Die Nymphe Eva
verstärkt durch das Summen
einer Hummel.
Noch beinahe bevor die letzten
schmalzig-süßen Töne des Glockengeläutes verstummt waren, öffnete sich die
Haustür und die weiß-goldene Nymphe stand mit leicht gerunzelter Stirn da. Sie
hatte ihre Gartenbekleidung gegen einen weißen Pullover mit eng anliegendem
Kragen und weißen Wollhosen eingetauscht, aber ihre Augen hatten noch immer
dieselbe tiefe Türkisfarbe, und die von Natur herausfordernde Wölbung ihrer
Unterlippe ließ nach wie vor stärkstens an die wilden Entzückungen einer langen, dunklen nordischen Nacht
denken.
»Sind Sie schon wieder zurück?«
Dem Ton ihrer Stimme war zu entnehmen, daß sie bei dem Gedanken nicht
sonderlich entzückt war.
»Ich möchte mich noch ein wenig
über Dane Garow unterhalten.«
»Na gut«, murrte sie.
»Vielleicht kommen Sie besser herein.«
Ich folgte ihr gehorsam durchs
Haus in den hinteren Patio, wo wir uns schon vorher unterhalten hatten, und sie
lud mich mit einer Handbewegung ein, auf einem der bequemen Sessel Platz zu
nehmen.
»Wollen Sie noch einen Tom
Collins?«
Die Art und Weise, wie sie das
sagte, ließ mich zu dem letzten unwillkommenen Gast werden, der partout nicht
gehen will und sie zu der unwilligen Gastgeberin, deren Anstrich von
Gastfreundlichkeit bereits hauchdünn geworden ist und kurz davor steht, sich in
offene Feindseligkeit aufzulösen.
»Nein, danke«, sagte ich.
»Gut.« Sie wollte sich setzen.
»Der Tom Collins war lediglich
für den Durst. Jetzt möchte ich einen wirklichen Drink«, sagte ich leichthin
und sah zu, wie sie mitten im Hinsitzen begriffen erstarrte. »Wie wär’s mit
Scotch auf Eis und ein bißchen Soda?«
Eva Thyson richtete sich wieder schwer atmend auf und stampfte zur Bar hinüber, so daß
jeder Schritt ihr kleines rundes Hinterteil verführerisch hüpfen ließ.
»Ich habe mit Grunwald
gesprochen«, sagte ich beiläufig, während sie mit Eingießen beschäftigt war.
»Wie hat er auf Ihre Nachricht
reagiert?« fragte sie, ohne sich die Mühe zu machen, den Kopf zu wenden.
»Überrascht.«
»Und wütend auch, wette ich.«
Sie brachte das Glas herüber
und schob es ungeduldig in meine Hand. Dann rollte sie sich, die Füße behaglich
untergeschlagen, in dem gegenüberstehenden Stuhl zu einem festen Ball zusammen.
»Grunwald hält sich für den
smartesten Menschen auf zwei Beinen seit Einstein«, sagte sie vergnügt. »Es
kann ihm nicht angenehm gewesen sein, zu hören, daß Dane seit Monaten
unmittelbar unter seinen Augen die Firma bestohlen hat.«
»Vermutlich haben Sie recht«,
sagte ich. »Er geriet völlig aus dem Häuschen, als er entdeckte, daß jemand die
Unterlagen über Rita Blair aus der Personalabteilung weggenommen hatte, und er
behandelte Miss Fenshaw eine Weile ziemlich
scheußlich.«
»Die alte Hexe«, sagte Eva
mitleidlos. »Das freut mich, sie hat es schon seit langem verdient.«
»Was tun Sie eigentlich in
diesem Betrieb dort?« fragte ich.
»Ich programmiere«, sagte sie
prompt.
»Sie programmieren Computer? «
Sie blickte mich eine Sekunde
lang durchbohrend an. »Als ich vor zwei Jahren mit dieser Arbeit begann«, sagte
sie, »kam ich zu dem Schluß, daß jeder, der dasselbe sagte wie Sie, damit nicht
meinte, ich sei entweder ein Monstrum oder sähe zu dumm aus, um programmieren
zu können, sondern daß es bedeutete: Dieses schöne Mädchen hat auch noch
Verstand? Deshalb — danke, ja, ich programmiere Computer.«
»So was«, murmelte ich. »Ich
dachte nur eben — da Sie Rita Blair kennen — , daß Sie auch irgendwie als
Sekretärin arbeiteten.« Das Ganze klang ziemlich schwächlich, selbst in meinen
eigenen Ohren.
»Ich habe die Blair nicht
persönlich gekannt«, sagte Eva leichthin. »Ich habe nur von ihr gehört. Wie ich
Ihnen schon vorhin sagte, Al, blühte der Klatsch im Aufenthaltsraum über Dane Garow und seine Sekretärin aufs heftigste.«
»Zufällig habe ich mich mit
einem der Mittelpunkte des Klatsches unterhalten.« Ich lächelte bescheiden.
Sie starrte mich ein paar
Sekunden lang kalt an. »Was brabbeln Sie da?«
»Eine rundliche kleine Blonde
mit einer Brille, deren Ränder sie wie eine fliegende Fledermaus aussehen
lassen«, erklärte ich. »Das Mädchen, das mit Gewißheit einen maßgeschneiderten
Büstenhalter tragen muß und die ganze Zeit kichert, Grunwalds Sekretärin.«
»Oh! — Sie meinen Pauline
Coleman?« Evas Nase rümpfte sich angeekelt. »Die ist weithin berüchtigt! Wenn
irgendwo irgendwelcher Dreck
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