Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
geworden.«
Mit diesen Worten huschte sie davon. Catalina schloss die Tür hinter ihr, setzte sich aufs Bett und grübelte. Je länger sie über Laia nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass diese keine Ruhe geben würde und sie, wenn sie außer ihrem Zimmer nicht auch noch ihr Leben verlieren wollte, besser schleunigst von hier verschwand.
Catalina dachte an Mikel und gestand sich ein, dass sie sich keinerlei Hoffnung mehr machen konnte, ihn hier in Trujillo zu treffen. Selbst wenn der Baske ihr die Wahrheit gesagt und Mikel tatsächlich einen Handel mit Toledaner Degen aufgezogen hatte – wer sagte ihr, dass er noch immer damit handelte? Mikel konnte überall und nirgends sein, selbst wieder in Sevilla bei der aparten Aiala … Catalina verbot sich, weiter über ihn nachzudenken. Um mich geht es jetzt, sagte sie sich, um mich und meine Sicherheit!
Sie seufzte und zog unter ihrer Matratze ein kleines Stofftäschchen hervor. Sowohl das Geld, das sie von Tao Te Chen bekommen hatte, als auch ein großer Teil dessen, was sie bei Marco verdient hatte, war darin eingenäht, aber damit würde sie nicht weit kommen. Schon allein der Führer, ohne den sie in diesem ebenso unwegsamen wie schluchtenreichen Land kaum eine größere Strecke zurücklegen konnte, würde sie sicher dreißig Maradevis kosten, und so viel Glück, noch einmal von jetzt auf gleich jemanden zu finden, mit dem sie mitfahren konnte, würde sie sicher nicht haben. Und in einer neuen Stadt würde sie Geld zum Wohnen und Essen brauchen. Catalina warf einen Blick in die Kasse. Hundertzwanzig Maradevis lagen darin. Catalina nahm die Münzen heraus, wog sie in ihrer Hand – und ließ sie mit bedauerndem Seufzen zurück in die Kasse klimpern …
Ihre wenigen Habseligkeiten hatte Catalina schnell gepackt: Nichts als eine Hose, ein Hemd zum Wechseln und einen dicken Wams konnte sie ihr eigen nennen, und auch diese Sachen besaß sie nur dank Marcos Großzügigkeit. Die Kleider waren ihm zu eng geworden, und so hatte er sie Felipa zum Umarbeiten für sie gegeben. Unschlüssig blickte Catalina zu ihrer Bettdecke. Die hatte Marco ihr nicht geschenkt. Aber in den Bergen würde es kalt sein, eiskalt sogar! Einen Moment lang zögerte Catalina noch, rollte die Decke schließlich doch zusammen und stopfte sie zusammen mit ihren Kleidern in einen Stoffbeutel. Nachdem sie das Täschchen mit dem Geld in ihren Stiefeln verstaut hatte, packte sie sich auch noch etwas zum Essen ein, wischte sich ein paar Tränen von den Wangen und trat auf die Straße. Sie wollte die Tür schon wieder hinter sich absperren, als sie doch noch einmal zurück in den Laden lief, die Kasse öffnete und sich das Geld in die Taschen steckte. Auch als sie schon etliche Straßen weitergegangen war, klopfte ihr das Herz noch bis zum Hals.
4
O bwohl ihre Füße schwerer als Blei waren, zwang Catalina weiter einen Fuß vor den anderen, um ihren stoisch voranschreitenden indianischen Führer in dem Schneegestöber nicht aus den Augen zu verlieren. Schon seit Wochen schleppte sie sich hinter ihm her durch die peruanischen Kordilleren. Eigentlich hatte sie nicht geplant, sich so weit von Trujillo zu entfernen, aber in der Nacht nach Laias Erscheinen hatte sie auf die Schnelle nur diesen Führer auftreiben können, der in der Nähe einer Stadt namens Caxamalca seine Familie besuchen wollte. Für ein entsprechendes Entgelt war er bereit gewesen, Catalina mitzunehmen.
Seit diesem Morgen lief Catalina nun hinter ihrem Führer her. Der Indio verstand nur Quechua, die Sprache der Eingeborenen, und schien auch nicht daran interessiert, sich mit Gesten zu verständigen. Catalina war es recht, zumal sie mit ihren Gedanken ohnehin meist woanders war. Je weiter sie sich von Trujillo entfernte, desto mehr schmerzte sie, ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Mikel ein für alle Mal begraben zu müssen.
Mit den Tagen wurden die Wege immer schmaler, bis man kaum mehr zwei Füße nebeneinander setzen konnte. An den Seiten ging es so steil hinab, dass ein Fehltritt den sicheren Tod bedeutet hätte. Es schien ihr symbolhaft für ihr Leben: Jede falsche Bewegung konnte den Tod bringen, den Tod auf dem Scheiterhaufen. Diese erneute Flucht hatte Catalinas Glauben in eine gute, sichere Zukunft von Grund auf erschüttert. Sie war sich so sicher gewesen, in Peru Mikel wiederzufinden und endlich eine Art Heimat zu finden. Aber auch hier schien es keinen Platz für sie geben, würden Flucht und Einsamkeit ihr Leben
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