Die Nymphe Eva
Ihnen Captain Parker im Vertrauen mitgeteilt
hat«, sagte ich. »Aber Ihr Berufsethos hält Sie natürlich davon ab, mir das
weiterzuerzählen, Mr. Levine. Nicht?«
»Stimmt!«
»Und
was er auch gesagt haben mag — oder irgend sonst jemand — , Sie sind sich über
meine Person nach wie vor nicht schlüssig?«
»Sie
können mich das noch mal fragen, wenn der Prozeß vorüber ist, Lieutenant«,
sagte er kalt.
Diesmal
schien keine üppige Sonne, die alles in tiefe Bronzefarbe tauchte. Schwarze
Wolken jagten schreckenerregend über einen dunklen Sturmhimmel und um die
weißen Säulen des von Griechenland und Hollywood inspirierten Hauses. Wie
schimmernde Schildwachen standen die Säulen in einer ordentlichen Reihe, bereit
zu kämpfen, wenn von außen irgendwelche Gefahr drohte.
Ich
lauschte auf den anmutigen Klang des Türglockengeläutes im Haus drinnen und
fragte mich, ob ich wirklich eine Entschuldigung brauchte, um Eva Thyson wiederzusehen. Dann öffnete sich die Haustür, und Mrs. Garow stand da, mich mit
milde überraschtem Gesicht anblickend. Wie, zum Kuckuck, so dachte ich finster,
konnte ich nur vergessen, daß es sich um Garows Haus
handelte und daß seine Frau nach wie vor dort wohnte, selbst wenn er selber vor
nahezu vier Wochen spurlos verschwunden war?
»Ah,
das ist ja Lieutenant Wheeler!« sagte sie mit ihrer angenehmen weichen Stimme.
»Was für ein unerwartetes Vergnügen. Wollen Sie nicht hereinkommen,
Lieutenant?«
»Danke«,
sagte ich. »Leider habe ich keinerlei Neuigkeiten für Sie, Mrs. Garow . Ehrlich gesagt, ich habe gehofft, Miss Thyson zu sehen.«
Sie
lächelte leicht. »Eva ist auf der hinteren Terrasse draußen. Abel Grunwald hat
sie von der Arbeit nach Hause gefahren, und ich habe ihn überredet, auf ein
Glas dazubleiben. Es würde uns sehr freuen, wenn Sie uns dabei Gesellschaft
leisten würden.«
»Das
ist sehr nett von Ihnen«, sagte ich höflich. »Sie sehen viel besser aus als das letztemal , an dem ich Sie gesehen habe. Wenn ich das
sagen darf?«
»Ich
kann nicht behaupten, daß ich mich besser fühle, Lieutenant«, antwortete sie
ruhig. »Und das kann auch nicht so sein, solange ich nicht mit Sicherheit weiß,
was meinem Mann zugestoßen ist. Aber ich habe mich für den Augenblick damit
abgefunden.« In ihren Augen tauchte flüchtig etwas wie tiefer Schmerz auf, aber
sie schüttelte den Kopf und lächelte entschlossen. »Aber auf diese Weise kommen
Sie nicht zu Ihrem Drink. Nicht wahr?«
Sie
ging voraus durchs Haus auf die hintere Terrasse über dem Schwimmbecken. Abel
Grunwald saß bequem in einem Sessel ausgestreckt da, ein großes Glas in der
Hand. Er stand auf, als er mich hinter Mrs. Garow auf die Terrasse treten sah.
Ein
schneller Blick auf Grunwald reichte völlig, und dann konzentrierte ich mich
auf die weiß-goldene Nymphe, die vom Swimming-pool her auf uns zugeschritten kam und dabei eine völlig nutzlose Badekappe von dem
triefend nassen strohfarbenen Haar abnahm. Sie trug einen weißen Bikini, dessen
oberer Teil eine rein formelle Geste war und aus einem schmalen Streifen Stoff
bestand, der eben die Spitzen ihres prächtig geformten Busens bedeckte. Die
untere Hälfte war an ihrer breitesten Stelle knapp acht Zentimeter breit und
hing zäh um ihre gerundeten Hüften. Der Kontrast zwischen den beiden schmalen
Baumwollstreifen und ihrer honigfarbig gebräunten Haut war verblüffend; auf den
ersten Blick hin hatte man den Eindruck, als sei sie komplett nackt.
»Hallo!«
Sie blieb plötzlich stehen, richtete sich starr auf und salutierte mit einer
Hand. »Heil dem siegreichen Helden! Dreifach Willkomm dem ritterlichen Krieger,
verwundet im Kampf!« Ihre volle Unterlippe wölbte sich aufreizend vor, während
in ihren türkisfarbenen Augen ein boshaftes Glitzern erschien. »Ich dachte, der
Mann eines Sheriffs hier im Goldenen Westen wäre in jedem Fall viel schneller
mit seiner Pistole als der andere, mein Freund!«
»Ich
finde, Sie sollten das nächstemal , wenn Sie schwimmen,
einen Badeanzug anziehen«, sagte ich beiläufig. »Offen gestanden ist Ihre Figur
nicht so gut, daß Sie sie nicht partiell bedecken sollten.«
»Ich
sehe, Sie haben sich restlos erholt, Al!« sagte sie in bewunderndem Ton. »Der
alte Sex-Amokläufer wie eh und je! Wie Sie nur bei Ihrer üblichen Schürzenjagd
die Zeit erübrigen konnten, diese Verhaftung vorzunehmen!«
»Ich
glaube, jetzt reicht’s Eva«, sagte Thelma Garow gut
gelaunt. »Ich weiß nicht, ob du den Lieutenant in
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