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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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auf, rieb sich die Augen und musterte sie gleichmütig. Er begrüßte sie und nahm die beiden Pferde bei den Zügeln. Bar-Woten drückte ihm mediwewanisches Besatzungsgeld in die Hand, welches der Junge genau untersuchte, dann aber annahm.
    „Wir werden heute nacht hierbleiben und uns entspannen“, verkündete der Ibisier Kiril. „Ich weiß nicht, was Euer Glaube zu solchen Dingen sagt, aber ein Land ohne eines von diesen Häusern ist kaum zivilisiert.“
    „Eines von was für Häusern?“ Er schaute hoch zu den Fenstern im zweiten Stock und sah, wie sich ein vollbusiges Mädchen herauslehnte, dunkel wie die Stunde um Mitternacht. Ihr Haar war in kleine, zu Ringen gelegte Zöpfchen geflochten, und ihre Zähne schimmerten wie Laternen zwischen rosigen Lippen.
    „Oh.“ Kiril zerrte erstaunt an den Zügeln seines Pferdes, wodurch er sie dem Griff des Stalljungen entwand. Das Tier bäumte sich auf. „O-o-oh! Eines von denen!“ Bei dem Versuch, das Tier unter Kontrolle zu bringen, riß er es auf der Stelle herum, und der Hof füllte sich mit Hufschlag und Gewieher. Der Stalljunge packte den Zaum und half ihm, abzusteigen. „Wir können hier nicht rasten“, sagte Kiril lautstark. „Warum sollten wir hier rasten?“
    Bar-Woten stapfte mit schwerem Schritt zur mächtigen Holztür des Gasthofes, daß das Wasser nur so aufspritzte. „Ihr mögt bei den Pferden liegen, wenn Euch das lieber ist.“
    Kiril war wütend. Auf seine Art war das hier schlimmer, als herausfinden zu müssen, daß seine Gefährten Diebe und Mörder waren. Sie waren Hurenböcke! Er rannte ihnen nach, verhielt jedoch im offenen Torbogen. Vor- und zurückschwankend versuchte er, sich zu einer Entscheidung durchzuringen, ob er ihnen folgen oder draußen bleiben sollte. Kälte und Nässe nahmen ihm die Entscheidung ab. Mit zuckendem, weit offenem Mund, aber ohne etwas zu sagen, trat er über die Schwelle, während er den Ibisier und den Khemiten einen mit dem Duft von allerlei Räucherwerk erfüllten Raum hinter einem runden Durchgang betreten sah. Dunkle Wandbehänge mit schlüpfrigen Bildern hingen in dem Vorraum. Hier wollte er nicht bleiben. „Wartet!“
    Bar-Woten legte seinen Umhang ab und lächelte einer jungen Frau in einem einfachen schwarzen Kleid zu. Rote Blumenmuster schmückten Ärmel und Saum. Er schien sie zu kennen und auch ihre Sprache, obwohl er keines von beidem hätte kennen können – und doch vollzog sich die Verständigung zwischen ihnen ganz mühelos. Barthel trug seinen eigenen Mantel über dem Arm und ließ seine Blicke mit dem gleichen zurückhaltenden Lächeln durch den Raum schweifen, das er schon früher zur Schau getragen hatte. Kiril schloß sich ihnen widerstrebend an, unfähig, irgend etwas Geistvolles zu sagen, und voller Furcht, sich zum Narren zu machen. Aber er zitterte vor Nervosität.
    Bar-Wotens Frau – hellhäutiger als jene, die sich über das Fensterbrett im Hof gelehnt hatte – nahm ihn beim Arm und führte ihn die Treppe hinauf ins Obergeschoß. Ein zweites Mädchen erschien aus einem anderen Zimmer und nahm Barthel zu sich. Für Kiril erschien keine. Er fühlte sich gleichzeitig übersehen und erleichtert; aber warum hatte man ihn ignoriert? Welchen Teil des Rituals hatte er zu beachten versäumt? Sein Gesicht brannte, und er hob die Hände, um seine Stirn zu fühlen. Er glühte, ganz so, als hätte er sich wieder in ein Fieber gepeitscht.
    Er saß allein in dem abgedunkelten Raum und kochte vor sich hin. Schließlich tauchte hinter ihm ein kleines Kind auf – er konnte nicht sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war – und setzte sich neben ihn auf die Bank. „ Ama sol? “ fragte es. Er dachte darüber nach und entschied, daß das Kind fragte, ob er ein Zimmer wünsche. Er nickte. Das Kind nahm ihn bei der Hand und geleitete ihn die Treppe hinauf. Einen Augenblick lang fürchtete er, in etwas hineingezogen zu werden, das viel schlimmer war als das, was Bar-Woten und Barthel für sich erwählt hatten, aber er entspannte sich, als ihm ein schlichtes, behaglich wirkendes Zimmer gezeigt wurde, in dem keine wie auch immer geartete ‚Gesellschaft’ auf ihn wartete. Er dankte dem Kind und schritt zu dem schmalen, sauberen Bett, um sich hinzusetzen und nachzudenken.
    Bar-Woten hockte in der Dunkelheit, sein Mädchen neben sich, und lauschte ihren Schnarchtönen. Das schwache Licht einer Feuertaube kam durch ein Fenster hoch in der Wand und warf ein bläuliches Rechteck auf den teppichbelegten und

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