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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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vierhundert Kilometer weit die langgestreckte, geometrische Gestalt des Obelisken sehen. Am Horizont war seine Masse zur Hälfte im Fels und in der Erde Hegiras begraben. Näher heran lockerte die Planetenkrümmung ihren Zugriff und wich unter dem Turm zurück, bis sein Ende den Isthmus von Weggismarche überspannte und sich in einen anderen Berg vier Kilometer vom Wetterglas entfernt verkeilte. Kiril schaute die Südflanke hinunter und erspähte das Basislager des Aufnahmetrupps von der Dreizack und in der Bucht dahinter die Dreizack selbst, winzig wie ein Spielzeugschiffchen in einer Pfütze. Er richtete seine Augen himmelwärts und beschirmte sie schützend. Das Licht, das an die Stelle des Obeliskenscheins getreten war, stand in seinem Mittag. Wolken trieben in Fetzen quer über seinen verdichteten Mittelpunkt, wobei sie breite Schatten über das Wetterglas und die Bucht warfen. Bar-Woten kletterte langsam und vorsichtig über den Felsstoß, der den nördlichen Hang des Gipfels säumte, und stieß zu Kiril. Barthel war nicht weit dahinter.
    „Ich fange an, dieses ganze Zeug über den Wall der Welt zusammenzusetzen“, sagte Bar-Woten, nachdem er durch gleichmäßiges, tiefes Luftholen wieder zu Atem gekommen war. „Er ist fünftausend Kilometer von hier nach Norden, was erklärt, warum es keine weiteren Obelisken gibt, egal, wie weit nach Norden man reist. So, wie ich es verstehe, gibt Der Wall selbst oben auf seiner Krone ein Leuchten ab. Vielleicht stehen kleinere Obelisken darauf oder normale direkt dahinter.“
    „Wie hoch ist er?“ fragte Kiril. Barthel gesellte sich zu ihnen und stütze sich mit rotem und schweißglänzendem Gesicht auf seinen Bergsteigerpickel.
    „Wenigstens so hoch wie ein Obelisk.“
    Kiril blickte den nördlichen Hang hinab und sah einen Helikopter auf einem weit ausladenden Felsausbiß landen. Er sah aus wie eine Biene, die sich auf einer steingrauen Blume niederließ. „Ist es wahr, daß es auch auf Dem Wall Schriften gibt?“
    „So heißt es. Da er mit einem Zweiundvierzig-Grad-Winkel anfängt, können die Nordländer seine Front leichter hinaufklettern, als jeder von uns einen Obelisken erklimmen könnte. Das ist der Grund, warum sie mehr wissen als wir. Aber sie können nicht höher als hundert Kilometer gelangen. Jenseits davon wird der Hang steiler, und es gibt nicht genug Luft – jedenfalls nicht für einen Menschen oder seine Maschinen.“
    Kiril versuchte, sich die Zivilisationen längs Des Walles vorzustellen, versuchte, sich auszumalen, wie sie sich schneller entwickelten, schneller lernten und versuchten, ihre Kultur und ihr Wissen weiter nach Süden zu verbreiten. Wie lange war es her, daß sie den Punkt erreicht hatten, an dem sie in hinreichendem Detail Kenntnis von Unterseebooten, Tragflügelbooten, Luftschiffen und Helikoptern erlangen konnten, um sie zu bauen? Ein paar Jahrhunderte? Und wie lange würde es noch dauern, bis sie Raketen würden bauen und womöglich noch mehr von der Schrift weiter droben würden lesen können? Die letzten paar Wochen der Unterweisung und Ausbildung betäubten ihn immer noch.
    Weiter nördlich gab es riesige Fabriken, deren einzige Aufgabe es war, künstliche Erdölprodukte zu erschaffen, gemäß einer Formel auf dem Wall der Welt. Auf Hegira existierte kein natürliches Erdöl, wie die meisten halbzivilisierten Völker vor langer Zeit erfahren hatten. Einige – wie etwa jene in Weggismarche und Pallasta, ja sogar jene in Mediwewa und Ibis – hatten Methanmotoren mit hohem Wirkungsgrad entwickelt und sich damit eingerichtet. Jene nahe Des Walls, die Zugang zu komplizierteren Anleitungen und Entwürfen und der Methode der Herstellung künstlichen Erdöls aus Abfallstoffen hatten, bauten ihre Fabriken und entwickelten Maschinen mit weit mehr Leistung – und ebenso weit mehr Abgasen.
    Sie hatten Radiokommunikation und entwickelten gerade die Übertragung von bewegten Bildern. Sie hatten einfache Raketen, wenngleich nicht im entferntesten so große wie die in dem Abgrund südlich von Ubidharm. Sie hatten fortschrittliches medizinisches Wissen. In jeglicher Hinsicht waren sie ihren südlichen Nachbarn voraus. Und doch waren sie von massiven Banden aus Ignoranz und Unwissenheit zurückgehalten worden, waren Stämme und Städte und Landbevölkerung darauf aus gewesen, sie daran zu hindern, Unheiliges Wissen weiter zu verbreiten. Die Völker des Walls hatten ihre Informationen nach und nach über die kulturellen Grenzflächen hinweg

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