Die Nymphe Eva
runzelte die Stirn. »Etwa elf Uhr vierzig vormittags«, brummte
er.
»Haben
Sie am Nachmittag einen der beiden wiedergesehen?«
»Nein,
Sir.«
»Würden
Sie bitte dem Gericht über die Zeit und die Umstände Ihrer nächsten Begegnung
mit dem Angeklagten berichten?«
Der
Sergeant zog erneut sein Notizbuch zu Rate. »Um ein Uhr fünfundvierzig am
folgenden Morgen hatte ich Nachtdienst im Büro des Sheriffs«, rezitierte er im
Singsang. »Eine Frau, die sich als die Witwe des Verstorbenen zu erkennen gab,
rief an und sagte, wir sollten sofort in ihre Wohnung kommen, wo Lieutenant
Wheeler eine Pistole auf einen Mann gerichtet hielte. Sie gab die Adresse an
und sagte, wir sollten am besten gleich einen Krankenwagen dort hinbestellen.«
»Warum,
Sergeant?« fragte Levine.
»Weil
beide Männer angeschossen seien, und sie sagte, der Lieutenant sähe aus, als ob
er sich verblutete!« krächzte Polnik triumphierend.
Der
Stellvertretende Staatsanwalt machte eine kaum wahrnehmbare Pause und warf
einen schnellen Blick auf Cranston . Der Verteidiger
antwortete mit einem milden Lächeln. Ich glaubte in Levines Augen einen leicht
besorgten Blick zu erkennen, als er sich wieder an Polnik wandte. »Weiter, Sergeant!«
Polnik beschrieb die Szene im Korridor, als er in
der Wohnung eintraf: Lucas hatte an der Wand gelehnt und sich mit einer Hand
die Schulter gehalten, und ich hatte mich halb sitzend, halb liegend auf dem
Boden befunden, ein Hosenbein von Blut durchtränkt, aber die fest mit meiner
Faust umklammerte Pistole immer noch auf Lucas gerichtet. Die Schilderung des
Sergeanten bekam an diesem Punkt etwas Theatralisches.
Levine
zog eine Pistole heraus und bat Polnik , sie als die
zu identifizieren, die sich zur Zeit von Lucas’ Festnahme in dessen Besitz
befunden hatte.
»Ich
erhebe Einspruch!« Cranstons Stimme knallte förmlich
durch den Saal. »Der Aussage des Sergeanten zufolge lag die Waffe bei seinem
Eintreffen anderthalb bis zwei Meter von dem Angeklagten entfernt auf dem
Boden.«
»Dem
Einspruch wird stattgegeben!« Richter Kleban schlug
mit seinem Hammer auf den Tisch.
»Ich
will die Frage neu stellen«, sagte Levine mit gepreßter Stimme. »Ist das die Pistole, die Sie anderthalb bis zwei Meter von dem
Angeklagten entfernt auf dem Boden liegen sahen?«
»Ja,
Sir.« Polnik nickte heftig. »Ich erkenne meine
Markierung — hier auf dem Kolben.«
Mit
gebotener Feierlichkeit wurde die Pistole herumgereicht und als Beweisstück A
protokolliert.
»Noch
eine letzte Frage«, sagte Levine. »Auf wessen Anweisung hin folgten Sie den
drei Männern, einschließlich des Angeklagten, an diesem Nachmittag in Ihrem
Wagen?«
»Auf
Lieutenant Wheelers Anweisung hin«, antwortete Polnik prompt.»Sehen Sie, der Lieutenant dachte...«
»Das
genügt, Sergeant.« Levine blickte erneut zu dem Verteidiger hinüber. »Ihr
Zeuge.«
»Keine
Fragen«, sagte Cranston lächelnd.
Als
nächster kam der Ballistikexperte , der aussagte, daß
die Geschosse in Fletchers Leiche mit denen übereinstimmten, die man aus meinem
Bein und aus der Decke des Korridors vor Fletchers Wohnung herausgeholt hatte.
Ohne Zweifel stammten alle aus derselben Pistole — der Mordwaffe — , die Polnik in der Nähe von Lucas aufgehoben hatte. Danach
folgte ein Fingerabdruckexperte, der aussagte, es sei nur eine Sorte von
Fingerabdrücken an dem Pistolenkolben gefunden worden und die stammten vom
Angeklagten. Cranston hatte an keinen der Experten
Fragen zu richten, und der Richter vertagte die Verhandlung auf den folgenden
Morgen.
»Ich
begreife es nicht«, brummte Levine, als wir etwa zwanzig Minuten später
hinausgingen. »Was, zum Teufel, hat er vor?«
»Er
spart seine Kräfte für irgend etwas auf.« Ich zuckte
die Schultern. »Er hat lediglich den Mund geöffnet, um Einspruch dagegen zu
erheben, daß sich die Pistole in Lucas’ Besitz befunden haben, als Polnik dorthin kam, aber ein Stück weit von ihm entfernt
auf dem Boden gelegen habe. Es schien ein unwesentlicher Punkt zu sein; ohnehin
waren nur wir zwei, Lucas und ich, im Korridor. Wem, zum Kuckuck, soll also die
Pistole gehört haben, außer Lucas?«
»Ich
weiß«, sagte Ed Levine zerstreut. »Bis jetzt hat er mich ungestört auf einen
Mordbeweis hinarbeiten lassen. Selbst der Richter hat mir einen deutlich
altmodischen Blick zukommen lassen, als ich den Sergeanten ermunterte, dem
Gericht zu erzählen, wie Sie aus lauter Pflichtgefühl im Begriff waren, aufs
nobelste zu verbluten! Aber
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