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Die Nonne und die Hure

Die Nonne und die Hure

Titel: Die Nonne und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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stärker sind und mehr Bedeutung für das Wohl der Menschen haben.«
    »Nun, welche denn, mein Lieber?« Breitnagel lächelte spöttisch.
    »Nennt mich nicht ›mein Lieber‹!«, gab Christoph zurück. »Ich gehöre Euch nicht, ich gehöre niemandem. Habt Ihr nicht Nanna auch so genannt? Habt Ihr sie nicht gnadenlos für Eure Zwecke ausgenutzt?«
    »Mit diesen Dingen habe ich nichts zu tun. Ich bin ein ehrenwerter Bürger aus Mittenwald, Rottfahrer und Geschäftsmann.«
    Die Tischgesellschaft saß in gespanntem Schweigen da.
    »Wir haben Euch im Verdacht, Alois Breitnagel, dass Ihr mit in dieser Affäre drinsteckt«, rief Christoph. Er war bereit, alles zu wagen.
    »Wenn mein Geld irgendeine Rolle gespielt hat, so mögt Ihr recht haben«, versetzte der Bayer. »Es hat aber niemandem wehgetan, es hat keinen zu Tode gebracht. Geld stinkt nicht, es ist an sich gut.«
    »Wenn Ihr so unschuldig seid, dann verlange ich, dass Hans und ich Euer Haus durchsuchen dürfen. Wenn Ihr nichts zu verbergen habt, dann könnt Ihr dem nichts entgegensetzen.«
    »Ich habe nichts zu verbergen. Tut, was Ihr nicht lassen könnt.«
    Breitnagel wandte sich seinem Nachtisch und seinem Wein zu und fuhr fort, mit seinem Nachbarn Belanglosigkeiten auszutauschen. Christoph und Hans erhoben sich, als hätten sie es miteinander abgesprochen. Die Tischgesellschaft nahm keinerlei Notiz mehr von ihnen. Wenn wir etwas finden, das ihn belastet, dann ist ihm das anscheinend gleichgültig, dachte Christoph.
    Sie verließen den Raum und gingen in die Küche, wo die Angestellten mit Geschirrspülen beschäftig waren. Große Mengen von Essensresten waren auf einem Tisch abgeladen worden. Der gemauerte Herd war von neuester Art, wie Christoph mit einem Blick erkennen konnte. Sie gingen langsam die geschwungene Treppe aus Marmor hinauf. Ihre Füße versanken in roten Teppichen. Oben gab es einen Flur mit Spiegeln und Ahnenbildern von den Scaligern. Drei Türen waren auf dem Gang angebracht. Christoph erinnerte sich an das Fondaco dei Tedeschi, an die Zeit, als Celina dort nach ihm gesucht hatte. Mit einem Ruck riss er die Tür des ersten Zimmers auf. Ein Himmelbett stand darin und ein verzierter Schrank, sonst war es leer.
    »Gehen wir weiter«, sagte Hans hinter ihm. Christoph öffnete die zweite Tür; sein Freund spähte ihm über die Schulter. Auf einem Diwan mit einer orientalisch gemusterten Decke saßen ein Mann und eine Frau in Ordenskleidung. Es war Lion, und die Frau musste Suor Mathilda aus dem Kloster San Zaccaria sein, unter der Celina so lange gelitten hatte. Der Mann hielt ein Kreuz in den Händen; beide beteten leise vor sich hin. Sie schienen Hans und Christoph nicht zu bemerken. Christoph betrat den Raum und stellte sich vor den Abt und die Äbtissin hin.
    »Giovanni Lion«, sprach er mit lauter Stimme. »SuorMathilda, wir sind gekommen, um euch zurück in die Serenissima zu bringen, damit ihr eure Strafe antretet.«
    Lion schaute ihn aus verständnislosen Augen an.
    »Ich habe immer ein gottesfürchtiges Leben geführt«, sagte er mit gebrochener Stimme. »Was mir vorgeworfen wird, ist eine Lüge. Diese kleinen Huren lügen doch nur, um sich einen Vorteil daraus zu verschaffen!«
    »Das kann ich bestätigen!«, pflichtete ihm Suor Mathilda bei. »Dieses Mädchen schrecken vor nichts zurück, wenn es um ihren eigenen Vorteil geht.«
    »Was für einen Vorteil sollten sich die Nonnen daraus erhoffen, dass sie Euch beschuldigen?«, fuhr Christoph den Abt an. »Ihr habt diese armen Kreaturen neunzehn Jahre lang missbraucht, habt sie gequält und geschlagen, wenn sie Euch nicht zu Willen waren! Ihr habt den Tod gleich mehrfach verdient!«
    Hans war inzwischen neben Christoph getreten.
    »Gebt zu, Lion, dass Ihr Eure Stellung dazu missbraucht habt, Gewalt über die Euch Anvertrauten auszuüben! In zumindest einem Fall habt Ihr einen Mörder auf Nanna Tarabotti angesetzt, der sie zum Schweigen bringen sollte. Auch die anderen toten Mädchen habt Ihr auf dem Gewissen, denn sie nahmen sich aus Verzweiflung und wegen ihrer Schande mit Gift das Leben.«
    »Und Ihr, Suor Mathilda«, fuhr Christoph unbarmherzig fort, »habt ihm dabei geholfen. Wahrscheinlich hat er den Besitz der Mädchen mit Euch geteilt.«
    »Alle haben es gewusst«, warf Hans ein, »der Zehnerrat, der Doge, die Priester – und niemand hat den Mut besessen, einzuschreiten, außer Nanna und dem Abt Murare.«
    »Murare ist ein Denunziant«, gab Lion gleichmütig zurück.
    »Es gibt

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