Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
aufzogen.
»Wie kann man als Mann nur so verrückt auf diese kitschigen Gedichte sein?«, hänselten sie Montserrat und Isabella, nicht ahnend, an wen Catalina in diesen Momenten dachte, und Catalina hütete sich natürlich, es ihnen zu erzählen. Ja, selbst Montserrat gegenüber wagte sie nicht, sich zu öffnen. Zu groß war ihre Angst, dass jene sie in einem unachtsamen Moment verraten könnte und sie erneut alles verlieren würde, was ihr gerade erst ans Herz gewachsen war: ein Platz, an dem sie sich willkommen und aufgehoben fühlte, wo sie Freundinnen zum Reden, ein behagliches Zimmer und eine interessante Arbeit hatte, wo sie keine Nachstellung von Männern befürchten musste. Und es gab noch einen Grund, warum sie unbedingt hierbleiben wollte: Es war die Hoffnung, dass Mikel sich doch noch besinnen und eines Tages kommen und sie holen würde.
»Warum sollen Männer denn nicht von Liebe träumen?«, gab Catalina auf ihr Hänseln zurück, woraufhin die Schwestern nur noch lauter lachten. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatten und Lisa mit leiser Stimme zu fragen wagte: »Wenn Euch die Gedichte so gut gefallen, habt Ihr ja vielleicht auch Lust, mit uns Theater zu spielen?«
Dass Catalina abwehrend die Hände hob, minderte die steigende Begeisterung der drei Schwestern kaum.
»Das Stück kann ich schreiben«, schlug Isabella mit vor Aufregung geröteten Wangen vor, Lisa rief: »Und die Kostüme nähe ich«, und Montserrat freute sich, dass sie damit ein originelles Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter hätten. »Die liebt das Theater doch so sehr.«
»Aber ich will kein Theater spielen!«, rief Catalina in ihren Jubel hinein. »Das liegt mir nicht.«
Doch das interessierte die drei jungen Damen nicht mehr, so froh waren sie, dass in ihrem Theaterstück nun endlich ein Mann auftreten würde. »Und zwar ein echter, versteht Ihr!«
Catalina sah ein, dass sie keine Chance hatte, den Mädchen ihre Idee wieder auszureden. Sie sank zurück in ihren Stuhl und ahnte, dass sie geradewegs ins Verderben ging …
9
S chon drei Wochen später legte Isabella ihr Theaterstück vor. Die Handlung war nicht kompliziert; es war eine turbulente Liebesgeschichte, dazu gab es einen Rivalen und die Freundin der weiblichen Hauptperson.
»Und?«, fragte Isabella. »Wie gefällt es euch?«
»Ich würde sagen: Lope de Vega lässt grüßen!«, grinste Montserrat, worauf Isabella beleidigt auffuhr, dass sie bei niemandem abgeschrieben habe und bei diesem in Spanien derzeit so berühmten Dichter, der Theaterstücke wie am Fließband schrieb, schon sowieso nicht. »Das habe ich auch gar nicht nötig.«
Montserrat ließ es auf sich beruhen, zumal die Zeit drängte. Als Catalina hörte, dass sie die Rolle von Lisas Geliebten übernehmen sollte, wurden ihr die Knie weich.
»Aber der umarmt und küsst Lisa doch dauernd, und dann diese innige Kussszene am Schluss!« Catalina brach der Schweiß aus. »Das geht nicht! Das geht auf gar keinen Fall!«
»Aber Ihr sollt Lisa doch nicht richtig küssen«, beruhigten sie die Mädchen. Isabella zeigte ihr, wie sie sich Lisa zuwenden könne, dass es für die Zuschauer wie ein echter Kuss aussah, er Lisa dabei aber nicht zu nahe trat. Catalina ließ sich nicht beruhigen. »Eure Eltern werden mir den Kopf abreißen, ob der Kuss nun echt ist oder nicht.«
»Ach woher«, widersprachen ihr die Mädchen. »Unsere Eltern wissen doch, dass man beim Theater nicht richtig küsst. Und jetzt lasst uns endlich mit der ersten Probe beginnen!«
Damit ihre Eltern nicht vorzeitig von dem Stück erfuhren, wollten sie in Lisas Zimmer proben. Sofort meldete Catalina Protest an. »Jetzt nehmt doch Vernunft an! Wenn Euer Vater mich in Lisas Zimmer erwischt, knüpft er mich am nächsten Baum auf!« Montserrat stimmte ihr zu. »Auch für Mutter hörte da sicher der Spaß auf.«
»Dann müssen wir eben Wachen aufstellen«, rief Isabella und holte ihre Zofen herbei. Sehr begeistert waren die drei Indiofrauen über die spätabendliche Sonderaufgabe zwar nicht, aber die Aussicht auf eine Sonderbelohnung ließ ihre Mienen wieder heller werden. Montserrat positionierte Isabellas Zofe im Flur und ihre und Lisas Zofe im Patio, unweit von Lisas Terrassentür.
»Wenn ihr Mama oder Papa seht, sagt ihr sofort Bescheid!«, schärfte sie den Frauen ein, woraufhin die nickten, sich Stühle herbeischafften und es sich bequem machten.
»Na, dann können wir jetzt ja endlich anfangen«, frohlockte Isabella
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