Die Nonne und der Tod
fragte Maria. Ihre Stimme zitterte vor Angst.
»Weil Männer, die auf Pferden reiten, selten Gutes im Schilde führen«, sagte Richard leise.
Am Hufschlag war zu hören, dass die Pferde gezügelt und angehalten wurden.
»Hier ist nichts mehr zu holen, Clösel!«, rief eine heiser klingende Männerstimme. »Lass uns weiterreiten!«
»Nicht so eilig«, antwortete jemand, von dem ich annahm, dass es der Angesprochene war. »Das hast du in Troisdorf auch gesagt, und dann fanden wir den Geldbeutel unter der Matratze und jede Menge Werkzeug. Also los, seht euch um!«
»Diese Geschichte wirst du dir ein Leben lang anhören müssen«, sagte eine dritte Stimme. Ein Pferd schnaubte. »Nur weil du nie die Klappe halten kannst.«
»Halt du sie lieber, Felk.«
Aber Felk lachte nur. »Kannst dir immer was abholen, wenn dir der Sinn danach steht.«
Neben mir hob Czyne drei Finger und sah Paul an. Der wackelte mit dem Kopf, war sich nicht sicher, ob sie recht hatte. Die Männer waren offensichtlich Plünderer, und auf das, was sie taten, stand die Todesstrafe, denn nach dem Gesetz war es egal, ob man die Lebenden oder die Toten bestahl.
Es knarrte laut, dann knallte es. Jemand musste die Tür in der Hütte gegenüber eingetreten haben. Ich glaubte wieder das Brummen zu hören und die Fliegen zu sehen und spürte, wie mir übel wurde.
»Heiland!« Clösels Stimme. »Was für ein Gestank.«
Felk lachte laut. Er schien ein fröhlicher Mann zu sein. Obwohl ich ihn durch den Lehm und das Holz der Wände nicht sehen konnte, stellte ich ihn mir groß und bärtig vor. »Sonst laufe ich immer in so was rein.«
An seiner Stimme und seinen Schritten konnte ich erkennen, dass er sich unserem Versteck näherte, dann fiel sein Schatten in die Hütte.
Paul hatte den Knüppel und auch seinen Dolch bereits gezogen, Czyne legte die Hand auf die Klinge an ihrem Gürtel, ebenso Richard, der Maria ansah und ihr mit einem Blick zu verstehen gab, dass sie sich nicht bewegen sollte, was immer auch geschah.
»Was willst du denn da drin?«, fragte der schlecht gelaunte Mann, dessen Namen wir nicht kannten. »Die Bude fällt jeden Moment in sich zusammen!«
Der Schatten erstarrte. »Ich bin gründlich, das ist alles. Und wer weiß, vielleicht haben die anderen, die hier durchgekommen sind, genauso gedacht wie du, und all die Schätze, die dieser Bauer gehortet hat, sind noch unangetastet.«
Es klang, als würde er grinsen. Hätte er zu unserer Schmugglerbande gehört, ich hätte ihn wahrscheinlich gemocht.
Clösel lachte. »So ist’s recht. Bleib du bei den Pferden, Hanns, das dauert hier nicht lang.«
An Felks Schatten war zu erkennen, dass er die Hütte jeden Moment betreten würde. Ich biss mir auf die Lippen. Richard rückte zur Seite und ließ Paul vorbei, der geduckt einen Schritt nach vorn machte. Ich sah, dass sein rechtes Augenlid zitterte.
Und dann betrat Felk die Hütte.
Er war so groß, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, rothaarig, mit einem ungepflegten, wuchernden Vollbart. Sein Blick wandte sich nach rechts, seine Augen weiteten sich. Er öffnete den Mund und …
Paul war bei ihm. Der Knüppel in seiner Hand war nicht mal unterarmlang, aber er schlug ihn Felk drei-, viermal mit solcher Wucht ins Gesicht, sodass ich wegsehen musste.
Der größere und viel kräftigere Mann taumelte rückwärts aus der Hütte und stürzte schwer zu Boden.
»Da ist einer!«, schrie Clösel.
Paul setzte bereits nach, Czyne folgte ihm, den Dolch in der einen, etwas, das ein abgebrochenes Stuhlbein sein mochte, in der anderen Hand. Sie nickte Richard zu, der jedoch zögerte und sich kurz nach mir umdrehte.
»Pass auf Maria auf! Wenn die Gelegenheit günstig ist, haut ihr ab, verstanden?«
Er wartete meine Antwort nicht ab, sondern stürmte hinter Czyne aus der Hütte.
Ich folgte ihm bis zur Tür, obwohl Maria versuchte, mich davon abzuhalten. »Ich muss doch sehen, was passiert«, fuhr ich sie an und sah vorsichtig am Türrahmen vorbei auf den Dorfplatz.
Sie waren zu viert, das war das Erste, was ich erkannte. Der Mann, der die Pferde hektisch an dem kaputten Karren festband, musste Hanns sein. Derjenige, der bisher nichts gesagt hatte und namenlos geblieben war, zog ein schartiges Schwert, Clösel hatte seines bereits in der Hand, und Felk stemmte sich gerade stöhnend auf Knie und Hände, während ihm Blut aus der gebrochenen Nase und dem offen stehenden Mund lief.
Richard trat ihm in die Rippen, dann sprang er über den stöhnenden
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