Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
vergessen. Sie sagte sich, dass Carlos ja vielleicht gar nicht wegen ihr und Stefano gewechselt hatte, glaubte es aber nicht wirklich.
Am nächsten Morgen stand Catalina mit Stefano und den anderen Soldaten Spalier, um die Truppe ihres alten Hauptmanns zu verabschieden. Erst als diese den Weg zurück über die Cordillera einschlugen, wurde ihr bewusst, dass ihr so auch das neuerliche Überqueren der weißen Hölle erspart blieb. Sie ahnte nicht, dass ihr hier eine nicht minder große Gefahr drohte.
14
Z unächst schien sich für Catalina alles recht positiv zu entwickeln. Nachdem eines der spanischen Dörfer wieder von einer Gruppe Indios überfallen worden war, stationierte Miguel Carlos mit ein paar Männern in diesem Dorf, wodurch Catalina und Stefano Carlos mehrere Wochen nicht mehr zu sehen bekamen. Da es bei diesem einen Überfall blieb, verlief das Leben der übrigen Kompanie in ruhigen Bahnen: Im Großen und Ganzen hatten die Soldaten nichts weiter zu tun, als sich beim Wachestehen abzuwechseln; die übrige Zeit schlugen sie mit Würfelspielen tot. Da diese Spiele immer öfter mit reichlichem Alkoholkonsum und Schlägereien einhergingen, verbot Miguel sie und hielt fortan die Rumfässer unter schärfster Bewachung. Darüber hinaus bemühte er sich, für seine Männer alternative Beschäftigungen zu finden. So ließ er eine Gruppe Zelte ausbessern und eine andere Latrinengruben ausheben, um endlich den Gestank hinter dem Lager loszuwerden, stellte ein paar von ihnen zum Waffen- und Kanonenputzen und wieder andere zum Ausbessern der Uniformen ab. Auch Truppenübungen ließ er durchführen, wofür er ein kleines Waldstück roden und einen Übungsplatz anlegen ließ. Doch nachdem es ein paar Soldaten gelungen war, bei den Indios chicha, eine Art Maisbier, zu kaufen und ins Lager zu schmuggeln, griffen in ihrem betrunkenen Kopf viele Männer heimlich zu den Würfelbechern.
Stefano und Catalina gehörten zu den wenigen, denen die chicha nicht zusagte, worin sie bestätigt wurden, als sie erfuhren, wie sie hergestellt wurde.
»Und du bist sicher, dass die Indios auf dem Mais, aus dem sie chicha machen, wirklich erst einmal herumkauen?«, fragte Catalina den Waffenmeister ihrer Kompanie.
»Aber ja«, lachte der und erinnerte sie daran, dass er nun schon seit zwanzig Jahren in Peru lebte und mit den Gepflogenheiten hier inzwischen bestens vertraut war. »Vor allem die Alten holen sie zum Maiskauen, und erst wenn sie den Mais mit ihren Zähnen zu einem feinen Brei zermahlen haben, spucken sie ihn in die bereitstehenden Gefäße!«
Catalina schüttelte sich.
»Und diesen Brei füllen sie mit Wasser auf, kochen ihn und lassen ihn gären?«, fragte Stefano. Der Waffenmeister nickte.
Nein, Lust auf dieses Getränk hatten sie nach diesen Erklärungen wirklich nicht mehr, aber ein paar Wochen später verguckte sich Stefano in eine hübsche, kleine Indiofrau und hätte zu gern ein bisschen mehr Geld zur Verfügung gehabt, um ihr imponieren zu können. Und so gesellte er sich dann doch zu den Spielern.
Auch an diesem Abend saß Stefano mit einem Würfelbecher am Tisch und spielte mit zwei Soldaten und einem Leutnant. Nachdem er sieben Maradevis verloren hatte, gewann er in einem einzigen Spiel die gleiche Summe zurück, und auch bei den nächsten Spielen konnte er alle Einsätze auf seine Seite ziehen. Als er das sechste Mal hintereinander gewann, schoss der Leutnant mit hochrotem Kopf von seinem Stuhl hoch.
»Deine Würfel sind manipuliert«, zischte er Stefano an. »Du spielst falsch, du Ratte, los, rück das Geld wieder raus!«
Ruhig zog Stefano das Geldtürmchen von der Mitte des Tisches auf seine Seite.
»Wer nicht verlieren kann, sollte nicht spielen«, erwiderte er trocken. Catalina trat ihm gegen das Schienbein.
»Nun gib schon nach!«, zischte sie, aber Stefano dachte nur an die schönen Abende, die er sich dank des Gewinns mit dem Mädchen würde leisten können, strich das Geld in seine Hand und ließ es in seine Tasche klimpern.
»Betrüger!«, schrie der Leutnant, stürzte sich auf ihn und begann ihn zu würgen.
»Verdammt, lasst mich los!« Stefano versuchte, die Hände seines Vorgesetzten wegzudrücken, doch der hatte ihn eisern im Griff. In Panik zog Stefano den Degen, doch ehe er ihn einsetzen konnte, spürte er die Degenspitze des Leutnants an seiner Wange. »Steck deinen Degen wieder ein, Falschspieler, ich warne dich!«
»Wenn hier einer falsch spielt, dann höchstens Ihr«, fuhr Stefano
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