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Die Nonne und der Tod

Die Nonne und der Tod

Titel: Die Nonne und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Maria an, als hätte sie den Verstand verloren.
    »Ich bin Nonne, Ketlin. Ich habe mein Leben in die Hände einer höheren Macht gelegt. Wenn der Herr mich an einen anderen Ort schickt, werde ich mich seinem Willen fügen.«
    »Schwester Johannita schickt dich dorthin, nicht Gott.«
    Maria hob die Schultern. »Sie ist ein Werkzeug Gottes, so wie wir alle.«
    Hinter ihr schüttelte Richard den Kopf. Ich nahm an, dass er die gleiche Unterhaltung bereits mit ihr geführt hatte.
    Agnes legte mir ihre raue, alte Hand auf den Arm. »Dann ist auch Ketlin ein Werkzeug Gottes, und ich bin ihm dankbar, dass er uns vor die Wahl stellt. Ich werde dir helfen, Ketlin, so gut ich kann, wenn mir der Weg, den Maria gehen will, dafür erspart bleibt.« Sie senkte den Kopf und sagte dann: »Ich habe gesehen, wie Johannita Schwester Immaculata erschlagen hat. Doch sie zwang mich, es genau andersherum darzustellen, dass ich gesehen hätte, wie du die Ehrwürdige Mutter getötet hättest, und dass sie dich anschließend vertrieben hätte. Ich musste ihren angeblichen Mut gegenüber den Kräften der Hölle bezeugen.« Sie sah mich an. Ihre Augen schwammen in Tränen. »O Ketlin, ich habe aus Angst gelogen und mich versündigt. Die Mörderin drohte, mich als Verbündete der angeblichen Hexe anzuzeigen. Man hätte mich angeklagt und in den Kerker geworfen. Man hätte unter der Folter ein Geständnis von mir erzwungen und mich anschließend bei lebendigem Leib verbrannt. O Ketlin …« Sie weinte. »Ich war so schwach. Die Angst brachte mich dazu, zugunsten dieser Teufelin zu sprechen und gegen dich.«
    Ich nahm sie erneut in die Arme und drückte sie. »Sie hat dich gezwungen. Und es ist gut, dass du gelogen hast. So bist du am Leben geblieben und kannst uns nun helfen, die Kranken zu versorgen. Darin sehe ich viel mehr Gottes Weg als in der Entscheidung Marias, dem Willen der Mörderin zu folgen.«
    Nachdem Agnes aufgehört hatte zu weinen, stellte ich Jacob die beiden Nonnen vor. Er führte Agnes in das Versteck der Schmuggler, um ihr zu zeigen, was sie tun konnte.
    Maria hockte sich neben den kranken Jungen und tupfte dessen Stirn mit einem feuchten Tuch ab. »Ich weiß, dass du es gut meinst«, sagte sie zu mir, ohne aufzusehen. »Du behauptest, dass ich mit meiner Entscheidung dem Willen einer Mörderin folge, doch das tue ich nicht. Ich spüre, dass es für mich das Richtige ist. Und dennoch will ich dir und vor allem Agnes helfen – auch wenn das heißt, dass ich mich versündigen muss.»
    Ich runzelte die Stirn. Richard trat einen Schritt vor. »Sie spricht von der Idee, die mir auf dem Weg hierher kam. Ich werde Maria nach Bonn bringen, und wir beide werden dort behaupten, Agnes wäre während der Reise gestorben. Sie ist eine alte Frau, niemand wird unsere Worte anzweifeln. Im Gegenteil, Johannita wird erleichtert sein, dies zu hören.«
    Ich biss mir auf die Lippen und ging neben Maria in die Hocke. »Was ich gerade sagte, tut mir leid. Wirklich.«
    »Ich weiß.« Es klang nicht so, als würde sie die Entschuldigung annehmen.
    Ein Gedanke stand plötzlich in meinem Kopf.
    »Ich werde mit euch kommen«, sagte ich, als ich wieder aufstand. »Wir können auf dem Weg Kräuter sammeln und auf den Märkten kaufen, auch solche, die es nicht im Kloster gibt.«
    »Das halte ich für keine gute Idee«, sagte Richard. »Du wirst hier gebraucht.«
    »Agnes kann meine Arbeit übernehmen. So viele Kranke haben wir nicht. Und wir beide werden schon in ein paar Tagen wieder zurück sein.«
    Auf einmal drängte mich alles danach, Coellen zu verlassen, etwas anderes zu sehen als Tod und Krankheit. In diesem kurzen Moment hätte ich sogar mein Seelenheil dafür gegeben.
    Maria sah Richard an. »Mir wäre es lieber, Ketlin würde uns begleiten. So müsste ich nicht allein mit einem fremden Mann reisen. Bitte verstehe das nicht falsch, aber …«
    »Nein, natürlich nicht.« Richard fuhr sich mit der Hand über den Kopf und sah durch die offene Hüttentür hinaus in das schwindende Licht des Tages. »Dann lasst uns gleich aufbrechen. Ich kenne die Wachen, die gerade am Severinstor Dienst haben.«
    Maria stand auf und nahm ihren Beutel, ich griff nach dem Umhang, den ich an der Tür ausgezogen hatte. »Ich sage noch eben Jacob Bescheid, dann …«
    Richard unterbrach mich. »Nein, wenn du ihm etwas sagst, wird er mitkommen wollen, aber einen von euch brauchen die Leute, die hier auf Hilfe hoffen.«
    Ich zögerte, dann nickte ich. »Du hast recht. Lass

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