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Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dafür, in unvertrautem Gebiet Reißaus zu nehmen. Die meisten Angehörigen der Mannschaft warteten an Deck darauf, daß der Nebel sich lichtete; sie unterhielten sich und spielten Karten oder ruhten sich einfach nur still aus. Kiril schrieb in einem gebundenen Notizbuch, das er vom Zahlmeister, der über einen Überschuß an Haupt- und Logbüchern verfügte, erstanden hatte. Seine Eintragungen waren im allgemeinen kurz, aber an diesem Morgen neigte er zur Weitschweifigkeit. Gelegentlich hielt er inne, um seinen Stift an die Kante der Unterlippe zu führen und seine Eintragung noch einmal zu lesen. Er runzelte die Stirn. Dann senkte er den Stift wieder auf das Papier und fuhr in seinem gedrängten, verkniffenen Gekritzel fort.
    „Wie seid Ihr bloß mit einer solchen Handschrift je Scrittori geworden?“ fragte Bar-Woten. Kiril sah erschrocken zu dem Ibisier auf, der neben ihn getreten war, und seine Miene verfinsterte sich.
    „Etwas mehr Ungestörtheit käme mir wohl zupaß“, sagte er, indem er das Buch mit einem Ruck schloß und den Stift hinter sein Ohr unter einen Riegel aus Haar steckte. Der Ibisier zuckte die Achseln und wandte sich ab. Kiril, der nun ganz entschieden elend dreinschaute, rief nach ihm. „Tut mir leid“, sagte er. „Kommt zurück und setzt Euch her zu mir.“ Er klopfte gegenüber von dem Fleck, wo er hockte, auf das Deck. Bar-Woten kehrte gerade so gleichmütig zurück, wie er weggegangen war, und nahm Platz. „Wir sollten nicht die ganze Zeit kämpfen“, sagte Kiril.
    „Es ist wahrlich nicht nötig“, pflichtete Bar-Woten bei. „Nicht heute wenigstens. Wir haben unser Geschick gewählt.“
    „Wie das?“
    „Wir werden unser Heil in der Flucht suchen und dem Nebel folgen.“
    „Wie?“
    „Er wird sich mit dem Wind lichten, und der Wind weht heute nach Süden, sehr sanft. Wir laufen aus, sobald wir im Norden mehr sehen können als im Süden. Der Kapitän weiß, daß wir gerade nach Osten zu eine freie Fahrrinne haben. Wir werden loten und den Strömungen folgen.“
    „Aber das Unterseeboot kann uns sehen, ganz gleich, ob es nebelig ist oder nicht.“
    „Ich wüßte nicht wie“, sagte Bar-Woten. „’s Wasser ist schlickig.“
    „Es muß eine Möglichkeit haben. Diese Schiffe loten nicht, während sie Fahrt machen; sie laufen einfach volle Kraft voraus.“
    „Das Unterseeboot ist sowieso nicht hier, außer, es wäre über Nacht eingelaufen, und niemand hat etwas gehört. Wenn das U-Boot Fahrt macht, kann man das im Rumpf hören.“
    Kiril schüttelte zweifelnd den Kopf und lehnte sich gegen die Rückwand eines Abzugs. „So leicht werden wir nicht davonkommen.“
    „Wir werden ja sehen.“
    Sie bekamen nie die Gelegenheit, ihren Plan auszuprobieren. Bevor der Nebel sich hob, war das Unterseeboot an der Oberfläche zu hören. Als der Nebel sich lichtete, sahen sie zwei Schiffe-auf-Beinen, die sich zu langsam bewegten, als daß ihre Tragflügel sichtbar gewesen wären. Trauben von Männern in dunklen Uniformen standen auf den Decks. Ein Sprachrohr wurde hervorgeholt, und einer der Männer in Schwarz rief die Dreizack an.
    „Kapitän Prekari!“
    Der Kapitän trat vor und beantwortete den Ruf.
    „Ich bin Vize-Admiral Gyorgi Lassfal, Befehlshaber des Wiederherstellungskommandos Ozean. Ich war früher Befehlshaber der Handelsmarine von Weggismarche. Erkennt Ihr meine Stimme?“
    Von der Brücke herab antwortete Prekari, leider sei das nicht der Fall – eine weitere Legitimation sei daher notwendig. Ein Austausch persönlich gehaltener Scherzworte folgte, welcher keinen Zweifel in Prekaris Geist übrigließ, daß er tatsächlich mit seinem Vorgesetzten ämtlicherseits sprach.
    „Kapitän, ich bin hierher gebeten worden, um Euch zu versichern, daß keine Gefahr besteht. Diese Menschen wollen uns nichts Böses. Vielmehr wünschen sie unsere Hilfe beim Wiederaufbau. Ist es mir gestattet, an Bord Eures Schiffes zu kommen und Euch diese Angelegenheit vorzutragen?“
    Prekari sagte ihm, er könne an Bord kommen, aber allein.
    Eine kleine Motorbarkasse, die ungesunden Rauch ausspie, brachte den Vize-Admiral zur herabgelassenen Gangway. Er ging ohne das übliche Zeremoniell an Bord und wurde rasch in Prekaris Kabine geleitet. Denen an Deck blieb nichts, als den sich hebenden Nebel zu beobachten und die nahen Schiffe genauer zu betrachten.
    Gegen Mittag verließ der Vize-Admiral die Dreizack, und Prekari kehrte aufs Achterdeck zurück. Er stellte sich auf die Bootsplattform, um ihnen

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