Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
lauter lachte.
»Langweilig wird es einem mit dir nie, das ist sicher«, rief er, nahm die Spitze seines Degens von ihrem Hals und piekste ihr zum Spaß in den Arm. »Menschenskind, Francisco, mich so zu erschrecken! Ich hätte dir beinahe die Kehle durchgeschnitten.«
»Mikel …« Noch immer konnte Catalina nicht fassen, dass er wirklich vor ihr stand. »Aber wie und wo …«
»Für Frage- und Antwortspiele haben wir jetzt keine Zeit.« Mikel forderte sie auf, rasch ihre Sachen zusammenzupacken. »Wir haben die Wachen da draußen zwar schlafen geschickt, aber ihr Schlaf wird nicht ewig währen, und ich weiß nicht, wie lange Kepo sie allein in Schach halten kann, wenn sie zu sich kommen. Machen wir also lieber, dass wir wegkommen!«
Catalina schnappte sich ihre Decke und rannte mit Mikel zum Portal.
»Und der Narbige?«, fragte sie ihn. »Was habt ihr mit dem gemacht?«
»Den haben wir gefesselt und verpackt, keine Sorge.« Mikel öffnete das Portal und imitierte einen Käuzchenruf. Sofort kam Kepo um die Ecke.
»Alles klar!«, rief er. »Die Wachen schlafen noch.«
Er reichte ihnen eine Tasche mit Proviant. Mikel schulterte sie und machte Catalina Zeichen, ihm zu folgen. »Auf jetzt, bevor noch jemand auf uns aufmerksam wird.«
Catalina warf Kepo einen besorgten Blick zu. »Aber wirst du keine Schwierigkeiten bekommen, weil du mir bei der Flucht geholfen hast?«
Kepo winkte ab. »Die Wachen hat Mikel matt gesetzt, und der Narbige weiß nicht, wer ihm die Weinflasche über den Kopf gezogen hat. Außerdem brauchen sie mich hier: Schließlich bin ich der Einzige weit und breit, bei dem sie neue Degen kaufen können.« Er klopfte Catalina auf die Schulter. »Viel Glück, mein Freund! Und halt dich künftig besser von Caxamalca fern!«
Schnell drückte Catalina Kepo noch einmal die Hand, dann rannte sie Mikel nach, der gerade hinter der nächsten Straßenecke verschwand.
Im Schutz der Nacht kamen sie ohne Schwierigkeiten aus der Stadt, doch auch auf den Feldern trieb Mikel Catalina zur Eile an. »Hier in der Ebene finden sie uns sofort. Erst in den Bergen können wir sie abschütteln.«
Er lief in einem Tempo weiter, das Catalina außer Atem brachte, aber sie hätte in ihrer Verwirrtheit ohnehin nicht gewusst, wo sie mit ihren Fragen anfangen sollte.
Erst zwei Stunden später blieb Mikel stehen und zeigte auf den Eingang einer Höhle. »Hier können wir uns ausruhen, bis es Tag wird.«
Catalina zog den Kopf ein und folgte ihm. Mikel zündete eine Kerze an. Als Catalina sah, dass sie in der Höhle bequem stehen konnte, richtete sie sich auf. Auf einmal erklang hinter ihnen ein Scharren. Erschrocken fuhr Catalina herum und erblickte zwei dunkelbraune Maultiere. Mikel ging zu ihnen und strich ihnen über die Nüstern.
»Das sind Klipp und Klapp, meine treuen Wegbegleiter.«
Catalina atmete auf und klopfte den Tieren auf die Kruppe, während Mikel etwas Wachs auf einen Stein tropfen ließ und die Kerze aufstellte. Anschließend holte er aus der Gepäcktasche seine Decke und meinte zu Catalina, dass auch sie sich besser hinlege und ausruhe.
»Bei Sonnenaufgang müssen wir weiter, mach dich darauf gefasst, dass es ein anstrengender Marsch wird. Hier ist deine Tasche. Kepo hat sie mir gegeben, schon heute Mittag, als wir besprochen haben, wie wir dich da rausholen können. Ich hoffe, du hast sonst nichts bei deinem Wirt gehabt.«
Als Catalina ihre Tasche in Händen hielt, wusste sie, dass sie nun wirklich gerettet war.
Am nächsten Morgen saß Catalina bei ihrem kargen, nur aus einem Kanten Brot und ein wenig Wein bestehenden Frühstück Mikel gegenüber und strahlte über das ganze Gesicht.
»Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich dich irgendwann in Trujillo aufstöbern würde«, erzählte sie ihm und dass es ihr dort sehr gut gefallen habe.
»Und warum bist du dann nicht in Trujillo geblieben, statt dich in Caxamalca in der Kirche festsetzen zu lassen?«
»Weil, nun weil …« Obwohl ihr Mund noch längst nicht wieder leer war, biss Catalina noch einmal in ihr Brot.
»Ich sehe schon«, lachte Mikel. »Immer noch der gleiche alte Geheimniskrämer. Und warum du von Georges weg bist, frage ich wohl besser auch nicht, wie?«
Catalina errötete. »Bei Georges war ich schon sehr gern. Ehrlich! Er ist ein ganz besonderer Mensch!«
»Ich sag’s ja: keine Antwort! Aber wie du willst. Außerdem haben wir jetzt ohnehin keine Zeit zum Weiterreden. Die Spanier haben verdammt gute Spürhunde mit äußerst
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