Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
hat!«
Catalina wurde rot, als ihr Bruder zu ihr trat. Auch Fernandez erhob sich nun und trat an ihre Seite.
»Ja, Franciscos Mut soll belohnt werden«, meinte er zustimmend, hob die Hand und salutierte vor Catalina. »Gefreiter Francisco. Hiermit ernenne ich dich für deine herausragenden Leistungen zum Fähnrich unserer Kompanie: Wer so entschlossen die Fahne seines Königs verteidigt, der soll sie auch in Zukunft tragen dürfen!«
Mit glänzenden Augen blickte Catalina zwischen ihrem Bruder und Fernandez hin und her. Rings um sie schwoll Beifall an.
»Auf unseren neuen Fähnrich!«, johlten ihre Kameraden. »Es lebe unser neuer Fähnrich!«
Catalina hoffte, dass niemand die Tränen bemerkte, die ihr in die Augen traten.
13
I n den nächsten Monaten hatten die spanischen Truppen noch so manchen Kampf gegen die Indios zu bestehen. Nachdem zwei ihrer Überraschungsangriffe auf die Indios ins Leere gegangen waren, kam der Verdacht auf, dass sie einen Verräter in den eigenen Reihen haben mussten, eine Vorstellung, die die Gemüter erhitzte. Um die Schuldigen zu finden, ließ Fernandez einige Gefangene foltern. Tagelang erfüllten ihre Schreie das Lager, doch sie nannten keinen Namen. Nach einer weiteren schweren Schlacht brach der Widerstand der Indios endgültig zusammen. Eine Delegation von drei Häuptlingen erschien im Lager und erklärte, dass sie sich den Spaniern bedingungslos unterwerfen wollten.
»Zu viele unserer jungen Männer haben die Kämpfe mit dem Leben bezahlen müssen.«
Am Abend ließen Miguel und Fernandez ein Festessen für die Soldaten herrichten: Ferkel, Lämmer und Zicklein wurden aus den Dörfern der Indios geholt und für die spanischen Soldaten über den großen Lagerfeuern gegrillt. In ausgelassener Stimmung schlugen sich die Männer die Bäuche voll, als plötzlich grässliche Schmerzensschreie durch die Nacht gellten. Nicht nur Catalina hatte gleich die Hand am Degen, doch Carlos, ein besonders königstreuer Aragonese mit fast kahlem Schädel und derben Gesichtszügen, erklärte ihnen, dass sie die Degen ruhig stecken lassen könnten: »Die Schreie kommen aus dem Gefangenenlager. Unser Hauptmann lässt den Indios gerade die linke Hand abhacken.«
»Er lässt …« Catalina fiel ihr Stück Fleisch aus der Hand.
»So ist wenigstens ausgeschlossen, dass sie noch einmal eine Muskete gegen uns erheben können.« Der bullige Kerl ließ ein dröhnendes Gelächter ertönen, das sich mit den Schmerzensschreien der Indios vermischte. Catalina blickte zu Stefano. Auch dem war der Appetit vergangen.
»Aber das ist doch barbarisch«, krächzte er.
»Barbarisch?« Carlos riss mit seinen großen Zähnen ein Stück Fleisch von seiner Lammkeule und zuckte mit den Achseln. »Dieses Verfahren hat Pizarro eingeführt, als er dieses Land für die spanische Krone erobert hat.«
»Na, der war ja ohnehin ein Meister des Terrors«, knurrte Stefano. Die Miene des Aragonesen nahm eine bedrohlich rote Färbung an. »Das nimmst du sofort zurück!«
»Du meine Güte, es muss doch auch andere Wege geben, um zu Frieden zu gelangen. Die Indios unterwerfen sich doch und sind zudem bereit, unseren Glauben anzunehmen. Warum müssen wir sie zusätzlich verstümmeln?«
»Na sieh mal einer an, unser zart besaiteter Baderlehrling. Hat der doch tatsächlich Mitleid mit den Indios!« Carlos beugte sich zu Stefano vor. »Aber wenn du dich diesen Koka kauenden Stinktieren so nah fühlst, dann hast du ja vielleicht auch eine Idee, wer uns in den letzten Monaten immer wieder an sie verraten hat? Oder warst du das am Ende gar selbst – so wie du daherredest!«
Stefano erblasste, und auch Catalina wurde es angesichts von Carlos’ Unterstellung flau im Magen. Sie wussten, was Verrätern blühte.
»Aber Stefano meint doch nur, dass …«
»Jetzt hört mir mal gut zu, ihr zwei Weicheier«, fiel Carlos Catalina ins Wort. Er klatschte seine Lammkeule auf seinen Blechteller und baute sich breitbeinig vor ihnen auf. »Das Meinen und Denken überlasst ihr besser euren Vorgesetzten. Euch hat nur eins zu kümmern, und das ist das Wohl und der Sieg unseres Königs Philipps III. Er ist der Monarch, den das Schicksal uns zuerkannt hat, für ihn müssen wir einstehen, für ihn, Gott und unser Land. Und wenn ich euch jetzt noch ein einziges Wort zugunsten dieser hinterlistigen Indiobrut sagen höre, sorge ich dafür, dass man euch außer eurer linken Hand auch noch die Zunge abhacken lässt.« Stefano und Catalina nickten
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