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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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sortieren, damit der Präsident zu seinem Auftritt und der Rest an den Strand fahren konnte. Während aus einem Konvoi zwei wurden, registrierte Michelle Obama klaglos, was in den elf Monaten seit der Amtsübernahme aus ihrem Leben geworden war.
    Auf der Marinebasis angekommen, las der Präsident – im Anzug, aber ohne Krawatte – sein Statement vor laufender Kamera ab und gestand einen »Fehler im System« ein; zur gleichen Zeit amüsierten sich seine Frau, seine Töchter und Freunde bereits in den Wellen. Kaum war er mit seiner Ansprache fertig, machte er sich auch auf den Weg zum Strand, in der Hoffnung auf einen Moment der Ruhe. Bald schnorchelte Barack Obama im vertrauten blaugrünen Ozean seiner Jugend und ließ sich von der Brandung tragen. Strand und Meer waren zu diesem Anlass extra abgesperrt worden. Nur die Freunde und Familie des Präsidenten waren anwesend. Und während Obama sich treiben ließ, umringten ihn Geheimagenten in Tauchanzügen und mit wassertauglichen Waffen.

Kapitel 8: Die wichtigste Ehe auf Erden
    Januar – März 2010
    A lle paar Monate zeigte sich Michelle Obama als Überraschungsgast bei Führungen im Weißen Haus. Für gewöhnlich bekamen die Besucher, die zu Abertausenden durch den zur Besichtigung freigegebenen Teil des Gebäudes pilgerten, die Familie des Präsidenten nicht zu Gesicht. Doch dann und wann wurde das Erscheinen der Präsidentengattin in einem der offiziellen Räume arrangiert – eine leibhaftige, quicklebendige First Lady zwischen historischen Marmortischen und Kandelabern. Diese Auftritte fanden statt, weil sie so publikumswirksam waren. Aber Michelle Obama hatte an diesen Inszenierungen und dem damit verbundenen Überraschungseffekt durchaus ihr Vergnügen.
    Am 8 . Januar 2010 erwartete Michelle im Blue Room die ersten Gäste; passend zur Einrichtung trug sie einen marineblauen Rock mit zitronengelbem Oberteil. »Hallo, treten Sie ein«, winkte die First Lady eine ahnungslose junge blonde Frau heran. Die Besucherin mochte ihren Augen kaum trauen. Doch Michelle Obama machte eine einladende Geste und nahm die Frau in den Arm. Die ließ es geschehen, wich dann aber zurück, als wolle sie sich noch einmal vergewissern. »Sind Sie es wirklich?«, staunte sie. Sie streckte vorsichtig die Hand aus und berührte die First Lady leicht an der Schulter, als wolle sie prüfen, ob sie echt sei. Die First Lady imitierte lächelnd die Geste. Eine italienische Familie trat ein. »Ich
liebe
Ihr Land«, sagte Michelle Obama von ganzem Herzen. »Meine Kinder würden dort so gern
leben
«, fügte sie hinzu. »In der amerikanischen Botschaft.« Sie bückte sich, um ein kleines Mädchen zu umarmen, dann wandte sie sich an deren größeren Bruder. »Lässt du dich auch in den Arm nehmen, oder findest du das uncool?«, fragte sie und drückte ihn. Als ein junger Mann, der sie um einiges überragte, den Raum betrat, rief sie: »Endlich die richtige Größe! Daran bin ich eher gewöhnt!«
    Verglichen mit ihrem Mann, machte Michelle Obama bei solchen Anlässen die weitaus bessere Figur. Der Präsident gab Fremden gegenüber häufig nur ein Minimum von sich preis, es blieb bei einem kurzen Händeschütteln oder wenigen Worten. Seine Frau dagegen fand für jeden Besucher etwas Besonderes, Persönliches: hier ein Witzchen, da eine herzliche Geste, ein kurzes Miteinander, nicht nur ein Händedruck, sondern eine richtige Umarmung.
    Sie war im öffentlichen Leben immer noch eine Anfängerin und genoss die Vorstellung, wie aufregend die Leute es fanden, sie zu erleben. Ihre Umarmungen wirkten spontan, aber wie all ihr Tun waren sie wohl durchdacht: Sie waren der Versuch einer über 1 , 80  m großen, weltberühmten schwarzen Frau in Designergarderobe, Zugänglichkeit zu signalisieren. (»Wer groß und furchteinflößend ist, der umarmt«, erklärte sie einmal.)
    Eine lockige Frau in einer roten Jacke trat näher, und schon als Michelle Obama sie mit den Worten begrüßte: »Guten Tag, schön, Sie zu sehen«, begriff sie, dass die Besucherin taub war. Die First Lady hob die Hände und wechselte zur Zeichensprache: »Ich heiße M-I-C-H-E-L-L-E.« Sie wirkte, als sei sie sehr mit sich zufrieden. Es handelte sich zwar nur um Besucher des Weißen Hauses, aber ihr Auftritt war perfekt gewesen – und das wusste sie auch.
    Kurz vor Ende der Besuchstour brachte eine Mitarbeiterin Bo, den Hund der First Family, herein. Er war der perfekte Botschafter des Weißen Hauses, weil die Besucher ihn mit

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