Die oder keine
sie ihn danach nie wieder so ansehen würde.
„Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme”, erwiderte er wahr heitsgemäß. „Es hängt davon ab, wie es Jerry geht. Aber ich werde dich auf dem Laufenden halten. Da ich Montag wieder Dienst habe, muss ich spätestens Montagmorgen zurückfahren. Wenigstens ist der Verkehr dann nicht mehr so schlimm.” Die Touristensaison begann jetzt, und auf dem Princes Highway war ohnehin immer viel los.
„Ich werde dich vermissen”, sagte Heather leise.
Als er sich zu ihr umwandte und ihre Blicke sich begegneten, schmolz er förmlich dahin.
Ihre grünen Augen wirkten besonders groß, und ihr Mund wirkte besonders verlockend -
genauso wie ihr Körper. Am liebsten hätte er ihr das Kleid vom Leib gerissen.
„Ich werde dich auch vermissen”, erwiderte Jason, packte jedoch weiter. Verdammt, wenn er sie jetzt küsste …
Heather schwieg, und er wandte sich wieder zu ihr um. Sie hatte die Hände in den Schoß gelegt und drehte ihren Verlobungsring hin und her. Der Diamant funkelte im Sonnenlicht, das durchs Fenster fiel. Er war nicht groß, aber sie hatte den Ring ausgesucht.
Der Diamant war in vier Smaragde eingefasst, die dasselbe Grün hatten wie ihre Augen.
In der Hochzeitsnacht wollte er, Jason, ihr einen dazu passenden Memory-Ring schenken.
Er hatte ihn bereits beim Juwelier in Auftrag gegeben und wollte ihn in der nächsten Woche abholen.
„Stimmt etwas nicht, Heather?” fragte er.
Heather blickte auf und lächelte angespannt. „Nein, ich glaube nicht. Es ist albern, aber ich hatte so ein Gefühl… eine Vorahnung. Pass auf dich auf, ja? Die Straßen in Sydney sind so stark befahren.”
Jason ging zu ihr und setzte sich neben sie. Dann umfasste er ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. „Ich werde auf mich aufpassen”, versprach er. „Nichts wird mich davon abhalten, zu dir zurückzukehren.”
„Versprichst du es mir?”
„Ich schwöre es dir.”
Sie seufzte tief. „Dann ist es ja gut.”
Ohne sie zu küssen, stand er auf und fuhr fort zu packen.
Die Fahrt nach Sydney war der reinste Albtraum - zu viele Autos und zu viele Staus wegen zahlreicher Baustellen.
Und dann fing es an zu regnen.
Es war schon lange dunkel, als Jason auf den Parkplatz des Krankenhauses fuhr, und als er auf der Station eintraf, auf der sein Bruder lag, war es bereits kurz vor neun. Dort stellte er sich sowohl als Arzt als auch als Jerrys Bruder vor, zumal die Besuchszeit längst vorbei war. Dann erkundigte er sich, ob er den Facharzt sprechen könne.
Die Schwester, eine attraktive Frau in den Dreißigern, erwiderte lächelnd, dass er diesen erst am nächsten Tag sprechen könne, der Stationsarzt aber irgendwo im Gebäude sei. Außerdem habe man Jerry ein Schlafmittel verabreicht. Er könne jedoch in sein Zimmer gehen - 4F, das letzte Zimmer auf der linken Seite.
Jason ging den Flur entlang zu Zimmer 4F, einem langen, schmalen Raum, in dem sechs Betten standen. Allerdings waren nur vier davon belegt. Jerry lag am Fenster und schlief.
Erleichtert stellte Jason fest, dass Alice nirgends zu sehen war. Doch sie würde garantiert bald auftauchen, und die Vorstellung machte ihn ein wenig nervös.
Er lenkte sich ab, indem er Jerry den Puls fühlte und seine Pupillen kontrollierte. Als er einen Blick auf die Fieberkurve und die anderen Werte warf, verspürte er einen Anflug von Übelkeit. Jerrys Blutdruck war einmal beängstigend niedrig gewesen, seine Temperatur dagegen sehr hoch. Außerdem hatte Jerry nachts Anfälle gehabt.
Eigentlich hätte er auf der Intensivstation liegen müssen, aber da er kein Privatpatient war, konnte man auch keine bevorzugte Behandlung erwarten. Allerdings schien sein Zustand sich stabilisiert zu haben. Trotzdem sah Jerry furchtbar aus.
Jason legte das Blatt wieder weg, ging zum Fenster und blickte auf die Lichter der Stadt.
Es war ein beeindruckender Anblick. Sydney war eine schöne und interessante’ Stadt mit schönen und interessanten Einwohnern.
„Hallo, Jase … Ich habe schon auf dich gewartet.”
Sein Magen krampfte sich zusammen, als Jason Alice’ heisere Stimme hörte. Langsam drehte er sich um.
Alice stand am Fußende von Jerrys Bett und trug eine dieser verführerischen schwarzen Kreationen, die ihn immer angemacht hatten. Diesmal war es jedoch kein Kostüm, sondern ein enges schwarzes Futteralkleid aus Seidencrepe. Ihre Brustspitzen zeichneten sich darunter ab - ein Beweis dafür, dass sie keinen BH trug. Aber wann hatte
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