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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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zog dort eine dicke Holztür auf und warf Catalina kurzerhand die direkt dahinter nach unten führende Treppe hinunter. Noch ehe Catalina sich wieder aufgerappelt hatte, hatte er eine grob gezimmerte Tür aufgeschlossen, sie erneut gepackt und in ein dunkles Verlies geworfen. Dann flog die Tür wieder zu – und um Catalina wurde es Nacht.

    Nach einer Weile gewöhnten sich Catalinas Augen an die Dunkelheit. Der schmale Lichtstreifen, der von der Tür her in den Raum fiel, reichte aus, um zumindest Umrisse zu erkennen. In der Ecke rechts neben ihr entdeckte sie einen Kübel; der Gestank, der von ihm ausging, sagte alles über seinen Inhalt. Sie rutschte ein Stück von ihm weg und bemerkte weiter hinten eine Art Bündel. In der Hoffnung, dass sie darauf trockener als auf dem mit modrigem Stroh belegten Lehmboden sitzen konnte, schob sie sich näher heran. Auf einmal streifte sie etwas Pelziges am Bein. Schreiend sprang sie auf. Das Bündel grunzte.
    »Was soll’n der Krach?«
    Erschrocken wich Catalina zurück – und knallte mit dem Kopf gegen die Decke. Sie fuhr mit der Hand über und hinter sich und erkannte, dass der Kerker ein Gewölbe und offensichtlich nur im mittleren Bereich hoch genug zum Stehen war. Sie lauschte, doch das Bündel sagte nichts weiter. Sie zog den Kopf ein und wich vorsichtig weiter zurück. Als sie gegen die Wand stieß, hockte sie sich hin und betete, dass sie nur schlecht träume und nach dem Aufwachen alles wieder gut sein würde.

    Doch es wurde nichts wieder gut. Auch Stunden später saß sie noch so da, die Blase zum Platzen voll und Tränen in den Augen, weil der brennende Druck in ihrem Unterleib kaum mehr auszuhalten war, aber sich auf den Kübel zu setzen kam für sie trotzdem nicht in Frage – nicht, solange noch jemand anderes hier war! Auf einmal rührte sich das Bündel wieder. Unwillkürlich rückte Catalina enger zur Wand, doch der Unbekannte setzte sich nur auf.
    »Wer bist du denn?«, fragte er sie mit einer warmen und noch sehr jung klingenden Männerstimme.
    »Francisco.«
    Der andere reckte sich und gähnte herzhaft.
    »Und was hast du ausgefressen?«
    Catalina schluckte.
    »Dann behältst du es eben für dich.« Er erhob sich, schlurfte zum Latrinenkübel und erleichterte seine Blase. Catalina presste die Lippen zusammen und dachte krampfhaft an etwas anderes.
    »Und wie heißt du?«, fragte sie ihn, als er wieder auf seinem Platz saß.
    »Mikel. Mikel Leiseka.«
    »Und was …?«
    »Ein kleiner Diebstahl, nichts Großartiges. Ein dämlicher Fisch. Aber noch dämlicher war der Knirps, der mir in die Füße gelaufen ist. Ich konnte ihn ja schlecht einfach über den Haufen rennen, und so haben sie mich halt gekriegt. Heute oder morgen lassen sie mich wieder raus – falls der tranige Wärter es nicht vergisst.«
    Catalina überlief ein Schauer. »Wie kannst du darüber Witze machen?«
    »Witze? Von wegen!«, brauste Mikel auf. »Vor zwei Monaten habe ich in Burgos gesessen. Da hatte ich Brot mitgehen lassen. Eine Woche habe ich dafür gekriegt, aber ab dem zweiten Tag hat kein Mensch mehr nach mir gesehen. Wenn es nicht ständig geregnet hätte und das Gitter vor dem Fenster nicht weit genug gewesen wäre, um die Hand rauszustrecken, säße ich heute nicht hier! Warst wohl noch nicht oft im Gefängnis, wie?«
    »Nein, es … es ist das erste Mal. Ich … also, ich habe einen Stein geworfen.«
    »Sonst nichts?« Mikel schien gelangweilt.
    »Na ja, ich habe getroffen. Einen Jungen. Er … hatte eine ziemlich üble Platzwunde am Kopf. Sie sagen, ich hätte ihn erschlagen.«
    Mikel pfiff durch die Zähne.
    »Ich wollte das nicht, er hat angefangen, und dann …«
    »Schsch, sei mal still! Da kommt jemand.«
    Auch Catalina hörte jetzt Schritte, und kurz darauf steckte jemand den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Schlecht gelaunt schlurfte der Wärter zu ihnen herein.
    »Na los, aufstehen, ihr zwei!«, brummte er sie an. Augenblicklich war Mikel auf den Füßen und lief zur Tür. Als das Licht der Laterne des Wärters auf ihn fiel, konnte Catalina ihn zum ersten Mal sehen. Er war ein gutes Stück größer als sie und sehr kräftig gebaut. Catalina schätzte ihn zwei, drei Jahre älter als sie. Sein fröhliches, ebenmäßiges Gesicht wurde von dicken, dunklen Locken umrahmt.
    »Ja was denn nun, Bursche?«, knurrte der Wärter Catalina an. »Bist du festgewachsen? Noch mal schließe ich die Scheißtür hier diese Woche nicht auf!«
    Verwirrt sah Catalina

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