Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
stumm und zogen sich in ihr Zelt zurück.
Drei Tage darauf stahl sich nachts eine kleine Gruppe Indios ins Zeltlager und stach im Nachbarzelt alle fünf Soldaten ab. Erst als sie ins nächste Zelt huschten, wurden die Wachen auf sie aufmerksam. Sofort schlugen sie Alarm und überwältigten die Eindringlinge. Die Indios erklärten, sie seien gekommen, um die abgeschlagenen Hände ihrer Brüder zu rächen. Noch in der gleichen Nacht ließ Fernandez ihnen dafür die Köpfe abschlagen. Als ihr Schreien durch das Lager drang, hielt sich Catalina die Ohren zu.
»Warum?«, fragte sie Stefano. »Warum hat unser Hauptmann den Indios unbedingt die Hände abhacken müssen? Unsere Kameraden würden noch leben.«
Stefano hob hilflos die Achseln.
Bald darauf verkündete Fernandez den Entschluss weiterzuziehen. »Gerade heute früh hat mich die Nachricht eines Freundes erreicht«, meinte er zu Miguel. »Wie es aussieht, ist es nun auch im Norden des Landes wieder zu Aufständen gekommen. Man hat um unsere Unterstützung gebeten.«
Miguel erhob keine Einwände. »Wir können jetzt sicher auch wieder allein für den Schutz der umliegenden spanischen Dörfer und Haziendas sorgen.«
Hauptmann Fernandez gab den Befehl zum Abbrechen der Zelte. Catalina, Stefano und Juan machten sich an die Arbeit, wobei Catalina nur sehr zögerlich zupackte. Die Aussicht, ihren Bruder wieder verlassen zu müssen, machte ihr das Herz schwer … Seit sie die Fahne seiner Kompanie gerettet hatte, hatte Miguel immer mal wieder ein paar freundliche Worte für sie gehabt oder ihr zumindest zugezwinkert, und Catalina hatte gehofft, dass sie sich mit der Zeit näher kommen würden. Sie hatte sogar schon darüber nachgedacht, sich ihm zu erkennen zu geben, dies aber aus Angst, dass er sie auf der Stelle zurück nach Hause schicken würde, nie getan. Doch Miguel nun wieder ganz zu verlieren … Die Nähe ihres Bruders gab ihr das Gefühl, nicht alleine in der Welt zu stehen. Außerdem bewunderte sie seine Ruhe und seinen unumstößlichen Gerechtigkeitssinn. So wie er früher zu Hause jede Querele unter den Geschwistern sanft, aber bestimmt zu beenden gewusst hatte, gelang es ihm auch in seiner Kompanie und unter den Gefangenen, ohne drastische oder brutale Maßnahmen für Ruhe und Ordnung zu sorgen, was man von Hauptmann Fernandez wahrlich nicht sagen konnte: wenn sie an diese Nacht zurückdachte, in der er den Indios die Hände hatte abhacken lassen … Nein, Catalina fühlte sich nicht mehr wohl in ihrer Kompanie, was noch dadurch verstärkt wurde, dass Carlos seit jener Nacht ständig um Stefano und sie herumlungerte.
Als Catalina am Abend mit Stefano die Pferde tränkte, sprach sie ihn auf ihre Lage an. »Meinst du, wir könnten in die andere Kompanie versetzt werden?«
Stefano hob zweifelnd die Augenbrauen. »Und mit was sollten wir diese Bitte begründen? Nur wegen unserer wachsenden Abneigung gegen Carlos lassen sie uns sicher nicht gehen.«
Catalina sah ein, dass sie keine überzeugenden Argumente hatten, aber als sie ihrem Bruder am Nachmittag noch einmal über den Weg lief, sprach sie ihn trotzdem an: »Mein Freund Stefano und ich würden so gern bei Eurer Kompanie bleiben, aber wir … wir wissen nicht, wie und …« Catalina verstummte errötend. Miguel lächelte. »Ich muss gestehen, dass ich auch schon daran gedacht habe, zumindest dich hierzubehalten. Schließlich hast du unsere Fahne gerettet! Und dein Freund will auch bei uns bleiben, sagst du? Stefano heißt er?«
Catalina nickte. »Stefano Canobas de Riera! Und er wäre für Eure Truppe von höchstem Nutzen: Er kann Wunden versorgen und Kugeln herausschneiden und …«
»Ist ja schon gut«, lachte Miguel. »Ich werde mit Fernandez reden. Außerdem würden gern zwei meiner Leute zu ihm wechseln: Sie sind es leid, ständig am gleichen Fleck zu sitzen. Vielleicht lässt sich Fernandez auf einen Tausch ein, zumal der eine auch Wunden versorgen kann.«
Catalina sah ihn in das Soldatengewimmel eintauchen und ging nervös auf und ab. Schon bald darauf kam ihr Bruder mit einem breiten Lächeln zurück.
»Alles klar!«, rief er. »Ihr könnt bleiben. Und es wechselt noch ein Soldat zu uns: Er heißt Carlos. Er stand gerade dabei, als ich um eure Versetzung gebeten habe, und bat, dass ich auch ihn übernehme. Ist ja ein Riesenkerl. So einen kann man in seiner Kompanie immer gebrauchen.«
»Oh danke, danke!«, rief Catalina und versuchte, über der guten Nachricht die schlechte zu
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