Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
mit Euch versuchen – allerdings muss ich Euch warnen: Auch wenn unsere Indios brave Leute sind, kriegen wir bisweilen doch die Auswirkungen von den Indioaufständen in der Umgebung zu spüren, was unseren letzten Verwalter das Leben gekostet hat.«
Catalina straffte sich und legte die Hand an ihren Degenknauf. »Den trage ich nicht zur Dekoration.«
»Nichts anderes wollte ich hören.« Don Alfredo nickte zufrieden. »Niemals hätte ich gedacht, so schnell einen Ersatz zu bekommen, und zudem noch einen, der mir beim Führen der Bücher helfen kann. Was haltet Ihr von sechzig Maradevis bei freier Kost und Logis?«
Er hielt Catalina die Hand hin. Ohne zu zögern schlug sie ein.
8
A m nächsten Morgen sprang Catalina beim ersten Hahnenschrei aus dem Bett, das allein schon wert war, diese Stelle angenommen zu haben: Niemals zuvor hatte sie komfortabler geschlafen! Auch mit ihrem Zimmer – groß, hell und mit einer doppelflügeligen Tür zu dem mit Zitronenbäumen und Geranien bepflanzten Patio – war Catalina sehr zufrieden. Eigentlich gab es nichts, was ihr zu ihrem Glück noch fehlte. Fast nichts … Energisch schob sie den Gedanken an Mikel beiseite.
Sie sprang in ihre Kleider, spritzte sich ein bisschen Wasser ins Gesicht und lief ins Esszimmer, wo sich Don Alfredo gerade vom Frühstückstisch erhob. Eine kleine Indiofrau hielt Catalina einen Teller mit verschiedenen Kuchen hin. Sie wählte ein Stück mit dickem Schokoladenguss und biss mit gutem Appetit hinein.
»Oh, prima, Ihr seid ja auch schon auf!«, erschallte Montserrats helle Stimme.
Erstaunt drehte sich Catalina um. »Und ich dachte immer, die Töchter reicher Väter würden morgens ausschlafen.«
Montserrat lachte auf. »Meine Schwestern schlafen ja auch noch, aber mir hat Vater erlaubt, Euch in Eure Arbeit einzuführen.«
Vor Verwunderung ließ Catalina die Hand mit dem Kuchen sinken.
»Ich weiß, dass sich das eigentlich nicht gehört, und so ganz wohl fühlt sich mein Vater auch nicht dabei, aber da er auf die Schnelle keinen neuen Verwalter finden konnte, habe ich in den letzten Wochen einen Großteil dieser Aufgaben übernommen, und wer könnte Euch jetzt also besser in diese Arbeit einführen als ich? Und so ganz nebenbei kann ich Euch gleich noch gestehen, dass ich jede Minute dieser Arbeit genossen habe.« Montserrat zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie langweilig es ist, ständig nur mit den Schwestern dazusitzen und nichts weiter tun zu dürfen, als Wandbehänge zu besticken oder irgendwelche Liedchen einzustudieren!«
Ein »Und ob!« lag Catalina schon auf der Zunge, aber im letzten Moment schluckte sie es hinunter.
»In Spanien würde er es Euch sicher trotzdem nicht gestatten«, meinte sie stattdessen. Montserrat nickte. »Ich bin ja schon hier geboren, aber die Mädchen von der Nachbarhazienda erzählen mir manchmal von Andalusien und wie streng überwacht sie dort waren. Das ist allerdings kein Vergleich zu hier.«
Montserrat trank einen Kaffee im Stehen, dann führte sie Catalina zu den Ställen, wo drei Indios mit dem Melken der Kühe beschäftigt waren. Catalina staunte über die große Menge Vieh. »Da sind ja mindestens zwei Dutzend!«
»Das ist nur ein Bruchteil«, erklärte ihr Montserrat. »Die meisten stehen draußen auf der Weide.«
Ein verspätet eintreffender Indio schnappte sich unter halbherzigem Entschuldigungsgemurmel seinen Eimer, einen Lappen und Melkschemel und hockte sich neben die erstbeste Kuh. Montserrat hub zu schimpfen an: »Ab jetzt hat das faule Leben ein Ende: Das hier ist der neue Verwalter, und wenn du keinen Ärger mit ihm haben willst, fängst du besser ab sofort wieder pünktlich mit deiner Arbeit an!«
Als sich auch Catalina einen Eimer nehmen wollte, legte Montserrat ihr lachend die Hand auf den Arm. »Aber Ihr sollt die Arbeit doch nur überwachen.«
»Ob ich mich beim Melken besonders geschickt angestellt hätte, wage ich ohnehin zu bezweifeln«, lächelte Catalina und ließ sich von Montserrat erklären, worauf sie zu achten hatte.
»Und all dieses Wissen habt Ihr Euch in nur wenigen Wochen selbst angeeignet?«, fragte sie anschließend verwundert.
»Nun, nicht so ganz …« Montserrat musste lachen. »Wenn es irgendwie ging, bin ich auch früher schon aus den Mädchenzimmern entwischt, und unser Verwalter war immer froh über mein Interesse an seiner Arbeit. Ich hoffe, Ihr tretet auch in diesem Punkt in seine Fußstapfen.«
Catalina
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