Die oder keine
welchem Krankenhaus ist er?”
„Im Royal North Shore.”
„Ich komme sofort.” Doc Brandewilde hatte sicher nichts dagegen, am Samstag zu arbeiten. Er, Jason, hatte ihn auch vor einigen Wochen vertreten, als Doc Brandewilde zu einer Beerdigung in Brisbane musste.
Zu einer Beerdigung …
O nein, hoffentlich stirbt Jerry nicht, dachte Jason. „Woher hast du meine Nummer, Alice?” fragte er.
„O Jase”, erwiderte sie mit jenem verführerischen Unterton, der immer in ihrer Stimme mitgeschwungen hatte, wenn sie im Schlafzimmer auf ihn zugekommen war und sich dabei langsam ausgezogen hatte. „Ich wusste die ganze Zeit, wo du warst. Ich wollte nur eine Weile warten, bis du wieder zur Vernunft kommst. Sechs Monate wollte ich dir geben, falls du dich daran erinnerst. Die sind längst rum.”
Unsinn, dachte er. Wenn das mit Jerry nicht passiert wäre, hätte sie sich garantiert nicht bei ihm gemeldet. Sie konnte müder Versuchung nicht widerstehen, Femme fatale zu spielen.
„Ich wette, du langweilst dich dort in der Provinz zu Tode”, fuhr Alice fort. „Kleinstädte und Mädchen vom Lande können einen Jungen aus der Großstadt nicht glücklich machen. Und du bist ein Junge aus der Großstadt, Jase.” Sie lachte verführerisch auf.
„Durch und durch.”
Das wusste er bereits. Schließlich war es für ihn sehr schwer gewesen, sich in Tindley einzuleben. Aber er hatte sich eingelebt, und sein neues Leben gefiel ihm. Sicher, es war nicht besonders aufregend. Es gab keine Theaterpremieren, keine Dinnerpartys in Penthouses mit Blick auf den Hafen und keine wilden Nächte mit ihr.
Doch derartige Vergnügungen waren nur von kurzer Dauer und hatten mit dem richtigen Leben nichts zu tun - jedenfalls nicht mit dem Leben, das er sich wünschte.
„Ich langweile mich überhaupt nicht”, entgegnete Jason kühl. „Es gefällt mir hier sogar sehr gut. Morgen in zwei Wochen werde ich heiraten.”
„Ist das dein Ernst?” fragte Alice sofort. „Was ist passiert, Jason? Hast du irgend so ein armes Mädchen vom Lande in Schwierigkeiten gebracht?”
„Typisch, dass du gleich so etwas denkst! Nein, Alice, Heather ist nicht schwanger.”
„Heather. Was für ein süßer, tugendhafter Name! Ist sie auch so ein Tugendlamm? Oder ist sie manchmal ein bisschen ungezogen? Tut sie für dich dasselbe, was ich für dich getan habe? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass du darauf verzichten könntest.”
„Heather ist ein nettes Mädchen”, sagte er eisig.
„Nett, ja? Oh, armer Jase. Ich glaube, du wirst dich tatsächlich langweilen. Aber du kannst jederzeit auf einen Sprung nach Syd ney kommen. Deiner kleinen Frau sagst du einfach, du seist auf einem Kongress. Das klingt immer gut.”
„Ich habe nicht die Absicht, so etwas zu tun, Alice. Ich habe dich vor sieben Monaten verlassen, und dabei bleibt es.”
Alice lachte. „So leicht wirst du mich nicht vergessen, Jase. Du redest es dir vielleicht ein, aber wenn du mit deiner netten kleinen Frau im Bett liegst und jeden Abend tugendhaften Sex hast, wirst du an mich denken, das garantiere ich dir.”
„Darauf würde ich mich nicht verlassen, Süße”, konterte er scharf. „Danke, dass du dich bei Jerry richtig verhalten hast. Es wundert mich, dass du ihm nicht einfach nur ein säurebindendes Mittel verabreicht und ihn zum Sterben nach Hause geschickt hast.
Wahrscheinlich macht auch der schlechteste Arzt gelegentlich etwas richtig. Ruf mich nicht wieder an, Alice. Leb wohl!”
Jason zitterte, als er das Telefon ausschaltete. Er ließ es auf den Beifahrersitz fallen und stützte den Kopf aufs Lenkrad. Dass allein der Klang ihrer Stimme ihn so erregt hatte, konnte er einfach nicht fassen.
Schließlich riss Jason sich zusammen und zwang sich, einen klaren Gedanken zu fassen.
Es sind nur Erinnerungen, sagte er sich. Mit Liebe hatte es nichts zu tun. Er hatte drei Jahre mit dieser Frau zusammengelebt, unzählige Male mit ihr geschlafen und war von ihren Sexualpraktiken geradezu abhängig geworden. Alice war wie eine schlechte Gewohnheit, die man schlecht ablegen konnte. Ja, sein Körper hatte auf sie reagiert - aus Gewohnheit, wie Jason sich einredete.
So leicht wirst du mich nicht vergessen, Jose.
Aufstöhnend ließ er den Motor wieder an und fuhr weiter.
Jason verschwieg Heather, dass es sich bei der Ärztin, die angerufen hatte, um Alice gehandelt hatte. Er hätte ihr überhaupt nicht erzählt, dass es eine Ärztin gewesen war, wenn Nancy es nicht gewusst
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