Die Nymphe Eva
Verlegenheit bringst, aber
bei mir glückt dir das jedenfalls. Sei ein braves Mädchen und gieße ihm ein
Glas ein — er ist gekommen, um dich zu besuchen. Weißt du?«
»Wie
verheerend!« sagte Eva und lächelte einfältig. »So was — der Lieutenant hat
wirklich den ganzen langen Weg gemacht, nur um mich hier zu besuchen? Ich falle
in Ohnmacht!«
Sie
rannte geschmeidig zur Terrasse herauf, blieb nur einen tiefen Atemzug weit von
mir entfernt stehen und schüttelte heftig den Kopf, so daß ich über und über
mit Wasser bespritzt wurde. »Da!« Sie lächelte triumphierend zu mir empor.
»Vielleicht wird Sie das so lange abkühlen, bis ich Ihre niedrigeren Instinkte
mit Alkohol eingelullt habe.«
Ich
blickte zu Grunwald hinüber, während Eva zu der fahrbaren Bar hinüberging und
uns beiden etwas zu trinken eingoß . »Ihre Computer
sind vermutlich ziemlich leicht verträgliche Apparate. Nicht?« sagte ich in
zweifelndem Ton.
Grunwald
blinkerte. »Wie meinen Sie das, Lieutenant?«
»Ich
dachte, das müßten sie sein, wenn sie den Schock überstehen, von einem
verrückten kleinen Frauenzimmer wie Eva programmiert zu werden.«
»Eins
muß man zugunsten der Computer sagen«, rief Eva forsch über ihre Schulter
hinweg, »sie sind nicht heimtückisch. Nie würden Sie einen Computer dabei
ertappen, wie er einem Mädchen, das er unter einem dürftigen Vorwand in einen
Sportwagen hilft, in den Hintern zwickt—«
»Eva!«
sagte Thelma Garow mit schockierter Stimme.
»Wirklich!«
»Es
ist die Wahrheit«, sagte die weiß-goldene Nymphe ruhig. »Und wenn ich etwas hasse,
dann ist es, wenn man mir ins Hinterteil kneift, solange ich wollene Hosen
anhabe. Das juckt gräßlich!«
»Ich
glaube«, sagte Mrs. Garow mit erhobener Stimme, »jetzt reicht es endgültig, Eva!«
»Na
ja—«, Eva zuckte sorglos die Schultern, »ich bin eben wütend auf ihn.« Sie trug
die Gläser zu uns herüber und schob mir das meine in die Hand. »Wir waren nur
einmal sozusagen verabredet. Und was geschah da? Es begann damit, daß er mich
im Wagen kniff, und endete damit, daß er im Farmhaus eine Leiche fand.« Sie hielt plötzlich inne, als sie den Ausdruck auf Mrs. Garows Gesicht sah. »Oh, es
tut mir leid!« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Ich habe nicht daran gedacht.
Ich wollte dich nicht aufregen, Tante Thelma!«
»Es
ist schon gut.« Mrs. Garow versuchte, ihr zuzulächeln. »Es ist nur so, daß ich das Haus so gern mochte;
und nun, nachdem die Leiche dieses armen Mannes dort aufgefunden wurde, glaube
ich nicht, daß ich es ertragen kann, jemals wieder dorthin zu fahren.«
»So
dürfen Sie nicht reden, Thelma«, sagte Grunwald schnell. »Natürlich werden Sie
wieder auf die Farm hinausfahren. Nach einer Weile, wenn alles in Ordnung ist
und — und...« Er holte sein Taschentuch heraus und betupfte sich resolut die
feuchte Stirn. »Ich meine, nur Ihr schlechter nervlicher Zustand veranlaßt Sie,
so etwas zu sagen.« Er wandte sich hilfesuchend um. »Stimmt das nicht, Eva?«
»Absolut!«
sagte Eva entschieden. »Wir haben solch schöne Zeiten draußen auf der Farm
erlebt, Tante Thelma, und das wird wieder so sein, und wenn ich dich an den
Haaren dort hinauszerren muß!«
Diesmal
lächelte Thelma Garow wirklich. »Und ob wir schöne
Zeiten dort erlebt haben!« Ihr Gesicht glühte einen Augenblick lang. »Erinnere
dich an die letzten Sommerferien, die wir dort zusammen verbracht haben, Eva?
All diese herrlichen goldenen Tage — faule Tage — , als wir in diesem
verrückten Aussichtsturm herumsaßen, den Dane halb fertig gebaut hatte und nie
zu Ende brachte—« Die Worte erstickten ihr plötzlich im Hals, und sie kämpfte
mit den Tränen. »Entschuldigung«, sagte sie schnell, drehte sich um und rannte
ins Haus.
»O
Himmel!« Grunwald betupfte sich mit Feuereifer die Stirn. »Ich fürchte, daran
trage ich die Hauptschuld. Warum habe ich auch wie ein Idiot darauf bestanden,
daß sie auf die Farm zurückkehren soll!«
»Ich
habe damit angefangen«, sagte Eva unglücklich. »Aber niemand trägt wirklich die
Verantwortung dafür, außer Dane — der verdammte Kerl! Hoffentlich fällt er da, wo er
gerade ist, mausetot um, und das Flittchen, das bei ihm ist, ebenfalls!«
»Hören
Sie, Eva!« protestierte Grunwald. »Niemand weiß, ob das stimmt oder ob der arme
Dane ermordet worden ist.« Er wandte sich an mich. »Habe ich nicht recht,
Lieutenant?«
»Doch«,
pflichtete ich bei. »Vielleicht ist das jetzt nicht der richtige
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