Die Nymphe Eva
einschaltete, und so wußte nur der
Vorstand davon; und Dane nahm die Angelegenheit selbst in die Hand. Ich fand
die Unterlagen in seinem Büro, denen zufolge bis zum Zeitpunkt von Danes
Verschwinden sechsmal Vorschuß bezahlt wurde, eine
Summe von nahezu vierzigtausend Dollar. Ich erkundigte mich bei unserem
Verrückten in Arizona, und er hat außer den zweitausend, die wir ihm von
vornherein gaben, nie einen Penny gesehen.«
»Das
klingt nicht allzu abwegig«, stellte ich fest. »Auf welche Weise hat er sich
die anderen zwanzigtausend unter den Nagel gerissen?«
»Aus
unserem M.-I.-Fonds.« Grunwald blickte mich etwas dämlich an. »Sie wissen doch,
daß der britische Geheimdienst von unserer M.-I. fünf geleitet wird?«
»Und
das Kennwort ist » Downey Electronics«?« Ich nickte
ernsthaft. »Jeder Mensch weiß das, Mr. Grunwald. Nebenbei bemerkt, seit wann
sind Sie übergeschnappt?«
»Ich
habe Sie gewarnt, es würde seltsam klingen«, sagte er finster. »Es war als
Scherz gedacht — wir mußten einen Namen für den Fonds finden. Verstehen Sie?«
Er sah, als ich den Kopf schüttelte, noch deprimierter drein. »Nun, wir handeln
nicht anders als jede Firma, die innerhalb ihrer Branche eine Rolle spielt. Wir
müssen wissen, was die Konkurrenz tut, was für Pläne sie für die Zukunft hat,
ob sie etwas erfunden haben, das wir noch nicht kennen, und so weiter.
Es
gibt verschiedene Möglichkeiten, solche Dinge in Erfahrung zu bringen,
Lieutenant. Die eine ist, einen Privatdetektiv zu engagieren, damit er ein
wenig schnüffelt, oder zu versuchen, einen maßgeblichen Mann zu bestechen.
Vielleicht weiß man auch, daß die Schwäche irgendeines Generaldirektors in
jenem Typ verfügbarer Blondinen besteht, der sich immer von einer großen
Privatparty übers Wochenende angezogen fühlt, irgendwo auf...«
»Und
daß man ihn deshalb später erpressen kann«, beendete ich den Satz. »Ich
verstehe Ihren Standpunkt, Mr. Grunwald. Um einen eigenen Spionagering in Gang
zu halten, braucht man Geld, und das bedeutet einen Spezialfonds. Das Kennwort
ist >Vertraulich<, und der Fonds untersteht vermutlich dem Präsidenten?«
»Genau,
Lieutenant!« Er nickte erleichtert. »Dane wäre nicht auf alle Zeiten mit seiner
Veruntreuung davongekommen, aber bis zur Jahresversammlung wäre er absolut
sicher gewesen, und sie findet erst in vierzehn Tagen statt.«
»Vielen
Dank für die Information.«
»Da
war noch eine Kleinigkeit«, murmelte er und griff erneut nach seinem
Taschentuch. »Es handelt sich um die fehlenden Unterlagen über dieses Mädchen
Rita Blair. Ich habe genaue Nachforschungen in der Personalabteilung anstellen
lassen und...«
»Arme
Miss Fenshaw !« Ich grinste. »Hoffentlich ist sie
nicht zu ihrer geplanten Abschiedsansprache gekommen?«
»Sie
ist nach wie vor bei uns«, sagte er liebenswürdig. »Meine Nachforschungen waren
nicht sehr aufschlußreich, sie haben mich persönlich jedoch befriedigt. Alle Angestelltenunterlagen
werden aus naheliegenden Gründen fest verschlossen gehalten. In der
Personalabteilung selbst hat nur Miss Fenshaw einen
Schlüssel. Die fünf obersten leitenden Angestellten haben im Gegensatz zu den
begrenzten Rechten der übrigen Angestellten, die nur eine bestimmte Akte
anfordern können, das Recht, den Schlüssel zu verlangen. Ich bin überzeugt, daß
es Miss Blair unmöglich war, ihre eigenen Unterlagen zu stehlen, und so bin ich
zu dem nächstliegenden Schluß gekommen, daß Dane dies für sie getan hat.«
»Sie
hätten Kriminalbeamter werden sollen«, sagte ich.
»Danke.«
Er grinste jungenhaft. »Ich will Ihnen gegenüber ehrlich sein, Lieutenant. Ich
habe all diese Mühe nicht ausschließlich Ihretwegen auf mich genommen;
schließlich mußte ich nebenbei dem Vorstand erklären, wie ihr Ex-Präsident es
geschafft hat, mit sechzigtausend Dollar zu verschwinden, die rechtmäßig der Downey Electronics gehören.«
Auf
dem Weg hinaus blieb ich, wie bei meinem ersten Besuch, vor dem Schreibtisch
von Grunwalds Sekretärin stehen. Die rundliche kleine Blonde erstarrte, als sie
in mir den Mann erkannte, der erst versprochen hatte, sich mit ihr zu
verabreden und sie dann statt dessen beleidigt hatte.
»Während
der ganzen Zeit, als ich im Krankenhaus lag«, murmelte ich mit leiser
eindringlicher Stimme, »und darauf wartete, daß mir die Ärzte sagen würden, ich
hätte eine Chance zu überleben — während dieser ganzen Zeit dachte ich
fortgesetzt, ob ich Pauline Colman — , dem
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