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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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wohnt direkt nebenan. Den Preis musst du mit ihm selber verhandeln, aber nach dem, was du gerade gewonnen hast, dürfte Geld dein geringstes Problem sein.«
    Das Zimmer war winzig, hatte aber immerhin eine Tür, die man abschließen konnte, und dafür nahm Catalina gern in Kauf, dass die Küche, die sie sich mit der Familie ihres Vermieters und vier anderen Mietern teilen musste, kaum sauberer als der Kneipenfußboden war. Lange, sagte sie sich auch jetzt wieder, würde sie doch nicht hierbleiben, und sie wiederholte diesen Satz in ihrem steinharten Bett noch etliche Male.

    Am nächsten Tag sah sich Catalina in dem Ort nach einer Arbeit um. In drei Läden und bei vier Händlern stellte sie sich vor, erntete aber überall nur Absagen. Entmutigt kehrte sie gegen Mittag in die Taverne zurück. Sie aß einen Spieß, dicke Bohnen und ein Stück Brot. Zwei Männer wollten wissen, ob sie der Bursche sei, der am Vorabend so unverschämt viel Glück beim Spiel gehabt habe. Catalina sah zu ihnen auf. »Denke schon …«
    »Na, dann hast du ja vielleicht Lust, auch gegen uns ein Spielchen zu wagen?«, fragten sie weiter. »Einer, der so viel Glück hat – das reizt einen doch. Aber wir spielen mit unseren eigenen Würfeln.«
    Catalina setzte sich zu ihnen. Die ersten beiden Spiele verlor sie, woraufhin die Männer grinsten und meinten, dass es heute mit ihrer Glückssträhne wohl nicht sehr weit her sei, aber die nächsten sieben Runden gingen an Catalina, und da grinste sie. Und sie fühlte sich gut – zum ersten Mal, seit sie Trujillo verlassen hatte. Je öfter sie den Würfelbecher in die Hand nahm, je nervöser ihre Mitspieler wurden, je höher das Türmchen mit dem Spieleinsatz wuchs, desto besser fühlte sie sich.
    »Bist wohl ein professioneller Spieler?«, meinte schließlich einer der Männer und musterte sie mit misstrauischen Krähenaugen.
    Catalina schüttelte den Kopf. »Ich habe bisher nur selten gespielt, und wenn, bloß zum Spaß.«
    Die Männer glaubten ihr nicht. Nachdem sie noch drei Runden verloren hatten, gaben sie auf, doch wieder fanden sich andere, die sie an ihren Tisch baten.
    »Los, komm, setz dich zu uns!«, riefen sie und bestellten eine neue Karaffe Wein. »Wollen wir doch mal sehen, ob wir deine Glückssträhne nicht knacken können.«
    Auch sie verloren einen Maradevis nach dem anderen an Catalina. Als der Wirt um zwei Uhr die Taverne schloss, war Catalina wiederum um zehn Maradevis reicher.
    Das Würfelspiel fesselte Catalina immer mehr. Dieses Kribbeln, diese Spannung in der Sekunde, bevor die Würfel in ihre endgültige Position fielen und es um alles oder nichts ging. Jeden Abend saß sie nun an einem Spieltisch. Ihr Glück sprach sich herum und ließ immer mehr Menschen in die Taverne strömen. Man wollte ihn sehen, den baskischen Hans im Glück, wollte miterleben, wie er gewann, und glauben, dass man auch selbst eines Tages eine solche Glückssträhne erwischen könnte. Obwohl Catalina vielen das letzte Geld aus der Tasche zog, mangelte es ihr nie an Mitspielern. Es reizte die Leute, gegen den Glückspilz zu spielen. Die cervezas und der vino flossen reichlich an diesen Tischen, die hochprozentigen chupitos nicht minder, und bald war dies für Catalina untrennbar miteinander verbunden: das Kribbeln des Spiels und der warme, herrlich wattige Taumel in ihrem Kopf. Endlich nicht mehr nachdenken müssen, keine Angst mehr spüren und stattdessen in der Akzeptanz, ja, Bewunderung ihrer Mitspieler und Zuschauer baden – das tat so unglaublich gut. Und letztlich war doch ihr ganzes Leben nicht mehr als ein Spiel. Nur war der Einsatz dort höher …

    Auch an diesem Abend war das Glück Catalina hold. Schon achtmal hintereinander hatte sie den Spieleinsatz zu sich ziehen können. Wie immer standen auch heute wieder viele Menschen um sie herum: Die einen warteten darauf, gegen sie zu spielen, die anderen begnügten sich damit zu wetten, wie viele Runden der baskische Hans im Glück noch am Stück gewinnen würde – und über all dem strahlte das breite Gesicht des Wirts: Umsätze wie in den letzten Wochen hatte er sein Lebtag noch nicht gemacht.
    Nach den nächsten beiden gewonnenen Spielen schoben sich zwei Männer an den anderen vorbei an ihren Tisch. Ganz in Schwarz waren sie gekleidet, weswegen die roten Federn, mit denen ihre Flanellhüte geschmückt waren, besonders ins Auge stachen. Der eine war kaum größer als Catalina, untersetzt und hatte eine schlecht verheilte Narbe auf der

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