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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Zunge.
    »Wie lange lebst du denn schon so?«, fragte sie stattdessen.
    »Lange genug.«
    »Und deine Eltern?«
    Er warf seine angegessene Birne zum Einstieg hinaus.
    »Abgesehen davon, dass du nichts als Ärger machst, fragst du auch zu viel.« Er erhob sich. »Komm, ziehen wir weiter.«
    Er lief los, drehte sich am Einstieg aber doch noch einmal zu ihr um. »Vom Dankesagen hältst du auch nicht viel, was?«
    »Doch, natürlich, ich hatte nur noch keine Gelegenheit dazu. Mir ist sehr wohl klar, dass ich da letzte Nacht ohne dich nie wieder rausgekommen wäre und …«
    »So viele Worte musst du auch nicht wieder machen!« Mikel sprang aus dem horreo. Catalina hastete ihm nach.

    Sehr bald wurde Catalina klar, was Mikel mit »weiterziehen« gemeint hatte, denn statt auf die Stadt hielt er auf das Umland zu.
    »Du könntest mir zumindest sagen, wo wir hingehen«, maulte sie nach einer Weile.
    »Nach Pamplona«, erwiderte er.
    »Nach Pamplona?« Catalina schob die Unterlippe vor. Sie hatte sich etwas Abenteuerlicheres und weiter Entferntes vorgestellt. »Und was wollen wir da?«
    Mikel grinste. »Das wirst du schon noch früh genug erleben!«
    Zunächst aber erlebte Catalina eine Woche mit Mikel – und sie genoss jede Minute. Allein wie zielstrebig Mikel in den für sie alle gleich aussehenden Wäldern voranging … Immer wieder fragte sie ihn, ob er denn keine Angst habe, sich zu verlaufen, woraufhin Mikel nur lachte und meinte: »Ich bin ja kein solcher Anfänger wie du!«
    Während ihres langen Weges erzählte er ihr oft von seinen Erlebnissen: wie er letztes Jahr in Madrid ein paar Monate bei dem königlichen Weinhändler gearbeitet hatte und dem König bei einer Weinprobe so nahe gekommen war, dass er seinen Mantel hätte berühren können, wenn er es nur gewollt hätte. Und wie er vor zwei Jahren als Matrose angeheuert hatte und das Schiff in Seenot geraten war. Von Erzählung zu Erzählung erschien Catalina seine Art zu leben begehrenswerter, und sie hätte zu gern erfahren, wann und warum er angefangen hatte, durch die Welt zu ziehen, doch über die Jahre vor seinem Vagabundenleben schwieg sich Mikel hartnäckig aus – ebenso hartnäckig, wie sich Catalina über ihr bisheriges Leben ausschwieg, um sich nur ja nicht durch ein unbedachtes Wort zu verraten. Sie gewöhnte sich an Mikels Verschlossenheit, machte sich seinen Lieblingssatz »Im Hier und Heute muss man leben!« zu eigen, wie sie auch alles andere von ihm übernahm und von ihm lernen wollte: wie man mit einem Degen umging und wie man eine Muskete abfeuerte, oder auch, wie man den höchsten Lohn bei einem Arbeitgeber für sich herausschlug oder im Wald etwas zu essen fand. Fürs Erste zeigte Mikel ihr vor allem, wie man mit einem Stock, einem Faden und einem Köder Fische fing – und bald war sie darin ebenso gut wie er.
    »Damit kannst du im Wald zumindest schon einmal nicht mehr verhungern«, meinte er und fügte mit einem Grinsen hinzu: »Vorausgesetzt, du entwickelst jetzt auch noch eine Nase dafür, wo Fischweiher zu finden sind.«

    Viel zu schnell für Catalinas Geschmack tauchte eine Woche später Pamplona mit dem mächtigen Palacio de Olite, der ehemaligen Residenz der Könige von Navarra, vor ihnen auf. Catalina war begeistert.
    »Soldat des Königs müsste man werden«, seufzte sie.
    Mikel tippte sich an die Stirn. »Ausgerechnet so ein Tollpatsch wie du!«
    Am Stadttor zog er sie in einem geeigneten Moment an den Wächtern vorbei ins Innere der Stadt. Die edlen Kutschen, vornehmen Häuser und prächtig gekleideten Menschen veranlassten Catalina immer wieder dazu, stehen zu bleiben und sich umzuschauen, doch Mikel zog sie weiter. Nachdem er bei einem Bäcker ein Brot für sie hatte mitgehen lassen, steuerte er das Viertel der Armen an. Immer tiefer drangen sie in enge, verwinkelte Gassen ein, Gassen, in denen die Häuser so dicht aufeinander klebten, dass es selbst am Tag nicht richtig hell wurde. Nicht viel anheimelnder wirkten die Gestalten, die sich dort herumdrückten: Männer mit hohlen Wangen und verlumpten Kleidern, die stumpf vor sich hinblickend in irgendwelchen Ecken hockten. Plötzlich stürmte ein dürrer Kerl aus einem Hauseingang, ihm hinterher eine nur mit einem Unterrock bekleidete Frau mit unnatürlich rotem Haar. Wütend kreischte sie dem Mann hinterher; das meiste waren Beschimpfungen, viele von ihnen hörte Catalina zum ersten Mal. Bis zur Straßenecke lief die Aufgebrachte ihm nach, dann gab sie auf. Als sie auf

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