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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gerade eine ermutigende Vorstellung.
    Am neunundzwanzigsten Tage nach ihrer Abreise von Golumbine erschien das Schiff-auf-Beinen. Es wurde keine wie auch immer gearteten Maßnahmen ergriffen. Die Dreizack behielt ihren Kurs bei und stieß weiter nach Norden vor, mit jedem Tag mehr unter dem grünlichen Licht des glühenden Flecks am Himmel segelnd. Das fahle Leuchten, ähnlich dem Licht, das an einem warmen Sommertag durch dünne Wolken fällt, warf keine Schatten und sprang nicht in blendendem Glanz von der See oder dem Metall des Schiffes zurück. Barthel fühlte sich ausgesprochen unwohl, wenn er auf Deck diesem trostlosen, gleichsam notdürftigen Schein gegenüberstand. Bar-Woten ignorierte das Glühen so gut wie möglich.
    Das Schiff-auf-Beinen ignorierte er hingegen nicht. In der Bordbibliothek der Dreizack studierte er Handbücher über Kampftaktiken zu Wasser, mehr um seines Seelenfriedens willen als um irgendeinen feldherrlichen Plan zu entwerfen. Er wußte, daß Prekari wohl bewandert darin war, Schiffe unter gefährlichen Umständen zu führen. Aber er hatte nie eine Gelegenheit gehabt zu lernen, wie Kriege zur See geführt wurden, und er fand die Unterschiede faszinierend.
    Die Dreizack war nicht für ein schweres Seegefecht ausgerüstet. Sie führte nur drei Geschütze, eines am Bug, eines am Heck und eines auf einer Lafette mittschiffs, grad heckwärts hinter dem ersten Schornstein. Darüber hinaus hatten sie einen tüchtigen Vorrat zerspaltener und ausgetrockneter Holzscheite an Bord, die sie während einer Schlacht zum Heizen in die Brenner geben konnten. In Notfällen wurden ihre Methantanks stets versiegelt und gegen Erschütterungen gepolstert, und sie lief entweder unter Segeln oder dampfte unter Holz.
    Sie näherten sich gerade der Südküste von Pallasta, als das Unterseeboot erschien. Kiril hatte von ihnen gelesen, aber es erschütterte ihn, eines auftauchen und ihnen achteraus folgen zu sehen wie ein stahlgepanzerter Wal. Prekari befahl die Geschützmannschaften auf ihre Posten und stellte so rasch wie möglich von Methan auf Holz um. Rauch begann den Schornsteinen zu entströmen. Die Schornsteine knarrten und stöhnten, und Deckoffiziere überwachten das Lockern der Spanndrähte. Die Segel wurden zusammengerollt, und die Dreizack legte Geschwindigkeit zu, um ihren Verfolger auf die Probe zu stellen.
    Sofort fiel das Unterseeboot zurück und ging auf Tauchstation. Prekari erschien auf dem Achterdeck und marschierte zuerst nach Backbord, dann nach Steuerbord, um über die Reling zu spähen. In Ermangelung eines besseren Einfalls befahl er, überall rings um das Schiff bleibeschwerte Lotleinen über Bord zu werfen. Sie wurden von Seeleuten besetzt, denen man eingeschärft hatte, jedes Nachlassen der Spannung der Leinen sofort zu melden. Falls das Unterseeboot sich entschloß, sie von unten zu rammen, würden sie es wenigstens im voraus wissen. Bar-Woten fand, daß es ein nutzloser Vorteil sein würde. Er blieb unter Deck bei den Maschinen, ein Gestänge zu betreuen, das unter der Belastung heißlief. Der Geruch schmorender Dichtungen verstopfte seine Nase, bis er schließlich alle paar Sekunden nieste. Aber er weigerte sich, nach oben zu gehen. Er weigerte sich, einzugestehen, daß er von etwas gejagt wurde, das er nicht sehen konnte.
    Sieben Stunden lang liefen sie unter Alarm. Die Sondierbleie zeigten keine Veränderungen an. Prekari blieb auf dem Achterdeck in einem Klappstuhl und nahm dort auch schweigend seine Abendmahlzeit ein. Nachdem er den letzten Teller leergeputzt hatte, wischte er sich Mund und Bart mit einer Leinenserviette und ließ die Mannschaft von den Gefechtsstationen wegtreten. Bis zum nächsten Morgen, so ordnete er an, sollte noch mit Holz geheizt werden, aber ansonsten sollte das Schiff Fahrt machen wie gewöhnlich, bis sich etwas Neues ergab.
    Bar-Woten ging an Deck, nachdem er seine Wache beendet hatte, und schaute den Feuertauben zu, wie sie über der pechschwarzen See schwebten. Die Fluten waren hier weniger belebt mit schimmernden Meeresorganismen. Fische wurden kaum noch gesichtet, und Seevögel waren rar.
    Im Licht des Morgens, grau und unheimlich, sahen sie die Küste von Pallasta. Sie war ein wildes, verbranntes Band von Schwarz und Braun. Weggismarche hatte wenig friedlichen Handel mit Pallasta getrieben, einem Land, das eher zu militärischer Disziplin und strengen politischen Regimes neigte. Bis vor vier Jahrzehnten hatte zwischen ihnen ein beinahe

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