Die Obamas
Billiarden Dollar abgesegnet, um die Finanzmärkte zu stabilisieren und zu verhindern, dass noch mehr große Geldinstitute den Boden unter den Füßen verloren. Am Tag, an dem die Obamas Richtung Westen flogen, verabschiedete der Kongress das vom Präsidenten eingebrachte Paket von 787 Milliarden Dollar, mit dem die amerikanische Wirtschaft angekurbelt werden sollte. Nach seiner Rückkehr aus Chicago sollte der Präsident die Entsendung zusätzlicher 17000 Soldaten nach Afghanistan ankündigen. In ruhigeren Zeiten hätte jede der drei Entscheidungen alleine ausgereicht, um die gesamte Amtszeit eines Präsidenten zu charakterisieren.
Es fühlte sich seltsam an, in das vertraute, gemütliche Haus zurückzukehren. »Bei ihrem Umzug ins Weiße Haus haben sie buchstäblich alles eingepackt«, sagte ein Mitarbeiter. Sie hatten sämtlichen Kleinkram ihrer Töchter und alle Fotos mitgenommen, um die neue Umgebung vertrauter zu gestalten, und jetzt wirkte ihr altes Haus leer und fremd.
Das Haus, das die Obamas 2005 gekauft hatten, liegt in einer belebten Gegend. Der Hyde Park Boulevard, eine der Hauptverkehrsadern des Viertels, ist nur einen halben Block entfernt, gegenüber befindet sich eine Synagoge und direkt vor dem Haus eine Bushaltestelle. Früher hatte sich den ganzen Tag über auf dem Gehweg vor der Haustür der Obamas das ganz normale Leben abgespielt. Aber dann waren zuerst die Touristen gekommen, die sich das Haus der Obamas ansehen wollten, und dann der Secret Service. Einen Tag nachdem Senator Obama die parteiinterne Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten angenommen hatte, wurden an beiden Enden des Blocks hässliche Betonpoller aufgestellt. Drei Bushaltestellen wurden verlegt. Polizisten und Sicherheitsleute patrouillierten vor dem Haus und ließen nur noch Anlieger durch. Nachbarn mussten dem Geheimdienst Listen mit den Namen ihrer Besucher vorlegen.
Und als die Obamas jetzt nach Hause kamen, mussten sie feststellen, dass zwei Seiten ihres Hauses mit schwarzen Plastikplanen verhängt waren, damit niemand – neugierige Nachbarn, Paparazzi mit Teleobjektiven und gefährlichere Zeitgenossen – die First Family ausspionieren konnte. Dies bedeutete aber auch, dass ihnen der vertraute Blick auf Bäume und Himmel versperrt war.
Sie hätten leider improvisieren müssen, entschuldigte sich der Secret Service später bei den Nachbarn und den Synagogenbesuchern für die Unannehmlichkeiten. Frühere Präsidenten wohnten in der Regel auf ausgedehnten Landsitzen oder in großen Vorstadtvillen, die wegen der sie umgebenden weiten Grünflächen leicht zu schützen waren. George und Laura Bush waren regelmäßig auf ihre Ranch in Crawford, Texas, geflüchtet. Nach dem Ende von George Bushs Amtszeit hatten sie sich eine Villa im weitläufigen Dallas gekauft – und das Nachbarhaus gleich dazu. Der Secret Service hatte einfach keine Erfahrung damit, einen Präsidenten zu beschützen, der in einem belebten Viertel wohnte.
Die Frage, wie die Obamas sich an diesem Wochenende verpflegen sollten, hatte beim Personal für reichlich Verwirrung gesorgt. Wollten die Obamas etwa wieder selbst kochen? Sie konnten nicht einfach ihr Essen kommen lassen oder jemanden losschicken, um einzukaufen oder in einem Restaurant ein paar Gerichte zu holen, denn schließlich musste der Secret Service genau überwachen, welche Lebensmittel für den Präsidenten eingekauft wurden und was der Präsident aß. Eine einfache Lösung gab es nicht – und jede Variante war kostspielig. Schließlich fuhren Navy Stewards mit nach Chicago, um die Mahlzeiten für die Familie zuzubereiten, aber auch das war, gelinde gesagt, merkwürdig, da das Haus nicht für einen ganzen Trupp Hauspersonal ausgelegt war. Eigentlich waren die Obamas nach Chicago gefahren, um ein bisschen Privatsphäre zu genießen und für ein paar Tage in ihr altes Leben einzutauchen.
Der zweite Tag ihres Aufenthalts war Valentinstag, und die Obamas fuhren ins Table 52 , ein Nobelrestaurant in Downtown Chicago. Wie jeder Präsident heutzutage wird Obama ständig von einigen Journalisten und Fotografen begleitet, die gerade »Pool-Dienst« haben (d.h., die Journalisten wechseln sich ab und tauschen alle Informationen und Fotos untereinander aus). Das System basiert auf der Annahme, dass jederzeit etwas von öffentlichem Interesse passieren kann, selbst wenn der Präsident nur an einer Geburtstagsfeier oder an einem Elternabend in der Schule teilnimmt. Aber in Wirklichkeit führt
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