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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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bei einem Aufstand der Indios in der Nachbarhazienda getötet worden ist, weiß mein Vater vor lauter Arbeit kaum noch, wo ihm der Kopf steht – und das nutzen unsere Indios leider weidlich aus!«
    Von solchen Indioaufständen hatte Catalina gehört. Obwohl die Spanier schon seit über siebzig Jahren die Herrschaft der Inkas in Peru zerschlagen hatten und seither viel gute Worte und noch mehr Gewalt angewandt hatten, um sich die Eingeborenen untertan zu machen, war ihr Widerstand noch immer nicht überall gebrochen, und daran änderte auch ihre immer intensiver vorangetriebene Zwangschristianisierung nichts. Auch eine Taufe und ein christlicher Name machten einen Indio eben noch nicht zu einem ergebenen Untertan eines Tausende von Meilen entfernt regierenden Königs.
    Catalina registrierte, dass der Indio ihr immer noch feindselige Blicke zuwarf. Die junge Frau machte eine Bewegung mit dem Kinn, woraufhin der Indio widerspruchslos verschwand. Catalina imponierte das entschiedene Auftreten der Frau, und das umso mehr, als sie dabei noch keine Unze ihrer Weiblichkeit einbüßte. Ihre frisch geröteten Wangen und die sanft geschwungenen Lippen hätten die Blicke eines echten Mannes auf sich gezogen, und auch um die makellosen Hände und das prächtige, bis zur Hüfte reichende Haar beneidete Catalina sie.
    »Ich will Euch nicht lange aufhalten«, meinte Catalina. »Ich möchte nur etwas Proviant für die Weiterreise kaufen.«
    Die junge Frau musterte Catalina von Kopf bis Fuß, dann lächelte sie und bat sie einzutreten. »Ich bringe Euch zu meinem Vater.«
    Auf dem Weg zu dem weitläufigen, einstöckigen Haupthaus erzählte sie Catalina, dass es in ihrer Region in der letzten Zeit häufig Probleme mit aufständischen Indios gebe und manchmal sogar die spanische Armee eingreifen müsse. Dann hatten sie das Arbeitszimmer ihres Vaters erreicht. Die junge Frau klopfte an, warf einen Blick hinein und bat Catalina ins Zimmer. Der Raum strahlte gediegenen spanischen Wohlstand aus. Der Hausherr war so angestrengt in seine Unterlagen vertieft, dass er ihr Eintreten gar nicht bemerkte. Erst als die junge Frau ihn direkt ansprach, sah er auf.
    »Was ist denn, Montserrat?«, rief er. »Du weißt doch, dass ich in Arbeit ersticke, und da kommst du mir mit einem unangemeldeten Besucher!«
    »Aber Vater, nun werdet doch nicht gleich grantig!« Montserrat umlief den Schreibtisch ihres Vaters, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihm etwas zu. Ihr Vater blickte zu Catalina und wirkte auf einmal sehr viel zugänglicher.
    »Soso, ein junger Spanier seid Ihr. Tretet doch näher, ja, bitte, setzt Euch! Macht es Euch bequem!«
    Catalina nahm auf dem weich gepolsterten Stuhl direkt vor seinem Schreibtisch Platz. Auf einem so bequemen Stuhl hatte sie zum letzten Mal in Vitoria bei Doktor Don Francisco de Geralta gesessen.
    »Darf ich fragen, was Euch zu uns führt?«
    »Ich bin auf dem Weg nach Callao. Ich hoffe, dort eine Arbeit zu finden.«
    »Und welche Art Arbeit, wenn ich auch das noch fragen darf?«
    Catalina fiel ein, was seine Tochter ihr über den Verwalter erzählt hatte, und ahnte, welche Idee die Stimmung des Hausherrn so plötzlich aufgehellt hatte … Catalina dachte an Mikel. Wie schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, wäre es, ihn in Callao wiederzufinden. Und zugleich spürte sie unter ihrer Hand den guten, dicken Stoff, mit dem der Stuhl bezogen war. Auch alles andere hier machte den Eindruck von Wohlstand, Beständigkeit und Sicherheit …
    Catalina blickte zu Montserrat und musste an Ainoa denken. Wie schön wäre es, wieder eine Freundin zu haben. Auf einmal fühlte sie sich müde. Ständig auf der Flucht zu sein, ständig in der Furcht zu leben, entdeckt zu werden … Vielleicht könnte sie ja hier, in der Abgeschiedenheit der Hazienda, in Ruhe leben. Don Alfredo sah sie abwartend an.
    »Nun«, meinte Catalina, »eigentlich wäre mir jede Arbeit recht. Bisher habe ich für einen Händler, als Matrose und in einer Kolonialwarenhandlung gearbeitet, und Lesen, Schreiben und Rechnen kann ich auch.«
    Don Alfredos Interesse nahm merklich zu. »Meine Tochter hat Euch ja schon von unserem Verwalter erzählt …«
    Catalina nickte, sah noch einmal zu Montserrat und wollte auf einmal nichts mehr, als diese Stelle zu bekommen. »Das würde ich mir schon zutrauen. Ich lerne schnell, müsst Ihr wissen, sehr schnell sogar!«
    Don Alfredo nickte. »Wenn Ihr meint, dass Ihr es schaffen könnt, will ich es gern

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