Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
noch nicht.«
»Und … und wo ist Mikel jetzt?«
Kepo zuckte mit den Achseln. »Möglich, dass er noch in der Gegend ist. Möglich aber auch, dass er schon weitergezogen ist.«
»Und du … du könntest ihn nicht für mich suchen gehen? Ich würde dich auch dafür bezahlen!« Catalina zog ihr Stofftäschchen heraus, doch Kepo drückte ihre Hand weg.
»Lass mal, unter uns Basken braucht es das nicht.«
Er erhob sich. »Schlaf jetzt eine Runde. Morgen früh komme ich wieder und sage dir, was ich herausgefunden habe. Auch etwas zu essen bringe ich dir dann mit. Es wird schon alles gut werden.«
Catalina sah ihm nach. Und ihre Augen strahlten wie schon lange nicht mehr.
5
C atalinas Zuversicht hielt sich nicht lange; dafür war der Kirchenboden zu hart und die Stille um sie herum zu bedrückend. Aus Angst, dass der Narbige wiederkommen könnte, wagte sie nicht zu schlafen, und wenn sie die Augen doch einmal schloss, zogen vor ihr die Bilder des Toten auf. Sie sah, wie ihr Degen im Bauch des Mannes versank und wie er zusammenbrach, dann das viele Blut … Wie leicht es war, einen Menschen zu töten, wie endgültig. Catalina sagte sich, dass sie nur aus Notwehr gehandelt hatte, aber das Grauen über das, was sie getan hatte, wich nicht von ihr.
Als sie schließlich doch eingenickt war, schreckte sie bei jedem Knacken im Holz der Kirchenbänke wieder hoch. Endlich, als die Sonne hoch genug stand, um die farbigen Glasfenster zum Leuchten zu bringen, erschien Kepos brauner Wuschelkopf am Kirchenportal. Catalina sprang auf und lief zu ihm.
»Kepo, endlich!«
Der Baske tippte seine Fingerspitzen ins Weihwasser, bekreuzigte sich und warf Catalina eine dicke Decke zu. Catalina fing sie auf. »Das soll ja hoffentlich nicht heißen, dass ich mich hier auf einen längeren Aufenthalt einrichten soll?«, fragte sie bang.
»Immer eins nach dem anderen.« Kepo drückte ihr ein dick belegtes Schinkenbrot in die Hand und ließ sich auf eine Kirchenbank fallen. »Viel wichtiger ist im Moment, dass wir den Priester auf unserer Seite haben. Er hat mir versichert, dass er sich auf keinen Fall von den Oberen der Stadt unter Druck setzen lassen wird. Eher exkommuniziert er die Bande, als dass er zulässt, dass dir in diesen heiligen Mauern auch nur ein Haar gekrümmt wird.« Kepo zwinkerte ihr zu. »Dass auch er Baske ist, brauche ich jetzt wohl nicht mehr zu erwähnen.«
»Und Mikel?«, fragte Catalina ungeduldig dazwischen. »Hast du den auch schon gesprochen?«
Kepo hob die Augenbrauen. »Wenn du Mikel kennst, dann weißt du ja, wie leicht der sich in Luft auflösen kann, und das scheint er gerade mal wieder getan zu haben.«
»Das darf doch nicht wahr sein!« Catalina schlug sich gegen die Stirn. »Jetzt habe ich endlich eine heiße Spur, und da kann ich ihr nicht nachgehen, weil ich in dieser verdammten Kirche festsitze.«
»Tja, und hier wieder hinauszukommen wird leider um einiges schwieriger werden, als es gestern noch ausgesehen hat.« Kepo wies auf das Kirchenportal. »Drei seiner besten Soldaten lässt der Alcalde da draußen Wache schieben, und überdies flaniert der Narbige auf dem Kirchplatz auf und ab – und das ist noch nicht einmal das Schlimmste.« Er warf Catalina einen langen Blick zu. »Dieser brutale Mistkerl hat jedem, der auch nur ein Wort zu deiner Verteidigung vorbringt, Vergeltung angedroht!«
Catalina wurde blass. »Das heißt, wenn die mich letzte Nacht ins Gefängnis gesteckt hätten …«
»Wäre dein Todesurteil jetzt schon unterschrieben.« Kepo nickte und schürzte die Lippen.
»Trotzdem habe ich nicht vor, den Rest meines Lebens in dieser Kirche zu verbringen.«
»So weit wird es schon nicht kommen«, beruhigte Kepo sie. »Aber ein bisschen mehr Geduld, als wir zunächst gedacht haben, wirst du schon brauchen.«
»Geduld …« Catalina schüttelte den Kopf.
Eine Woche später saß Catalina immer noch in der Kirche fest. Inzwischen hatte sie den Pfarrer kennen gelernt. Der kleine, drahtige Mann bestätigte ihr, dass sie hierbleiben könne, solange es nötig war, und musterte sie daraufhin eindringlich.
»Wovor hast du solche Angst?«, fragte er sie.
Catalina biss sich auf die Lippen.
»Aber du hast keine Schuld«, sagte der Pfarrer verständnisvoll. »Du hast aus Notwehr gehandelt und wirst dich für den Toten deswegen auch nicht vor dem Jüngsten Gericht verantworten müssen.«
Er nickte ihr noch einmal aufmunternd zu und meinte, dass sie sich in der Kirche frei bewegen
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