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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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dreimal gewesen, ohne auch nur einen Hemdzipfel von Mikel erspäht zu haben. Als die Sonne unterging und sie noch immer keine Spur von ihm gefunden hatte, fürchtete sie, dass er die Stadt verlassen haben könnte. Ihr fiel ein, dass er schon in Burgos im Gefängnis gesessen hatte. Vielleicht war das ja seine Art zu leben: von Stadt zu Stadt … Catalina seufzte. Das würde ihr auch gefallen!
    Für den Moment aber begann ihr Magen missvergnügt zu knurren und ihr wurde bewusst, dass sie derzeit dringlichere Probleme hatte, als einen verschollenen Straßenjungen zu suchen. Wo sollte sie um diese späte Stunde noch etwas Essbares auftreiben und wo sollte sie schlafen? Schon längst war der Sommer zu Ende, und die Nächte wurden entsprechend kühl. In der Hoffnung, außerhalb der Stadt zumindest einen Stall zu finden, in dem sie unterkommen konnte, ließ Catalina die engen Gassen hinter sich. Schon bald stieß sie auf einen kleinen Bauernhof. Sie schlich zum Stall. Sein Tor war unverschlossen. Froh schlüpfte sie hinein, klopfte den beiden Pferden, die an einem Balken angebunden waren, auf die Flanke und freute sich, als sie im hinteren Teil des Schuppens einen großen Haufen Heu entdeckte. Auf einmal schoss aus dem Heu ein Jungenkopf heraus. Obwohl die Öllampe neben dem Eingang nur ein sehr diffuses Licht in den Schuppen warf, erkannte Catalina den Jungen sofort wieder: Es war Koldo. Und da plärrte er auch schon los: »Der Mörder, der Mörder, der Mörder ist da!«
    Augenblicklich schossen seine Kameraden aus dem Heu heraus. Grimmig traten sie Catalina entgegen, die sich bei weitem nicht mehr so sicher wie am Morgen war, dass sie tatsächlich allein mit ihnen allen fertig werden konnte. Sie wollte mit ihnen reden, sie beschwichtigen, ihnen alles erklären, aber ihre Zunge lag wie ein Stück Holz in ihrem Mund. Schritt um Schritt wich sie zurück, den Blick fest auf die Jungen gerichtet. Da stieß sie mit dem Rücken gegen etwas. Erschrocken sprang sie zur Seite, drehte sich um und sah den großen Kerl in dem halbgeöffneten Tor: Aitor, den Toten, der nicht tot war und sie trotzdem um alles gebracht hatte. Er schob die Ärmel hoch und grinste.
    »Jetzt bist du dran!«
    Voller Panik hasteten Catalinas Augen zwischen ihren Feinden hin und her, dann schätzte sie ihre Entfernung zum Scheunentor ab. Nie würde sie das schaffen! Da zerriss ein Pfiff die Luft, und etwas Großes krachte zwischen die Pferde. Wiehernd bäumten sie sich auf, und im gleichen Moment riss jemand Catalina in Richtung Scheunentor. Ein Faustschlag traf ihren Rücken, ein weiterer ihren Kopf, sie taumelte, doch die Hand zog sie weiter, und jetzt erkannte Catalina auch, wer sie da zog. Sie traute ihren Augen nicht. »Mikel? Bist du es wirklich?«
    »Renn!«
    Catalina rannte, so schnell sie konnte, trotzdem erwischte sie einer der Jungen am Wams. Mikel schlug ihn nieder.
    »Los, weiter!«, schrie er, und kurze Zeit später: »Da vorn scharf rechts und über die Mauer!« Er sprang auf eine Karre, zog sich an der Mauer hoch, wollte schon auf der anderen Seite hinunterspringen, sah dann aber, dass Catalina nicht heraufkam. Er reichte ihr die Hand, zog sie auf den Mauersims und auf der anderen Seite gleich wieder herunter.
    Catalinas Aufprall war heftig. Sie knickte mit dem Fuß um, schlug sich das Knie auf, knallte mit dem Kopf gegen etwas Hartes, doch Mikel trieb sie weiter.
    »Hoch mit dir, los, hoch mit dir!«, keuchte er und riss sie auf die Füße. »Die machen uns fertig!«
    Und so rannte Catalina weiter, bis Mikel sie in einen Hauseingang riss, die Tür hinter ihnen zuschlug, einen Riegel vorschob und sie durch einen Gang drängte. Sie kletterten durch ein Fenster, jagten noch ein, zwei Straßenzüge weiter und fielen schließlich auf einer abgelegenen Pferdekoppel hinter ein paar Büschen ins Gras. Catalina stöhnte. Sie hatte das Gefühl, ihr müsse der Brustkorb bersten.

    Als sich Catalinas Atem beruhigt hatte, drehte sie den Kopf zu Mikel und grinste, als hätte sie einen Sieg errungen.
    »Ich weiß nicht, was es da zu grinsen gibt!«, schimpfte Mikel. »Das hätte übel ausgehen können – für uns beide!« Er setzte sich auf, verfing sich mit seinen Locken in ein paar Zweigen und schimpfte weiter, während er sich zu befreien versuchte: »Hätte ich dich doch bloß nie kennen gelernt. Nichts als Ärger brockst du mir ein. Ich frage mich wirklich, wie du dich bis zum heutigen Tag allein hast durchschlagen können, so blöd, wie du dich bei

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