Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Soldaten stürmte auf sie zu, Soldaten der eigenen Kompanie, und Carlos war mitten unter ihnen. Er brüllte ihnen zu, die Waffen zu strecken, dann schob sich die Wolke ganz vor den Mond, und auf einmal war es so dunkel, dass man kaum noch die Hand vor den Augen sehen konnte.
»Irgendjemand muss uns verraten haben!«, rief Stefano. Er packte Catalina an der Schulter und riss sie zu Boden. Im Stürzen streifte eine Kugel Catalinas Wange.
»Du hast mir das Leben gerettet«, zischte sie Stefano zu und flüchtete mit ihm vor den weiter um sie zischenden Kugeln in gebückter Haltung hinter einen Felsen.
»Los, weg hier!«, rief Stefano. »Lauf du zuerst, ich gebe dir Rückendeckung.«
Er schoss auf einen der Männer, mit denen er vor wenigen Wochen noch Seite an Seite gekämpft hatte, und stach zwei andere mit dem Degen nieder. Weiter hinter brach ein anderer Soldat zusammen; der Leutnant hatte ihn niedergeschossen.
»Wir müssen versuchen, durch den Wald zu entkommen«, rief Stefano Catalina zu. »Wenn sie uns schnappen, hängen sie uns am nächstbesten Baum auf.«
Doch in diesem Moment stürmten von hinten zwei Männer auf sie zu. In dem Moment, als die Wolke wieder einen kleinen Streifen Mond freigab, sah Catalina, dass einer der beiden Männer den Degen zog und auf Stefano zustürzte. Verzweifelt riss Catalina Stefanos Hand mitsamt der Pistole herum, zielte auf seinen Angreifer und drückte ab. Der Mann sackte stöhnend in sich zusammen. Da wich die Wolke über dem Mond noch weiter zurück, und im gleichen Moment erkannte Catalina, wer Stefano angegriffen und auf wen sie geschossen hatte. Entsetzt schrie sie auf. Ihr Schrei gellte so laut, dass er alles zu übertönen schien.
Die Soldaten ließen die Waffen sinken. Catalina sank mit tränenüberströmtem Gesicht auf die Knie und drückte Miguels rechte Hand an ihr Herz, als könne sie ihm so neue Lebensenergie schenken. »Miguel, mi rey de todas las selvas, bitte, du darfst nicht sterben!« Sie vergaß jede Vorsicht und sprach ihren Bruder so an, wie sie es auch als Kind getan hatte, wenn sie und ihre Brüder ihn im Spiel zum König aller Dschungel erhoben hatten, um unter seiner Führung ihre Schwestern gegen blutrünstige Piraten und menschenfressende Wilde zu verteidigen. Ihr Bruder sah zu ihr auf.
»Du bist es, nicht wahr, du bist es?« Bei jedem Wort rann hellrotes Blut aus seinem Mund.
Catalina nickte und flehte ihn an, nicht weiterzusprechen. »Bleib ruhig liegen! Sie holen den Feldscher; der wird dich wieder auf die Beine bringen.«
Während sie auf das Eintreffen des Arztes warteten, blickte Miguel sie weiter an. Catalina küsste seine Hand, Miguel nickte ihr noch einmal zu – dann wich das Licht aus seinen Augen und sein Kopf fiel zur Seite. Schluchzend sank Catalina auf seine Brust, doch Carlos riss sie auf die Füße und trieb sie vor sich her zum Lager. Auch Stefano und der Leutnant waren gefangen genommen worden; der Sekundant des Leutnants lag niedergestreckt in der Mitte des Übungsplatzes.
»Dafür werdet ihr hängen«, zischte Carlos Catalina an. »Und seid dankbar, wenn wir nur das mit euch tun!«
Seine Drohung schreckte Catalina nicht. Sie hatte nur Augen für ihren toten Bruder. In dem Moment knallte ein Schuss. Carlos flüchtete sich hinter einen Felsen. Stefano zog Catalina mit sich in den Wald.
»Der Schuss kam vom Sekundanten des Leutnants, er lebt noch«, rief er ihr zu. »Komm, weg von hier!«
Sie preschten zwischen Büschen und unter Bäumen hindurch. Die Soldaten schossen ihnen blindwütig nach. Eine Kugel drang Catalina ins Bein und sie stürzte. Stefano half ihr auf und schleppte sie mit, doch Catalina wollte seine Hilfe nicht.
»Nein, lass mich, lauf weiter, kümmere dich nicht um mich!«, rief sie, doch Stefano zog sie weiter.
»So lass mich doch, lass mich!«, schluchzte Catalina. »Miguel, mein Gott, Miguel! Ich habe Miguel getötet, hörst du: Ich habe meinen eigenen Bruder getötet!«
Stefano knurrte, sie solle die Klappe halten und ihre Kräfte lieber aufs Weiterkommen verwenden. »Es geht hier nicht nur um deinen Kopf, sondern auch um meinen.« Da endlich lief Catalina weiter.
Im Wald war es stockdunkel. Der Mond war wieder hinter Wolken verschwunden. Auf dem Übungsplatz flogen noch immer Schüsse hin und her, dann ertönte ein Schrei und ein zweiter, hernach war es still. Catalina und Stefano ahnten, dass sie den Leutnant und seinen Sekundanten erschossen hatten.
Catalinas Wunde am Bein blutete immer
Weitere Kostenlose Bücher