Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
die Ladefläche und umarmte Schwester Maria. »Kommt gut nach Hause! Und lebt wohl!«
Auf einmal fiel Catalina noch etwas ein. Sie wusste, es war unsinnig, und schluckte ihre Bitte hinunter. Doch Schwester Maria war auch das nicht entgangen. »Na los, sag schon: Was kann ich noch für dich tun?«
»Es … es ist wegen Mikel.« Catalina schluckte. »Wenn … wenn Ihr ihn in Lima einmal sehen solltet … würdet Ihr ihn dann …«
»Niemand als du selbst kann ihm sagen, wer du bist und wie du für ihn empfindest!«
»Das weiß ich und auch dass es dafür jetzt, da er verheiratet ist, zu spät ist. Aber ich würde mich freuen, wenn Ihr ihn einfach nur von mir grüßen würdet. Er soll wissen, dass es mir gut geht und ich ihm alles Glück der Welt wünsche!«
»Das will ich ihm gern sagen, und mach dir keine Sorgen: Du hast ihn mir auf dem Schiff oft genug beschrieben. Wenn er eines Tages vor mir stehen sollte, werde ich ihn erkennen! Und du, lass den Kopf nicht hängen. Das Leben steckt voll überraschender Wendungen.« Die Schwester zwinkerte ihr zu. »Und lerne endlich, Gott zu vertrauen! So wirst du um einiges leichter durchs Leben kommen. Wenn ich deinen Mikel treffe, werde ich dir schreiben und berichten, wie es ihm geht. Du musst mir nur eine Adresse zukommen lassen, damit ich weiß, wie ich dich erreichen kann.«
Catalina versprach es. »Und dann schreibe ich Euch auch, wie es mir im Vatikan ergangen ist.«
Sie umarmten sich ein letztes Mal.
»Vertrau auf Gott! Er wird alles richten«, versicherte ihr Schwester Maria noch einmal. Catalina winkte ihr noch zu, als diese schon lange nicht mehr zu sehen war.
Dank der gut ausgebauten, breiten Wege und der starken Pferde vor ihren Kutschen kamen die Pilger zügig voran. Lediglich beim Überqueren der Pyrenäen hatten sie wegen unerwartet großer Schneemassen Probleme, aber schließlich überwanden sie die Berge, und in der Provence empfingen sie die Sonne und blühende Mandelbäume.
Mit den beiden Männern und der Frau, in dessen Wagen sie reiste, kam Catalina gut zurecht. Es war ein Ehepaar und der Bruder der Frau. Sie stammten aus Toledo und hatten in den letzten Jahren jeden einzelnen Maradevis, den sie mit ihrer kleinen Goldschmiede erwirtschaftet hatten, zurückgelegt, um sich diese Fahrt leisten zu können. Dass Catalina jetzt einen Teil zu den Reisekosten beisteuerte, freute sie sehr. Sie behandelten sie freundlich, blieben auf der ganzen Reise zurückhaltend, und einzig die Frau, eine ebenso gutmütige wie feinfühlige Person, redete mit Catalina auch einmal mehr als das Nötige und bekam so manches Mal ein verständiges Funkeln in die Augen, wenn sie Catalina mit diesem wehmütigen Blick in die Ferne blicken sah.
»Die Liebe, ja, die Liebe«, murmelte sie dann und gab Catalina hernach oft einen Schlag Essen mehr auf den Teller, als ihr eigentlich zugestanden hätte.
Vier Monate später erreichten sie die Papststadt. Der Goldschmied ließ Catalina vor dem Vatikan aussteigen, drückte ihr zum Abschied kurz die Hand und versicherte ihr, dass sie gern mit ihnen zurückreisen könnte.
»In einem Monat fahren wir ab. Du weißt ja, wo du uns finden kannst.«
Catalina nickte, ließ sich ihr Bündel herunterreichen und winkte ihnen nach. Anschließend stand sie allein auf dem weitläufigen Platz vor dem Vatikan.
32
E ine Woche lang sprach Catalina jeden Morgen und jeden Nachmittag im Vatikan vor, dann endlich ließ sie der magere Mönch am Eingang zu dem Prälaten vor, der darüber zu entscheiden hatte, wem eine Audienz beim Papst gewährt wurde.
Ein Mönch mit auffallend großen Ohren führte Catalina in das Empfangszimmer des Prälaten. Erst als sie schon eine ganze Weile im Zimmer stand, sah der gewichtige Mann von seinem Schreibtisch auf.
»Und Ihr?«, fragte er Catalina. »Was wollt Ihr?«
Catalina knickste schüchtern und versuchte, ihr Anliegen zu erläutern.
Von Satz zu Satz wurde die Miene des Prälaten ungeduldiger.
»Aber das sind doch alles Verrücktheiten«, fiel er ihr schließlich ins Wort. »Nichts als Verrücktheiten!«
Unwirsch machte er dem Mönch Zeichen, sie wieder hinauszuführen. Als er die hohe Tür hinter Catalina ins Schloss drückte, wollte sie diese noch einmal öffnen, doch dann traten zwei Schweizergardisten auf sie zu, deren Blick genügte, um Catalina klarzumachen, dass sie die Türklinke besser schnell wieder losließ.
In ihrem kleinen Herbergszimmer schwankte Catalina zwischen Wut und Verzweiflung. Mal
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