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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Menschen.“
    „Nein, nein“, sann Bar-Woten. „Barthel, würde dein Allah neunzig Millionen Menschen opfern, um jemand anderem gute Karten und ungezinkte Würfel zu geben?“
    Barthel runzelte einen Augenblick lang die Stirn, nickte dann: ja. „Es wäre nicht ohne Beispiel“, sagte er. „Mein Allah ist kein einfacher Gott, Bei.“
    „Ich für mein Teil halte dafür, den Fall ein Geheimnis bleiben zu lassen, bis wir eine bessere Erklärung hören, die nicht auf den Glauben gegründet ist“, sagte Kiril. „Es gibt Dinge, für die der Glaube gut ist, und dies ist keins davon.“
    Sie krabbelten den Südhang hinab in Richtung des Lagers. Eine Arbeitsgruppe aus fünfzig Männern und Frauen legte Teermakadam für ein Landefeld einen halben Kilometer von der Küste. Gerade, als die drei ihren Abstieg beendet hatten, blies eine Dampfpfeife zum Essen, und alle Arbeit ruhte.
    Man hatte ein Gemeinschaftsspeisezelt errichtet, und darin wurde nun beim Schein der Kerosinlampen auf den Tischen das Mittagessen aufgetragen. Die meisten Mannschaftsangehörigen der Dreizack waren unter dem Segeltuch versammelt, dazu ungefähr dreißig Menschen des Walls, den Lagerdirektor eingeschlossen. Er war ein grinsender, grauhaariger Mann, groß und mit leicht hängenden Schultern, der sich Orshist nannte. Nach dem das Mahl beendet war, schritt er zu einer kleinen Bühne auf einer Seite des Zeltes und stellte eine Wandtafel auf, um die Pläne für die Freilegung des Obelisken zu skizzieren.
    Seine Art war schneidig forsch und knapp. Er hielt einen zusammenschiebbaren Zeigestock in der Hand und benutzte ihn dazu, seine Worte zu unterstreichen, wie ein Fechter, der eine Riposte ausführte.
    „Wir haben den Turm“, sagte er, „und wir haben Hegira. Hegira hat in dieser Region vier Schichten, mit denen wir vertraut sind. Sie beginnen mit dem Mutterboden, der hier nur dünn ist, und einer Unterlage aus toter Erde und Felsbrocken. Darunter ist die Grundwasserschicht, die wenigstens einen Kilometer tief hinabreicht, und darunter wiederum der Plastikmantel. Der Turm hat sich rund vierhundert Kilometer von hier in den Boden gegraben, tief in die Grundwasserschicht hinein. Weiter dahinter, zu seiner Mitte hin, ist er durch diese Schicht gebrochen und hat den Mantel berührt. Aber von vorrangigem Interesse sind die Stellen, wo er in den Bergen steckengeblieben ist. Im Widerspruch zu dem, was wir über die Geologie auf der Erde erfahren haben, haben sich die Berge hier nicht aufgrund des Auseinanderdriftens von Kontinenten gebildet, von denen Hegira ja keine hat. Die Berge sind seit jeher da gewesen. Wo der Turm quer über die Berge gestürzt ist, ist er durch vier Schichten gebrochen und hat eine fünfte erreicht. Diese fünfte ist nicht einfach eine neuerliche Weiterung des Mantels, sondern etwas völlig Neues. Sie ist porös wie eine Bienenwabe, entstanden aus etwas, was wir jetzt für primären Vulkanismus halten – der nur bei Hegiras Formung aufgetreten sein könnte. Einige der Lufttaschen sind groß genug, daß ein Mann hineintreten kann.“
    Kiril und Barthel hörten aufmerksam zu, aber Bar-Woten grübelte die ganze Zeit über etwas nach, das bärtige Kinn in die Hand gestützt. Sein Auge war geschlossen.
    „Wenn wir den Turm freizulegen wünschen, müssen wir alle diese Schichten abtragen, dort, wo sie die Seiten bedecken. Es mag sein, daß wir nie den ganzen Text auf der Unterseite erfahren werden, aber glücklicherweise ist der Turm anders als Der Wall, und jede Seite trägt ihren eigenen Text statt einer umlaufenden Schrift von Seite zu Seite.“
    Bar-Woten öffnete sein Auge und dachte an das Honigwabenmaterial. Poren, groß genug für einen Mann … Das schien ihm sehr bedeutsam, weil es ihn an die Schale einer Frucht erinnerte, die sie in Golumbine gegessen hatten, Sati genannt. Sie hatte eine dünne, zähe Außenhülle, unter der eine gleichermaßen zähe, aber schwammartige und elastisch federnde weiße Lage war, wie Baumgummi. Die weiße Lage war porös und trocken gewesen.
    Orshist ging in Einzelheiten hinsichtlich der Ausgrabungen und hängte eine Graphik auf, die zeigte, wo die ersten Ablesungen erfolgen sollten.
    „Wir haben eine recht genaue Vorstellung von der Geschichte der Erstgeborenen bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts Anno Domini “, sagte er, indem er auf das Ende des Obelisken deutete. „Die hier dargebotenen Informationen könnten uns bereits eine Lebensspanne des Studiums und der Entwicklung

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