Die Obamas
und » ON SECOND THOUGHT « (also »Vielleicht ja«, »Vielleicht nein«, »Wart einen Moment« und »Wenn ich’s mir recht überlege«) auf einem orangeroten Hintergrund.
Auch wenn die Kunst dazu beitrug, ihre neue Wohnung heimeliger zu machen, bekamen die Mitarbeiter und engsten Freunde der Obamas natürlich mit, dass die Eingewöhnung nicht ohne Schwierigkeiten vonstattenging und die First Lady heftig unter Klaustrophobie litt. Aber niemand sonst wusste davon, weshalb die Öffentlichkeit immer noch eine romantische Vorstellung vom Leben im Weißen Haus hatte: Kein Präsident und keine First Lady, ob im Amt oder danach, möchte undankbar erscheinen, und so kommt nie zur Sprache, wie schwierig das Leben für die Bewohner des Weißen Hauses ist, wie stark die Gefühle des Eingesperrtseins und der Desorientierung sein können. Besucher bekommen nur den schönen Schein des Präsidentendaseins zu sehen: die makellosen Rasenflächen und Gärten, die historischen Räume und die Armee von Bediensteten oder eine der wahrhaft traumhaften, spektakulären Partys im Weißen Haus.
Ein typisches Beispiel dafür war die Halloween-Party, die das Präsidentenpaar am letzten Oktobertag 2009 veranstaltete, ein für einen unbefangenen Beobachter phantastisches Fest, das den Gastgebern selbst ein beträchtliches Maß an Problemen bereitete. Es dürfte kaum überraschen, dass die Kinder von Politikern an Halloween den Kürzeren ziehen. Im Jahr 2004 beispielsweise war den Kindern von John Edwards, damals demokratischer Vizepräsidentschaftskandidat, nichts anderes übriggeblieben, als im Wahlkampfflugzeug um Süßigkeiten zu betteln.
Die Obamas hatten Halloween schon immer groß gefeiert. In Chicago hatte Michelle das ganze Haus geschmückt und sich um alle Kostüme gekümmert, während ihr Mann mit den Mädchen von Haus zu Haus zog, um die traditionellen Leckereien einzufordern. Noch 2007 hatte Obama, versteckt unter einer Maske, unerkannt durch das Viertel streifen können, aber das Halloween-Fest im Jahr danach, ihr letztes in Chicago und nur wenige Tage vor der Wahl, war schon ziemlich seltsam gewesen. Er hatte darauf bestanden, die als Gespenst verkleidete Sasha durch das Hyde-Park- und Kenwood-Viertel zu begleiten. Als sich ein Pulk von Fernsehleuten mit Kameras an ihre Fersen heftete, kamen ihnen die Kinder aus dem Viertel zu Hilfe, die die Reporter anschrien, sie sollten die beiden in Ruhe lassen.
Für die Halloween-Party 2009 verwandelten Desirée Rogers und ihr Team das Weiße Haus in ein gruseliges Wunderland mit orangefarbenem Scheinwerferlicht, Riesenkürbissen und Musikern in Skelettkostümen. In riesigen Seifenblasen bewegten sich als Schmetterlinge verkleidete Stelzenkünstler über den Rasen. Die Obamas standen am Vordereingang des Weißen Hauses und verteilten Süßigkeiten an Washingtoner Schulkinder, die sich zu Tausenden vor dem Tor drängten und »Süßes oder Saures« riefen.
Der Präsident erschien in Pullover und Hose und umging so die peinliche Frage, in welchem Kostüm das Staatsoberhaupt denn auftreten würde. Die First Lady trug einen Pullover mit Leopardenmuster, Katzenohren und glitzernden Lidschatten. Einige der kleineren Kinder drängelten sich vor, um sie anzufassen, was ihr nichts ausmachte. Alle Politiker lassen sich beim Tätscheln von Kindern ablichten, aber die Obamas lieben Kinder sehr, sie freuen sich über ihre Anwesenheit bei Veranstaltungen und haben sie gern um sich. Gegenüber Mitarbeitern kann der Präsident introvertiert und sogar ausgesprochen abweisend sein, aber in der Gesellschaft von Kindern geht er aus sich heraus, wird manchmal sogar regelrecht ausgelassen.
Auf der im Haus stattfindenden Party für geladene Gäste liefen zwischen den Kindern von Regierungsmitgliedern und Mitarbeitern des militärischen Geheimdiensts Figuren aus den
Star Wars
-Filmen herum – aber nicht irgendwelche Imitatoren, sondern der echte Chewbacca samt Crew, von George Lucas persönlich für diesen Anlass nach Washington geschickt. Die Kinder von Handelsminister Gary Locke waren als Mini-Geheimdienstagenten verkleidet, mit schwarzen Anzügen, Sonnenbrillen und Knopf im Ohr, und als der Präsident von ihren Kostümen hörte, rief er einen Fotografen zu sich, um sich mit seinen kleinen Personenschützern ablichten zu lassen.
Die Hauptattraktion der Party war der State Dining Room, den der für seinen schwarzen Humor bekannte Regisseur Tim Burton gestaltet hatte. Da seine Verfilmung von
Alice im
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