Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
dass sie angesichts der vielen auf sie gerichteten Blicke etwas unternehmen musste, wenn sie nicht riskieren wollte, dass ihr bald alle auf der Nase herumtanzten. Sie lief hinter Manolo her.
»Du sollst aufs Feld gehen und umgraben helfen!«
Ohne den Kopf umzuwenden schlüpfte Manolo unter dem Tuch hindurch, das vor der Türöffnung seiner Hütte hing. Wütend stürmte Catalina ihm nach, rauschte unter dem Tuch hindurch und spürte in der nächsten Sekunde eine Messerspitze an ihrer Kehle.
»Wage es nicht!«, zischte sie Manolo an. »Das würde dich deinen Kopf kosten.«
»Aber zuerst Euch den Euren«, gab Manolo unbeeindruckt zurück. »Es sei denn, Ihr seid klug genug, schleunigst von hier zu verschwinden.«
Catalina machte einen Schritt zurück; Manolo folgte ihr und drückte ihr weiter die Klinge gegen den Hals. Er grinste sie an. »Ab morgen habe ich hier das Sagen.«
Catalina wurde klar, dass Manolo nicht nur wollte, dass sie seine Hütte verließ.
»Du bist ja verrückt«, keuchte sie.
Manolo trat so nah an sie heran, dass sie seinen schlechten Atem riechen konnte. »Wenn Ihr hier nicht aufgetaucht wärt, wäre ich der neue Verwalter geworden. Ich hatte mit Don Alfredo schon alles abgesprochen. Und jetzt werde ich dafür sorgen, dass er doch noch Wort hält.«
Angesichts der Schneide an ihrem Hals hielt Catalina es für klüger, ihm nicht zu widersprechen.
»Ist ja schon gut«, meinte sie daher nur. »Nimm jetzt das Messer weg und ich verschwinde.«
Manolo rührte sich nicht.
»Du hast gewonnen: Noch heute packe ich meine Sachen und tauche hier nie wieder auf.«
Endlich ließ er das Messer sinken – und in der nächsten Sekunde bohrte ihm Catalina ihre Degenspitze in den Bauch. Eiserne Entschlossenheit spiegelte sich in ihrer Miene. Manolo ließ das Messer fallen.
»Wag das nie wieder!«, zischte Catalina ihn an. »Nie wieder, hörst du?«
Stumm starrte Manolo sie an. Catalina wurde klar, dass sie hier ab sofort keine ruhige Minute mehr haben würde. Es zuckte ihr in den Fingern, aber schließlich ließ sie den Degen doch sinken.
»Ich warne dich: Komm mir bloß nie wieder zu nah!«, knurrte sie ihn an. »Und jetzt mach, dass du auf das Kartoffelfeld kommst, und zwar ein bisschen plötzlich!«
Nach einem Catalina endlos lang erscheinenden Moment senkte Manolo den Blick, ging zur Tür und trat ins Freie. Catalina musste ein paarmal tief durchatmen, ehe sie ihm folgen konnte. Als sie hinauskam, drehte er sich noch einmal zu ihr um.
»Das werdet Ihr bereuen«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Das werdet Ihr bereuen.«
Dann ging er weiter. Und begann auf einmal zu lachen.
In den nächsten Tagen rechnete Catalina ständig damit, dass Manolo aus irgendeiner dunklen Ecke hervorsprang. Die Katze saß vor dem Mauseloch – Catalina spürte es. Sie bemühte sich, nicht die Nerven zu verlieren, konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit, aß abends im Kreis der Familie und ging anschließend mit den Mädchen in den Patio. Kaum hatte sich ihr Vater in sein Arbeitszimmer und ihre Mutter in den Salon zurückgezogen, drängten die Mädchen sie, mit den Theaterproben weiterzumachen.
Zwei Wochen vor dem Geburtstag vergewisserte sich Catalina vor der Probe wieder, dass die Zofen auf ihren Plätzen waren. Als sie sah, wie lustlos die drei Frauen auf ihren Stühlen hingen, nahm sie sich vor, ihnen morgen eine weitere Sonderbelohnung zu versprechen, damit sie sich wieder ein bisschen eifriger an ihre Aufgabe machten. Als sie Lisas Zimmer betrat, wurde sie dort schon erwartet.
»Ich dachte schon, Ihr kämt heute überhaupt nicht mehr!«, rief Montserrat, und dass sie sich heute unbedingt noch einmal an die Schlussszene machen müssten.
»Hier ist Eure Ausgangsposition!«, erklärte sie Catalina und zog sie am Arm in die Mitte des Raumes. »Und jetzt noch einmal, damit Ihr Euch endlich ein bisschen besser in die Szene hineinfühlt: Ihr steht hier an einer Hausecke und wartet auf Eure Geliebte. Als Ihr die Hoffnung gerade aufgeben wollt, huscht Lisa um die Ecke. Ihr seht, dass sie weint. Bestürzt fragt Ihr sie, was geschehen ist. Sie erklärt Euch, dass ihr euch nie wiedersehen dürft, weil ihr Vater sie mit Xavier verheiraten will. Entsetzt ruft Ihr Nein!, nehmt ihre Hand und zieht sie an Euch. Und dann sagt Ihr, dass Ihr mit ihr fliehen werdet, woraufhin sie Euch in die Arme fällt und Ihr sie innig küsst!«
»Auf die Wange«, erinnerte Catalina sie missmutig. »Nur auf die Wange, haben wir
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