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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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allen möglichen Fonds. Was er auch tat, war seine
eigene Sache — zumindest bis zur Jahresversammlung der Aktionäre, nehme ich an.
Und dann ist da noch etwas: Abel Grunwald ist Danes bester Freund und vertraute
ihm ganz bestimmt blindlings.«
    »Kein Wunder, daß er so wütend
wurde, als ich ihm erzählte, was passiert ist.« Ich grinste leicht. »Niemand
läßt sich gern hereinlegen, aber wenn es der beste Freund tut, schmerzt das am
meisten.«
    »Es gibt etwas, das noch mehr
schmerzt«, sagte sie kalt. »Wenn man nämlich von dem eigenen Mann, dem man zehn
Jahre lang vertraut hat und den man anbetet, hereingelegt wird. Wenn Sie mir
nicht glauben, fragen Sie Tante Thelma.«
    Es war dunkel, als wir wieder
losfuhren, und ich war froh, daß Eva mir die Richtung wies, denn ich hätte mich
sonst innerhalb der nächsten zehn Kilometer hoffnungslos verirrt. Nach einer
halben Stunde verwirrten Fahrens holperten wir vorsichtig eine schmale
gewundene ungeteerte Straße entlang, und nur der
Strahl der Scheinwerfer teilte die Dunkelheit vor uns.
    »Es ist jetzt nicht mehr weit«,
sagte Eva vergnügt. »Vielleicht noch drei Kilometer.«
    »Ich habe ein unangenehmes
Gefühl zwischen den Schulterblättern«, sagte ich. »Sind Sie ganz sicher, daß
man hinter uns nicht die Straße aufgerollt hat, so daß wir, wenn wir bei der
Farm angelangt sind, dort bleiben müssen?«
    »Sie liegt ziemlich einsam«,
gab sie zu. »Deshalb hat Dane sie wahrscheinlich überhaupt gekauft und deshalb
liebt Tante Thelma sie so. Es war immer ihr Refugium vor den Menschen und den
sozialen Verpflichtungen einer Präsidentengattin. Sie haßt die zivilisierte
Lebensweise — wenn man ihr bisheriges eheliches Dasein so bezeichnen will.«
    »Das klingt ganz nach
>zurück zur Natur<«, sagte ich und zuckte zusammen, als die Ölwanne des
Jaguars geräuschvoll über irgendeine Erhöhung auf der Straße kratzte, die
meinen Scheinwerfern entgangen war.
    »Tante Thelma hat durchaus Sinn
für die subtileren Dinge des Lebens«, sagte Eva in scharfem Ton. »Aber das
einem plattfüßigen, sexbesessenen Polizeilieutenant zu erklären, ist wohl unmöglich.« Ohne Atem zu holen, fuhr sie fort: »Das Tor
ist jetzt gleich links, und achten Sie auf...« Ich riß das Lenkrad verzweifelt
herum und es gab ein sintflutartiges Geräusch, als der Wagen in den tiefen
Abzugsgraben fuhr, der vor den Torpfosten verlief. »Oh, schon gut.«
    »Vielen Dank, Miss Thyson «, knurrte ich, und dann schlug mein Kopf gegen das
Segeltuchverdeck, während der Wagen über die erste Querrinne des Alptraums von
einem Fahrweg rumpelte, der zum Haus führte.
    Ich hielt vor einer
rechteckigen Masse, die noch etwas dunkler war als die übrige Nacht und bei der
es sich meiner Ansicht nach um das Farmhaus handeln
mußte, und stieg vorsichtig aus. Eva Thyson gesellte
sich zu mir. Sie holte tief Luft und sagte mit ekstatischer Stimme: »Ist es
nicht wundervoll?«
    »Warum verschwenden Sie Ihre
Zeit mit Tief-Luft-holen«, sagte ich, »wenn das einzig greifbare Resultat
Schrott ist? Was ist denn wundervoll?«
    »All diese herrliche frische
Luft!«
    Ich schnupperte mißtrauisch.
»Ich habe das für Dünger gehalten. Sie haben doch hoffentlich Schlüssel?«
    »Natürlich«, sagte sie kalt.
»Folgen Sie mir, Sie Kretin!«
    Sie schwankte ein paar Sekunden
lang vor mir her wie ein Gespenst und erhob sich dann schnell vor mir einen
halben Meter weit in die Luft. Meine Schienbeine zählten gleich darauf drei
Stufen bis zur Veranda hinauf. Dann fummelte Eva eine Weile in ihrer Handtasche
herum, fand die Schlüssel, fummelte noch eine Weile weiter, fand das
Schlüsselloch und schloß die Haustür auf. Ich stand da und pfiff Dixie , während ihre Hand innen an der Wand
herum tastete, um den Lichtschalter zu finden; und das gesegnete, zivilisierte
künstliche Licht verbannte die Kobolde natürlicher Dunkelheit aus meinem Haar.
    Die Haustür führte in einen
großen Wohnraum, hübsch ausgestattet im bäuerlichen Stil Anno neunzehnhundertfünfundfünfzig,
mit einem großen offenen Kamin an einem Ende. Ein hübscher Raum und das
typische Idealbild als Interieur eines Farmhauses, das nie von einem Farmer
bewohnt wird. In anderen Worten, es war der Stil für Firmenpräsidenten, der
zugleich den Vierfarbenreklamen jener einschlägigen Zeitschriften seine
Reverenz zollte, deren Symbol perfekten Landlebens irgend
jemandes feiner alter Bourbon darstellt.
    »Wie gefällt es Ihnen?« Eva
wandte sich mir mit glänzenden Augen

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