Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Philipp III., König von Aragon, beider Sizilien, Jerusalem, Portugal, Navarra, Granada, Toledo, Valencia, Galicien, den Kanarischen Inseln, dem riesigen Ost- und Westindien in der Neuen Welt, den Atlantischen Inseln und der Tierra Ferma, Herzog von Österreich, Herzog von Burgund, Brabant und Mailand, Graf von Habsburg, Flandern, Tirol und Barcelona, Herr von Biscaya und Molina und weiß der Himmel von was noch allem. Ihr seid ein Königreich, in dem die Sonne niemals untergeht, so sagt ihr doch, nicht wahr? Aber trotz all eurer Länder und Ländereien seid ihr in Wahrheit zehnmal schwächer als Frankreich. Wir sind nur ein Land, ein einziges, ja, aber wir sind geeint und vereint und unserem König eine Zier. Im Gegensatz zu dem euren kann unserer frohen Herzens dabei zusehen, wie seine gehorsamen und ergebenen Untertanen ihm durch ihrer Hände Arbeit einen weit größeren und zuverlässigeren Schatz schenken als alle eure Reichtümer in der Neuen Welt. Aber was kann man schon erwarten von einem Land, in dem der König nichts weiter sucht als sein Vergnügen auf der Jagd und unter Weiberröcken und die Fürsorge für seine Länder einem ebenso korrupten wie machtgierigen Grafen von Lerma überlässt?«
Catalina sprang so heftig auf, dass ihr Schemel umfiel.
»Wie könnt Ihr es wagen!«, fuhr sie das dürre Männchen an und fühlte sich im gleichen Moment durch eine eiserne Hand zurück auf einen der anderen Schemel an ihrem Tisch gedrückt.
»Verdammt noch eins, habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich nicht vom Fleck rühren, bis ich wiederkomme!« Ärgerlich blickte Mikel auf sie herab. Dann umarmte er den kleinen Mann. »Georges, wie gut, dich zu sehen!« Catalinas Backen blähten sich vor Wut.
»Wer ist der Schafskopf?«, fragte der Franzose Mikel mit Blick auf Catalina. »Der gehört doch hoffentlich nicht zu dir?«
Mikel räusperte sich. »Erzähl mir doch erst einmal, wie es dir geht! Was machen die Geschäfte?«
Der Franzose lächelte breit und strich sich über sein Bärtchen. Mikel grinste. »Verstehe.«
»Wie hast du eigentlich herausbekommen, wo ich bin?«
Mikel grinste noch breiter und strich sich, Georges nachahmend, ebenfalls über das Kinn. Lachend stieß Georges ihn in die Seite. »Nun sag schon!«
»Ganz einfach: Ich war in Vitoria und habe erfahren, dass du erst kürzlich von dort nach Pamplona aufgebrochen bist. Und wo du hier gewöhnlich absteigst, weiß ich ja.«
Mikel zog den Franzosen zur Seite. Er schien etwas von dem Mann zu wollen, was diesem offensichtlich wenig behagte. Da sie immer wieder zu ihr blickten, vermutete Catalina, dass das Ganze etwas mit ihr zu tun hatte. Sie wollte eben wieder von ihrem Schemel hochschießen, als Mikel sich mit einem zufriedenen Lächeln zu ihr umwandte.
»Alles klar, Kleiner.«
»Klar was?«, knurrte Catalina ihn an. »Und nenn mich gefälligst nicht Kleiner!«
Ohne sich weiter um sie zu kümmern bestellte Mikel einen Krug Wein und setzte sich an den Tisch des Franzosen. Catalina rutschte auf ihrem Stuhl herum. Erst als der Wein kam, sah Mikel wieder zu ihr. Er reichte ihr ein Glas.
»Los, proste Georges zu«, verlangte er von ihr. »Und vertrag dich mit ihm! Georges ist eine Seele von Mensch, du hättest keinen besseren Lehrherrn finden können.«
»Keinen besseren was? « Nun schoss Catalina doch noch hoch. »Ich glaube, du spinnst. Ich brauche keinen Lehrherrn!«
»Ach, nicht?« Mikel machte eine Handbewegung durch den Raum. »Dann willst du also so wie die hier enden oder was?«
»Du ziehst doch auch nur herum!«
Mikel stieß mit Georges an. »Du wirst dir den Kleinen schon zurechtbiegen!«
Auch Catalina nahm ihr Glas in die Hand. Aber sie trank nicht. Ihre Finger schlossen sich fest um das kühle, glatte Material. Mikel sah noch immer nicht wieder zu ihr. Er behandelt mich wie einen verfilzten Köter, den er am Wegrand aufgelesen hat und der ihm lästig ist, schoss es ihr durch den Kopf.
Als die beiden Männer nach einer Bemerkung Mikels auflachten, warf sie ihr Glas auf den Boden. Ungerührt machte Mikel dem Wirt ein Zeichen, ihr einen Besen und einen Lappen zu bringen.
Eine halbe Stunde später erhob sich Mikel. Catalina ließ er keine Wahl: Entweder sie blieb bei Georges und ließ sich von ihm in die Kunst des Tuchhandels einführen, oder er würde sie in dieser zweifelhaften Gegend hier sich selbst überlassen. »Du bist nicht dafür geschaffen, allein durch die Welt zu ziehen.«
»Wenn du mich mitnehmen würdest, wäre
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