Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Catalina bei.
Wieder hieb der Begleiter des Narbigen auf Catalina ein. Ihre Degen kreuzten sich, er drückte Catalinas Schneide so tief herunter, bis sich ihre Schultern berührten. Im gleichen Moment sah Catalina den Degen des Kleineren auf sich zukommen. Die Angst vervielfältigte ihre Kräfte. Mit einem Aufschrei schleuderte sie ihren Gegner zurück, duckte sich unter dem Stahl des Narbigen, musste dann beide Degen gleichzeitig abwehren und sah bald kaum noch, wohin sie stach und hieb – bis ihr Degen in den Bauch des Begleiters des Narbigen sank. Der Mann brach zusammen. Erschrocken zog Catalina ihren Degen zurück: Eine Fontäne dicken roten Bluts ergoss sich über seine Kleider. Mit einem wütenden Aufschrei stürzte der Narbige auf Catalina.
»Du hast meinen Bruder getötet!«, schrie er mit blinder Wut. Klirrend trafen sich ihre Degen, dann donnerte ein »Aufhören, im Namen des Königs: sofort aufhören!« durch den Raum. Drei Soldaten fuhren zwischen sie und drängten Catalina an die eine und den Narbigen an die andere Wand.
»Der Mistkerl hat meinen Bruder erstochen!«, brüllte der Narbige wieder und zeigte auf Catalina.
Catalina blickte zwischen ihm und den Soldaten hin und her, dann zu den Männern hinter ihr, wartete, dass jemand sie verteidigte, doch alle senkten den Blick.
»Hinter den Tresen!«, rief Kepo Catalina auf Baskisch zu. »Nun mach schon.«
Catalina erkannte, dass sie dort herum tatsächlich entkommen konnte, und stürmte los. Keiner der Männer hielt sie auf, und die Soldaten waren viel zu verblüfft, um reagieren zu können. Catalina folgte Kepo in die Küche, prallte dort gegen das dicke Spülmädchen, stolperte weiter zum Hinterausgang, rannte durch den kleinen Patio, über die Mauer, durch die Straße und schließlich ihrem Retter hinterher in eine Kirche hinein. Kepo zerrte sie hinter den Altar, und als die Soldaten ihnen nachkamen, schrie er: »Wagt nicht, gegen das Kirchenasyl zu verstoßen, sonst straft euch Gott mit ewiger Verdammnis!«, woraufhin die Soldaten tatsächlich wie angewurzelt stehen blieben.
»Das werdet ihr euch doch nicht gefallen lassen«, tobte der Narbige. Er schob sich an den Soldaten vorbei, um sich Catalina selbst zu holen, doch die Soldaten hielten ihn auf.
»Der Bursche wird sich schon nicht für den Rest seines Lebens hier drin aufhalten.«
Der Narbige knirschte mit den Zähnen, wagte aber nicht, gegen den Befehl der Soldaten zu handeln.
»Ich kann warten«, zischte er Catalina zu. »Und gerade dann, wenn du mich am wenigsten erwartest, werde ich kommen und dich holen.«
Die Soldaten bestanden darauf, dass er die Kirche mit ihnen verließ. Als das Kirchenportal hinter ihnen zufiel, sank Catalina auf die Stufen vor dem Altar.
»Danke«, keuchte sie ihrem Landesvetter entgegen. »Das vergesse ich dir nie!«
»Der Narbige wahrscheinlich auch nicht!«, erwiderte Kepo und grinste schief.
Noch lange saß Kepo bei Catalina und überlegte mit ihr, wie es weitergehen sollte.
»Wenn du willst, kannst du dich natürlich stellen: Schließlich hast du den Kerl in Notwehr niedergestochen, und das haben alle gesehen. Mit ein bisschen Glück lassen sie dich nicht länger als die drei, vier Tage im Gefängnis schmoren, die sie brauchen, um den Hergang zu untersuchen. Allerdings ist der Alcalde von Caxamalca nicht eben baskenfreundlich. Du wärst nicht der Erste, der hier nur deswegen gehängt wird, weil er aus dem falschen Landesteil Spaniens stammt.«
»Aber den Rest meines Lebens hier in der Kirche zu verbringen, erscheint mir auch nicht besonders reizvoll«, erwiderte Catalina.
Kepo lachte auf. »Ich bringe dich schon hier raus, keine Sorge.«
Er erzählte Catalina, dass er schon seit zwei Jahren in Caxamalca lebte.
»Ich handle mit Degen und Dolchen. Da hat man hier ein ganz gutes Auskommen.«
»Mit Degen und Dolchen?« Catalina richtete sich auf. »Und du kennst nicht zufällig einen anderen Basken, einen gewissen Mikel, gut zwei Jahre älter als ich, der auch mit Degen und Dolchen handelt?«
»Aber sicher!« Kepo strahlte auf. »Im Herbst sind wir zusammen nach Porto Bello gereist. Erst vor ein paar Tagen ist er weitergezogen.«
»Mikel war … hier?« Catalina riss die Augen auf. »Hier in Caxamalca?«
Kepo nickte. »Bevor er ging, hat er mir seine Reste an Degen und Dolchen überlassen. Der Handel stand ihm bis hier.« Kepo hielt den Zeigefinger unter die Nase und lachte. »Jetzt sucht er etwas Aufregenderes, was genau, wusste er selber
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