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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Augenblick, in dem der Donner über
uns krachte, der Blitz über den Himmel zuckte und alles in grelles Licht
tauchte, nicht einmal besonders merkwürdig.
    Eva
warf den Kopf zurück und lachte erregt. »Hören Sie sie?« schrie sie. »Das sind
die Walküren, die durch den Himmel reiten!«
    Während
ich auf die prachtvolle weiß-goldene Nymphe starrte, die in ihrem Bikini vor
Entzücken keuchte, war ich bereit, alles und jedes mitzumachen. »Stimmt!«
schrie ich zurück. »Grandiose Sex-Opernmusik! Die Walküren wählen die im Kampf
gefallenen Helden aus und reiten mit ihnen zur Walhalla!«
    »Vielleicht
nehmen sie sogar auch einen verwundeten Helden mit!« sagte sie laut über den
Lärm weg.
    »Wie
mich!« brüllte ich beglückt. Ich sprang auf, um sie zu packen.
    Sie
wich aus und tauchte in den dichten Wasservorhang, jedoch ohne ihr
Bikinioberteil, das in meiner Hand blieb. Ich raste hinter ihr her.
    Ich
hätte zum Tauchen ausgerüstet sein müssen — oder vielmehr überhaupt nicht ausgerüstet
sein müssen, wie sie. Mein Anzug war bereits nach ein paar Metern durchweicht.
Ich konnte sie durch die Regenströme hindurch kaum sehen und rutschte auf dem
nassen Gras aus, während ich rannte. Ich riß meine Schuhe herunter — wobei ich
mir fast mein verletztes Bein verrenkte — und rannte in Socken weiter. Sie
sogen sich mit Wasser voll, und ich entledigte mich ihrer ebenfalls.
    Im
Blitz flammte ihr Körper hin und wieder wie ein entferntes Neonlicht auf. Dies
hier war ein Querfeldeinrennen, und ich war nicht gerade in bester Form dafür.
Ich hatte die Last meiner durchweichten Kleidung zu tragen, und es war verdammt
unangenehm, ein lahmes Bein zu haben. Ein Kampf unter ungünstigen Bedingungen
für den Helden, dachte ich, und nun strebte sie auch noch einem Hügel hinter
dem Haus zu.
    Ich
schaffte es, hinter ihr her zu stolpern und zu schliddern, inzwischen halb auf
Händen und Knien, und dann ging es die andere Seite wieder hinab — und in den
Schutz eines dichten Tannen Wäldchens. Hier kam der Regen in stetigen Tropfen
und nicht mehr in Schwaden herab. Donner und Blitz schienen plötzlich weit weg.
Es war, als ob man in der Halle der Götter wandelte.
    Ich
machte eine Pause, lehnte mich gegen einen Baum und spähte durch das
Dämmerlicht. Verdammt — sie war verschwunden.
    Plötzlich
hörte ich: »Selbst ein Held kann sich einen Schnupfen holen, wenn er in nassen
Kleidern herumsteht.« Ihre verführerische Stimme hätte selbst eine französische
Schwarzweißpostkarte erröten lassen.
    Ich
fuhr herum und griff nach ihr. »Willst du hierbleiben?« Meine Stimme schnappte
über, als ob ich wieder ein Dreizehnjähriger wäre. Irgendwo unterwegs hatte sie
den Rest ihres Bikinis verloren.
    »Siehst
du? Du fröstelst bereits«, murmelte sie. Und dann: »Ja. Alle Zeit auf der Welt
gehört uns.« Und sie trat näher, um mir die versprochenen Ehren zu erweisen.
    »Alle
Zeit auf der Welt«, hatte sie gesagt. Für mich waren es Geschehnisse jenseits
dieser Welt, Walhalla selbst — oder diese lange köstliche Nacht im Land der
Mitternachtssonne, die sie mir, das schwöre ich, schon gleich zu Beginn
versprochen hatte.
     
     
     

ZEHNTES KAPITEL
     
    A uf Ed Levines persönliche Aufforderung hin
setzte ich mich am folgenden Morgen im Gerichtssaal neben ihn an seinen Tisch.
Ich sah zu, wie der Verteidiger fünf Minuten später in den Saal trat, sich
setzte und gelassen flüchtig um sich schaute, bevor er seine Aktenmappe öffnete
und die Papiere vor sich auf dem Tisch ausbreitete.
    Cranston wirkte nicht wie ein großes As unter den
Anwälten, aber schließlich sah auch Herb Mandel nicht wie einer der Spitzensprengstoffsafeknacker aus. Der Anwalt war um die
Fünfzig herum, schätzte ich, kahlköpfig, von mittlerer Größe und Figur. Er sah
in seinem nüchternen dunklen Anzug adrett und elegant aus und vermittelte eher
den Eindruck eines Generaldirektors als den eines Rechtsanwalts. Vielleicht war
es eben dieser Gedankengang, der Abel Grunwald bewog, sich absichtlich
nachlässig zu kleiden und immer so auszusehen, als müßte er zum Friseur.
    »Dieser Cranston sieht nicht gerade wie eine Koryphäe aus«,
flüsterte ich dem Stellvertretenden Staatsanwalt zu.
    »Lassen
Sie sich durch sein Aussehen nicht täuschen, Lieutenant«, antwortete Levine
kurz. »Warten Sie, bis Sie ihn in Aktion gesehen haben, bevor Sie urteilen!«
    Gleich
darauf brachte man Marvin Lucas herein, und ich hatte einen Neuen, den ich
betrachten konnte. Der

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