Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
ausgemacht.«
Montserrat stöhnte auf. »Du meine Güte, ja. Aber nicht wieder wie gestern so weit seitlich, dass es für die Zuschauer aussieht, als wolltet Ihr Lisa das Ohr abbeißen!«
Die Mädchen prusteten los, Catalina aber fand das Ganze gar nicht komisch. »Also, Don Francisco, ist jetzt alles klar?« Montserrat sah sie abwartend an. Catalina nickte; Isabella und Montserrat zogen sich auf ihre Plätze hinter den Paravent zurück. Gegen Ende der Kussszene würde Isabella alias Xavier von dort heraustreten, Catalina alias Rodriguez in flagranti mit Lisa erwischen und mit gezücktem Degen auf ihn losgehen. Im letzten Moment würde Lisa ihren Rodriguez warnen, damit der seinen Rivalen in die Flucht schlagen konnte.
»Fangen wir also an!«, rief Montserrat. Catalina tat so, als warte sie, nach einer Weile kam Lisa um die gedachte Hausecke und weinte.
»Aber Geliebte, was ist denn geschehen?«, rief Catalina.
»Wir dürfen uns nie wiedersehen«, erwiderte Lisa und weinte noch heftiger. »Mein Vater will mich verheiraten – mit Xavier!«
Ganz wie es vorgesehen war, nahm Catalina Lisas Hand, zog sie an sich und erzählte ihr, dass sie ihre Flucht schon vorbereitet habe. »Im Morgengrauen komme ich und hole Euch, Geliebte, und dann fliehen wir in ein besseres Leben, ein Leben, in dem wir frei sein werden und nur uns gehören!«
Sanft strich Catalina ihrer Geliebten über die Wange und wollte sie eben küssen, als hinter ihr wütendes Gebrüll anschwoll: »Du nichtsnutziger Betrüger, verderbter Mädchenschänder, der du bist!«, zugleich bohrte sich eine Degenspitze in Catalinas rechten Oberarm. Catalina schrie vor Schmerz, zog mit ihrem linken Arm den Degen aus der Schneide und fuhr zu ihrem Angreifer herum und war so verblüfft, als sie sah, wer sie angriff, dass sie nicht zurückschlagen konnte.
»Aber Don Alfredo«, stotterte sie, und hinter ihr schrien die Mädchen, doch Don Alfredo war blind und taub vor Wut. Er griff Catalina wieder an. »Meiner Tochter nachstellen, sie entführen wollen – das werdet Ihr mir büßen!«
Don Alfredos Klinge schrammte an Catalinas Brust vorbei, was ihr bewusst machte, wie ernst es Don Alfredo war. Sie riss den Degen hoch und wehrte Don Alfredos nächsten Hieb ab, aber da schlug er erneut auf sie ein … Catalina brach der Schweiß aus. Auch wenn Georges ihr beigebracht hatte, den Degen mit beiden Händen zu führen, war ihre Linke doch weit schwächer als ihre Rechte, und Don Alfredo war ein ausgesprochen wendiger Fechter. Catalina sah sich gerade nach einer Fluchtmöglichkeit um, da spürte sie auch in ihrem Rücken eine Degenspitze.
»Lass die Klinge fallen!«
Catalina tat es und hob die Hände. Die Spitze bohrte sich trotzdem weiter in ihr Fleisch, ganz, ganz langsam, bis sie ihre Haut durchstoßen hatte und noch ein Stückchen tiefer. Catalina war klar: Das war die Rache, die schon allzu lange auf ihre Erfüllung hatte warten müssen …
»Vater, bitte, Ihr versteht das alles falsch!«
Mit flehenden Blicken eilte Lisa, die sich in ihrem ersten Schrecken auf die andere Seite des Bettes geflüchtet hatte, zu ihrem Vater, auch ihre Schwestern trauten sich hinter dem Paravent hervor und versuchten, ihren Vater zu beschwichtigen. Don Alfredo aber tobte weiter.
»Verschwindet, ihr Metzen, ihr verdorbenes Pack«, brüllte er sie an. »Geht mir aus den Augen, oder ich vergesse mich!«
»Aber, Vater, bitte, es ist doch alles ganz anders«, rief Montserrat. Don Alfredo schleuderte eine Blumenvase in ihre Richtung. Montserrat duckte sich und wurde von ihren Schwestern hinter das Bett gezogen. Schluchzend klammerten sich die zwei an sie.
»Und jetzt zu dir, du Mädchenschänder!« Don Alfredo schäumte vor Wut. Zu gern wäre Catalina zurückgewichen, aber Manolo bohrte ihr weiter seinen Degen in den Rücken und stieß jetzt sogar noch einmal nach. Catalina biss die Zähne zusammen. Eher hätte sie sich die Zunge abgebissen, als auch nur den winzigsten Schmerzensschrei herauszulassen.
»Los, bring ihn weg!«, donnerte Don Alfredo Manolo an. »Du weißt schon, wohin! Und ihr …« Er fuhr zu den Zofen um, die schaulustig an der Terrassentür klebten und jetzt mit spitzen Schreien zurückwichen. »Ihr seid mir dafür verantwortlich, dass sich die Mädchen nicht aus dem Zimmer rühren!«
Die Indiofrauen nickten hastig. Don Alfredo stieß Catalina aus dem Zimmer. Sie stolperte über den Teppich und stürzte. Manolo trat sie gegen das Bein. »Na los, raus hier, du
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