.«
    Der Sand knirschte unter ihren Füßen. Erst als sie die Fischerboote erreicht hatten, die zur Reparatur an Land gezogen waren, ließ Mikel Catalina los. Sie lehnte sich gegen eines der Boote. Noch immer konnte sie nicht fassen, dass Mikel tatsächlich bei ihr war.
    »Wie hast du mich finden können?«
    »So schwer war das nicht.« Mikel zeichnete mit dem Fuß eine lange Linie in den Sand. »Immerhin wusste ich aus den Gazetten und von den Flugblättern, dass das

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