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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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allem anstellst!«
    Catalina ließ ihn reden. Hauptsache, er war bei ihr – und er blieb es.
    »Wo bist du eigentlich so plötzlich hergekommen?«, fragte sie ihn eine Weile später und setzte sich ebenfalls auf. »Ich habe dich den ganzen Tag über gesucht, aber du warst wie vom Erdboden verschluckt!«
    »Sag ich doch: Blöd bist du! Du merkst nichts, siehst nichts, bist nichts! Sonst wäre dir aufgefallen, dass ich die ganze Zeit über hinter dir war und – ach, vergiss es!« Mikel stand auf. »Los, komm, gehen wir schlafen.«
    »Hinter mir? Du warst hinter mir? Aber warum das denn? Du hast doch gesagt, du wolltest nichts mehr mit mir zu tun haben!«
    Er winkte ab und lief los. Catalina stolperte ihm nach. »Jetzt renn doch nicht schon wieder so!«
    Mikel sah zu ihr, knurrte etwas, das wie »Warum ich Idiot mich auch immer für alle verantwortlich fühlen muss« klang, aber ganz sicher war sich Catalina nicht. Doch sie wagte nicht nachzufragen. Überhaupt war es sicher klüger, wenn sie jetzt erst einmal den Mund hielt, ehe er es sich wieder anders überlegte und sie doch noch zurückließ. Trotzdem hätte sie nur allzu gern gewusst, was es damit auf sich hatte, dass er die ganze Zeit über hinter ihr gewesen war …

    Zielstrebig verließ Mikel die Koppel, überquerte ein abgeerntetes Maisfeld und führte Catalina zu einem horreo, einem auf Pfählen gebauten Getreidespeicher, wie er typisch für das regenreiche Baskenland war. Der Einstieg lag einen guten Meter über dem Erdreich. Mikel machte einen Klimmzug und schwang seine langen Beine hinein. Catalina versuchte das Gleiche, erreichte mit ihren Füßen aber noch nicht einmal annähernd die Einstiegshöhe. Entschlossen legte sie ein paar Steine übereinander und konnte sich von dieser Erhöhung aus auch hochziehen. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit in dem kleinen Raum gewöhnt hatten, entdeckte sie Mikel in einer Ecke. Er hatte sich schon zum Schlafen hingelegt, das Gesicht zur Wand.
    »Da vorn liegt Stroh, nimm dir, was du brauchst!«, brummte er ihr zu.
    Catalina nahm sich einen dicken Bund und machte sich ihr Bett neben Mikel. Eine Weile lagen sie stumm nebeneinander. Dann drehte sich Mikel noch einmal zu ihr um und murmelte: »Irgendwie bist du ein komischer Junge. In manchen Dingen erinnerst du mich echt mehr an meine Cousine Raquel als an sonst wen.«
    Catalina erwiderte nichts und zwang sich, sich nicht mehr zu rühren. Erst eine ganze Weile später drehte sich Mikel wieder zur Wand. Noch lange lauschte sie auf seine Atemzüge. Sie hätte schwören können, dass auch er nicht schlief.

    Als Catalina am nächsten Morgen aufwachte, ging ihr Mikels Satz noch immer durch den Kopf: … erinnerst mich an meine Cousine … Ihr war klar, dass Mikel sie auf der Stelle stehen lassen würde, wenn er je herausfinden würde, dass sie ein Mädchen war, und nahm sich vor, in der nächsten Zeit noch vorsichtiger zu sein. Mikel hat einen schärferen Blick als andere, sagte sie sich. Sie wollte ihn nicht noch einmal verlieren.
    Auf einmal flogen drei grüne Geschosse in den horreo. Erschrocken rollte sich Catalina zur Seite, doch die Geschosse zielten auf Mikels leeres Strohlager. Im gleichen Moment hörte sie sein Lachen.
    »Das waren Birnen!«, rief er ihr vom Einstieg aus zu. »Greif zu! Sie sind zwar noch nicht reif, aber etwas anderes habe ich nicht auftreiben können.«
    Catalina wühlte eine der Birnen aus dem Stroh, grub ihre Zähne in das steinharte Fruchtfleisch und verzog das Gesicht.
    »Wenn du etwas Besseres hast, dann her damit!« Mikel sah sie vielsagend an, setzte sich ihr gegenüber in den Schneidersitz und aß selbst auch eine Birne. Nach einer Weile wagte Catalina zu fragen: »Wohnst du hier?«
    Mikel schüttelte den Kopf. Nach ein paar weiteren Bissen meinte er: »Du taugst nicht für ein Leben auf der Straße.«
    Catalina musste husten.
    »Meine Herren, noch nicht mal essen kannst du, ohne dich in Gefahr zu bringen.« Mikel schlug ihr auf den Rücken. Catalina hob den Arm. »Schon gut, schon gut.«
    Sie nahm sich vor, gründlicher zu kauen, auch wenn sie wusste, dass dies nicht der Grund für ihren Hustenanfall gewesen war. Ein paarmal musste sie sich noch räuspern, dann presste sie ein »Du bildest dir auch mächtig was ein!« hervor.
    Gleichmütig suchte Mikel im Stroh nach einer weiteren Birne. Seine Überheblichkeit reizte Catalina, aber die Angst, ihn gegen sich aufzubringen und erneut von ihm verlassen zu werden, zähmte ihre

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