Die Nymphe Eva
herumliegt, so können Sie sicher sein, daß man sie
gleich daneben mit einem Spaten in der Hand findet, hat man mir gesagt. Was für
Skandalgeschichten hat Sie denn für Sie parat gehabt?«
»Alles über Rita Blair und Dane Garow «, sagte ich, »über das verlängerte Wochenende,
das sie gemeinsam auf dem Land verbrachten, nur ging Pauline mehr auf die
Einzelheiten ein. Sie hätten die Zeit auf seiner kleinen Farm zugebracht,
erzählte sie, die etwa fünfundsiebzig Kilometer außerhalb der Stadt liegt.«
Röte breitete sich auf Evas
Wangen aus, während sie mich mit verbittertem Blick anstarrte.
»Er hat doch wohl nicht gewagt,
sie...« Sie erstickte beinahe an den Worten und schluckte schwer. »Doch nicht
auf die Farm?«
»Kennen Sie sie?«
»Natürlich kenne ich sie«,
sagte sie scharf. »Es ist das entzückendste kleine Farmhaus ,
das Sie je in Ihrem Leben gesehen haben. Tante Thelma nahm mich früher in all
meinen Sommerferien, solange ich noch zur Schule ging, für eine Woche mit
dorthin. Sie hat diesen Ort immer geliebt — dort haben die beiden auch ihre
Flitterwochen zugebracht! Und Dane hatte tatsächlich den Mumm, ein billiges
kleines Flittchen wie Rita Blair an den Ort zu bringen, den seine Frau mehr
liebte als irgendeinen anderen auf der ganzen Welt.«
»Ich möchte die Farm gern
sehen«, sagte ich.
»Die Farm?« Sie sah vage
überrascht drein. »Warum?«
»Aus keinem absolut triftigen
Grund«, gab ich zu. »Vermutlich ist es eine vergebliche Hoffnung, dort draußen Garow zu finden, aber ich kann es nicht wissen, bevor ich
nicht nachgesehen habe.«
»Vermutlich nicht«, sie nickte
bedächtig. »Wann wollen Sie dorthin fahren?«
»Jetzt, sofort.«
»Aber es wird längst dunkel
sein, bis Sie dort ankommen«, protestierte sie. »Sie können sie unmöglich
selber finden. Sie liegt versteckt in einem Tal, und wenn Sie den Weg nicht
kennen, werden Sie die ganze Nacht damit zubringen, herumzufahren.«
»Warum erklären Sie mir dann
nicht in einfachen Worten den Weg?« schlug ich vor.
»Ich weiß etwas Besseres«,
sagte sie entschieden. »Ich werde mitkommen und Ihnen den Weg zeigen.«
»Na«, sagte ich und grinste sie
an, »das ist das beste Angebot des Tages.«
»Ich werde der Schwester sagen,
daß ich eine Weile weg sein werde«, sagte Eva energisch. »Trinken Sie Ihr Glas
aus, und ich werde in zwei Minuten wieder hier sein.«
Sie war in noch kürzerer Zeit
zurück, eine Tasche in der Hand, goldene Sandalen an den Füßen und begierig zu
gehen. Ich schluckte hastig den Rest meines Scotchs hinab und folgte ihr durchs
Haus zurück zum Wagen hinaus.
Einige Leute sind mit einem
natürlichen Sinn für Ritterlichkeit geboren, manche erwerben ihn mit der Zeit
und manche — wie Eva — bekommen ihn aufgedrängt. Ich half ihr in den
Mitfahrersitz des Jaguars, und zwar sowohl mit Ritterlichkeit als auch
Begeisterung; und zur Belohnung quietschte sie entrüstet und verpaßte mir eine Ohrfeige. Es war sinnlos, daß ich
beteuerte, ich hätte mich nur versichern wollen, daß sie nicht mit dem
Schalthebel in Kollision käme, und jedenfalls war sie es selbst gewesen, die
sich auf meine Hand gesetzt hatte.
In dem langen düsteren
Schweigen, das nun folgte, erinnerte ich mich, daß es ein Bursche namens Sir
Walter Raleigh gewesen war, der die Sache mit der Ritterlichkeit angefangen
hatte, und er war auf dem Richtblock gelandet, was als Anschauungsunterricht
gelten könnte. Nachdem wir etwa zehn Minuten gefahren waren, fiel mir außerdem
ein, daß ich hungrig sei, und ich fragte Eva, ob sie zu Abend gegessen habe.
Sie gab zögernd zu, nicht gegessen zu haben, und so hielten wir vor einem
Hühnergrill und aßen. Als wir schließlich beim Kaffee angelangt waren, war sie
soweit aufgetaut, daß der verächtliche Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwunden
war.
» Downey Electronics muß eine sehr merkwürdige Firma sein«, sagte ich, um das Gespräch
wieder zu eröffnen.
»Die Weltraumforschung benutzt
im Augenblick zwei ihrer Computer«, sagte sie. »Für ihre spezifischen
Bedürfnisse auf bestimmten Gebieten hält man die Downey -Computer
für die besten.«
»Vielleicht sind die Computer
in Ordnung«, brummte ich. »Aber die Leitung und die Buchhaltung bedürften
dringend einer baldigen Überholung.«
»Sie meinen, weil sie nicht
gemerkt haben, daß Dane all das Geld unterschlagen hat?« Sie zuckte die
Schultern. »Vergessen Sie nicht, er ist der Präsident der Gesellschaft und hat
wahrscheinlich Zugang zu
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