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Die Oder gluckste vor Vergnügen

Die Oder gluckste vor Vergnügen

Titel: Die Oder gluckste vor Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Natur.«
    Bibi kam zurück, warf die Sachen ins Auto und gesellte sich wieder zu Cotta. Von Feindseligkeit und Eifersucht keine Spur. Sie gingen Arm in Arm. Die Ministerkrise hatte sie aufs neue zusammengefügt.
    »Na ja, ich wäre auch lieber mit solchen Kälbern verreist als mit irgendeinem Ochsen«, sagte Herr Percotta. »Nur, Sie verstehen, die Grenzen. Wenn man Kinder hat — die bleiben immer auf der Strecke, vor allem Töchter, das ist so. Aber es muß nicht gleich vor der ersten Weiche sein.«
    »Herr Minister, ich versichere Ihnen...«
    »Mein lieber Freund — erst dachte ich, es ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Nun sehe ich, es ist hoffnungslos, aber nicht ernst. Das kleine Rabenaas hat mir so manches Auge geöffnet. Als ich fragte: >Was macht der Bursche mit meiner Tochter auf dem Boot?<, sagte sie: >Nichts. Und wenn, kratz’ ich Cotta die Augen aus.< Beachten Sie die Nuance.«
    Er trocknete sich mit dem Taschentuch die Stirn. »Ich habe mir mein Bild gemacht. Ich sehe, daß Sie mehr Respekt vor den beiden Küken haben als die vor Ihnen. Und was ich dem Tagebuch meiner Tochter entnehme...« (ich pries das Schicksal, daß Cotta gestern abend keine Zeit zum Schreiben gehabt hatte), »...Jungmädchenphilosophie, womit man keinen Säuglingsbrei würzen könnte. Rundheraus, alter Freund: Es ist mir lieber, ich weiß, mit wem die beiden fahren, als, na ja... Ich will Ihnen nicht mit Mädchenehre kommen. Ein Ding, über das wir kichern, sobald es sich nicht um unsere Töchter handelt. Aber denken Sie daran, daß ich ein Krüppel bin, an Leib und Seele. Ich hab’ mein Päckchen Sprengstoff schlucken müssen. Es kann nicht Ihre Absicht sein, einen solchen Mann zum Deppen zu machen. Ich habe ja meinen Entschluß zu Hause zu vertreten.«
    »Herr Minister...«
    »Gut. Dann schwimmen Sie getrost den Fluß ‘runter. Schwimmen kann die Bande ja.« Er hob die Silberkrücke und ließ sie in der Sonne blinken. Bibi und Cotta kamen neugierig heran. Bibi forschte unverfroren in unseren Gesichtern, was den Minister veranlaßte, seinen Entschluß nicht gleich bekanntzugeben. »Zum Auto!« befahl er.
    Bibi sah mich an. Ich war der schwächste Punkt. Doch ich riskierte kein Blinzeln. Das konnte noch alles verderben.
    Obwohl Herr Percotta und ich im Schneckenschritt gingen, blieben Bibi und Cotta hinter uns zurück. Sie wisperten. Sie gebrauchten auch ihre Geheimsprache. »Warliwordo?« hörte man. »Kaff« — »Messlepemm!«
    »Kusch!« rief der Minister. »Vielleicht gibt sich das.« Und dann sagte er: »Ach so, ja. Ihr könnt also morgen wieder auf euer verrücktes Boot. Von mir aus mit eurem Teddy. Aber mein Krückstock schwebt symbolisch mit.«
    Ein paar Schritte gingen Bibi und Cotta noch ziemlich gemessen hinter uns her. Als wir uns umsahen, jagten sie sich quietschend querfeldüber. »Soll’n sie«, sagte Herr Percotta, ächzend vom Gehen, »soll’n sie denken, Leben ist Ferien und Sonne und Badestrand und Motorboot. Später ist es doch nur Krankenhaus. Und Gefängnis.«
    Und damit stiegen wir ein.
    »Die Damen?« fragte der Fahrer, der geduldig gewartet hatte.
    »I, die können laufen«, sagte der Minister. »Sie sehen ja, wie sie’s können.«
    Also fuhr ich mit ihm allein ins Hotel.

    Anmerkung der Sekretärin: Sind die Vokale der Geheimsprache richtig? »Warliwordo« hätte man auch beliebig anders lesen können. Der Chef ist noch in Amerika. Gruß Luthcher.

    Als Cotta und Bibi im Bett waren, ging ich mit dem Minister zu Pustekohl. »Der hat so was im Blick«, sagte Herr Percotta, »das allein ist das Eintrittsgeld wert.«
    »Mann, Mann, der Herr Minister«, rief Frau Pustekohl. Der Bootsbauer kam zum erstenmal ohne Mütze.
    Ein kantiges Steinbrot, so einfach in den Garten gestellt, das war Pustekohls Haus. Vorn rauschten Garten und Schilf, hinten rauschten Garten und Korn. Und drinnen war auch eine gute Stube.
    Der Minister krachte ins Plüschsofa. Frau Pustekohl brachte Gläser. Wir hatten eine Flasche mit.
    »Im Hafen von Kognak vor Anker«, sagte der Minister. Frau Pustekohl zerkleinerte ein Stück Eis, und Herr Pustekohl kam mit einem Korkenzieher, der wie ein Bootsbohrer aussah. Herr Percotta kannte sich hier schon aus. »Was macht die Katze?« fragte er.
    »Dank der Nachfrage, Herr Minister. Sie frißt wieder.«
    »Meine auch«, sagte der Minister. »Denn morgen früh darf sie wieder aufs Boot.«
    Herr Pustekohl hielt sich zurück, aber die Frau war doch zu neugierig, wie wir uns geeinigt

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