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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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versprach es.
    »Im Prinzip«, fuhr Montserrat fort, »wissen die Indios vom Ausmisten übers Füttern bis hin zu den Arbeiten auf dem Feld sehr genau, was und wie dies zu tun ist, aber wenn niemand von uns hinter ihnen steht, ist die Versuchung groß, sich in ein stilles Eckchen zurückzuziehen und die Kokablätter in den Mund zu stopfen, und wenn sie auf denen erst einmal eine Weile rumgekaut haben, kann man sie für den Rest des Tages vergessen. Ich schwöre Euch: eher kriegt Ihr einen Esel zum Tanzen als einen benebelten Indio zum Arbeiten!«
    Sie gingen weiter zu den Pferdeställen. In einer Nebenkammer fettete ein Indio Sättel und Zaumzeug. Montserrat wies ihn an, zwei Pferde für sie vorzubereiten, und zeigte Catalina in der Zwischenzeit die Schweine-, Hühner- und Hasenställe.
    »Diese Tiere halten wir nur für den Eigenbedarf.«
    Als sie zurückkamen, konnten sie gleich aufsteigen. Montserrats Pferd hatte einen Damensattel, was sie aber nicht davon abhielt, in rasantem Tempo vorneweg zu jagen. Catalina, die eher an gutmütige Mulis als an rassige Pferde gewöhnt war, hatte ihre liebe Mühe mitzuhalten.
    Kurz darauf erreichten sie die Felder. Eine Gruppe Indios fing einen Hang mit Steinen ab und ebnete ihn ein.
    »Von Jahr zu Jahr erweitern wir so unsere Felder«, erklärte Montserrat Catalina und machte sie auf eine Gruppe Indios aufmerksam, die rund um dieses neue Feld einen tiefen Graben zog. »Alle unsere Äcker sind an ein Bewässerungssystem angeschlossen, das in seinen Grundfesten auch unter den Inkas nicht viel anders ausgesehen hat.«
    Montserrat stellte Catalina den Arbeitern vor.
    »Ich hoffe, ihr werdet Don Francisco ebenso gut gehorchen wie seinem Vorgänger. Ansonsten wisst ihr sicher noch, wie sich eine Peitsche anfühlt.«
    Einige murrten leise, aber als Montserrat ihnen den Befehl zum Weiterarbeiten gab, stießen sie ihre Grabstöcke doch willig in den Boden. Einzig Manolo sah weiter zu Catalina hin. Catalina hielt seinem Blick stand. Erst als Montserrat Manolo ermahnte, nicht Maulaffen feilzuhalten, wandte auch er sich wieder seiner Arbeit zu.
    Anschließend führte Montserrat Catalina zu einem Feld, in dem drei Indios die Maispflanzen nach Schädlingen absuchten. Sie erklärte, worauf dabei zu achten war. Obwohl ihre Ausführungen nicht kompliziert waren, hatte Catalina Mühe, ihr zu folgen. Ein Stechen in ihrem Kopf ließ sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Schließlich trieb der Schmerz ihr gar die Tränen in die Augen. Besorgt strich ihr Montserrat über den Arm
    »Was habt Ihr denn?«, fragte sie. »Habt Ihr zu viel Sonne abbekommen?«
    Sie ging mit Catalina in den Schatten eines Baumes und riet ihr, genau wie sie einen Hut zu tragen. »Die Sonne ist hier sehr intensiv, aber mit der Zeit werdet Ihr Euch schon daran gewöhnen.«
    Obwohl Catalina bezweifelte, dass die Sonne der Grund für ihre Kopfschmerzen war, widersprach sie nicht. Im Laufe der nächsten Wochen verfestigte sich ihr Verdacht, dass Manolo dieses Stechen in ihrem Kopf auslöste. Wie er dies bewerkstelligte, wusste Catalina nicht, ihre Kopfschmerzen traten jedoch immer nur dann auf, wenn er sie zuvor mit diesem durchdringenden Blick angesehen hatte. Dennoch war sie zu stolz, um seinem Blick auszuweichen. Tao Te Chen hatte ihr beigebracht, dass es eine Sache war, vor jemandem Angst zu haben, aber noch einmal eine ganz andere, ihm dies auch zu zeigen. »Erst damit gewinnt der andere Macht über dich!«
    Und diese Macht gönnte sie Manolo nicht.
    Da Catalina nur selten mit Manolo zusammentraf, dachte sie nicht oft über ihn nach, wozu ihr die viele Arbeit auf der Hazienda ohnehin keine Zeit gelassen hätte, und ihre Abende waren nicht weniger ausgefüllt. Pünktlich um zwanzig Uhr erwartete Don Alfredo sie zum Abendessen, einer Aufforderung, der Catalina nur zu gerne nachkam, denn außer einem vorzüglichen Vier-Gänge-Menü erwartete sie auch die anregende Gesellschaft seiner Frau und seiner drei Töchter. Schnell bürgerte es sich unter den jungen Leuten ein, nach dem Essen in den Patio zu gehen, wo sie sich die Zeit mit Geschichtenerzählen, Spielen und Musik vertrieben. Montserrat hatte eine liebreizende Stimme, und ihre zwei Jahre ältere Schwester Isabella begleitete sie ansprechend auf der Gitarre. Lisa, mit fünfzehn die Jüngste, hoffnungslos romantisch veranlagt und der Augapfel ihres Vaters, rezitierte lieber Liebesgedichte, denen Catalina so verzückt lauschte, dass die Schwestern sie deswegen

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