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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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belohnt worden war.
    Ich wusste ebenfalls, dass er seine Tochter Eleonore mit Raymond de Guiret verheiratet hatte, um seine Linie der Familie zu erhalten und jene wenigen, erbärmlichen Reste seiner ehemaligen Güter zu retten, die unversehrt geblieben waren. Seine Gattin, Eleonores Mutter, hatte während der Kreuzzüge ein Katharerhospiz geleitet. Seine Schwester war nach dem Fall der Festung Montségur als Ketzerin verbrannt worden. Zuvor hatte sie noch das Konsolamentum erhalten, eine Art von Priesterweihe, denn bei den Katharern konnten auch Frauen den Status von Parfaits erlangen.
    Mir war auch bekannt, dass einer von Eleonores Vettern angeblich ein Parfait gewesen war und dass zwei ihrer Brüder im Kampf gegen de Montfort gefallen waren.
    Eine schöne Sippschaft, in der Tat! Die Frauen der Familie allesamt verdächtig, die Männer allesamt Narren.
    Und nun würde für die königlichen Steuern das Letzte aus ihnen herausgepresst. Raymond würde bald erkennen, dass er mit dieser Ehe eine unvorteilhafte Verbindung eingegangen war, denn sie hatte den König gegen ihn eingenommen.
    Ich wandte mich der Dame Eleonore zu. »Sagt mir, Madame, was haltet Ihr von diesem Mädchen, das behauptet, die Madonna gesehen zu haben?«
    »Ich bin der Meinung, dass es ehrlichen Glaubens und der Kirche treu ergeben ist.«
    »Habt Ihr selbst auch einmal diesen Teich aufgesucht, um dort zu beten?«
    »Ich bin eine gute und treue Katholikin, Vater. Ich bete in der Kirche.«
    »Es freut mich, das zu hören. Ich habe mich ein wenig mit der Geschichte des Geschlechts Saint Ybars befasst und weiß daher, dass dem nicht immer so war.«
    Ihre Augen funkelten böse. »Während der Kriege zog ein Bruder des jetzigen Bischofs von Carcassonne gegen Simon de Montfort und die Soldaten des Papstes ins Feld«, erwiderte sie. »Und das ist nicht alles – ein Mann aus dem Geschlecht der Niort wurde zum Abt von Akt ernannt, während die übrigen Mitglieder seiner Familie in ihren Burgen Parfaits versteckten. Was sagt Euch das?«
    Sie besaß einen wachen Verstand, diese Eleonore. Ich hatte gehört, dass sie sogar lesen konnte, was bei einer Frau natürlich ein Übel und ungefähr so nützlich ist, als würde man einem Schwein das Sprechen beibringen. Doch sie hatte gut pariert, das musste ich zugeben. Ich würde die Gespräche mit ihr genießen.
    »Ganz wie Ihr meint, Madame. Dennoch hat Euer Vater weder Euch noch Eurer Familie einen großen Dienst erwiesen, als er die Parfaits unterstützte.«
    »Ihr vereinfacht die Sache.«
    »Tatsächlich?«
    »Die Mitglieder meiner Familie wuchsen inmitten von Katharern auf, die ihnen niemals ein Leid zufügten und in aller Bescheidenheit lebten; ohne Anstoß zu erregen. Wir wussten gar nicht, dass sie Ketzer waren und wie sehr sie sich gegen Gott versündigt hatten, bis die Heilige Kirche kam, um unsere Seelen zu retten.«
    Eine hübsche Rede, doch Raymond fiel uns verärgert und zugleich furchtsam ins Wort und lenkte die Unterhaltung erneut auf dieses Mädchen, Madeleine de Peyrolles.
    Das Mahl schien nicht enden zu wollen, und einige der Männer betranken sich bis zur Besinnungslosigkeit. Doch schließlich wurde die Tafel aufgehoben. Die bettelnden Hunde bekamen die Knochen, und die übrig gebliebenen Brotscheiben in unseren Schüsseln wurden für die Armen eingesammelt. Der größte Teil der Gäste zog sich zurück, um zu ruhen, während sich die Knappen und Söldner zum Turnierplatz begaben.
    Bruder Donadieu und ich selbst nahmen vollkommen übersättigt unsere Pflichten wieder auf. Es fiel mir schwer, bei den Psalmen zur None nicht einzunicken. Wir würden sorgfältig darauf achten müssen, dass das angenehme Leben dieser Südländer sich nicht negativ auf unsere Arbeit auswirkte.
    Ich beschloss, am folgenden Tag den Teich der Madonna aufzusuchen, um mir selbst ein Bild davon zu machen, ob in Saint-Ybars der Teufel seine Hand im Spiel hatte.

MADELEINE
    Schwester Agnes zählte Knoblauch und starrte jede einzelne Knolle an, als habe sie noch nie zuvor etwas so Wunderbares gesehen. Gelegentlich warf sie mir unter ihren buschigen, zusammengewachsenen Augenbrauen einen zutiefst misstrauischen Blick zu, bevor sie wieder mit ihrer Arbeit fortfuhr. Ich versuchte, mich auf meine eigene Aufgabe zu konzentrieren, die darin bestand, die Oliven aus den Säcken an der rückwärtigen Wand in Krüge zu füllen und haltbar zu machen. Ich gab mir Mühe, nicht Schwester Agnes’ Aufmerksamkeit zu erregen.
    Sie schien sich

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