Die oder keine
hatte. Das hatte sie nicht, aber sie hatte immer noch ein wenig benommen gewirkt. Für diesen Abend hatte sie ihn zum Essen eingeladen, doch seiner Meinung nach konnte es nicht schaden, sie vorher zu besuchen.
Heather öffnete gerade den Laden, als Jason dort eintraf. Sie freute sich sichtlich, ihn zu sehen, blickte dann allerdings ein wenig besorgt drein. „Ist etwas?” erkundigte sie sich.
„Nein. Wollen wir reingehen, oder soll ich dich gleich hier auf der Straße küssen?” Als er ihre entsetzte Miene sah, musste er lächeln. „Glaub ja nicht, dass du unsere Verlobung hier in Tindley geheim halten kannst, Heather. Nancy weiß es bereits. Ich habe es ihr erzählt.”
„Du hast es ihr erzählt? Warum?”
„Weil ich möchte, dass alle es wissen. Du etwa nicht?”
Dir Gesichtsausdruck sprach Bände. Es war ein ziemlicher Dämpfer für Jason.
„Was ist das Problem?” fragte er gekränkt. „Hast du Angst, Ratchitt könnte irgendwie zu Ohren kommen, dass du einen anderen Mann heiratest?”
Da sie es nicht leugnete, musste er sich beherrschen. Er umfasste ihren Ellbogen und führte sie in den Laden, denn er wollte auf keinen Fall, dass irgendjemand es mitbekam, wenn sie sich stritten.
„Hör mal, Heather”, fuhr er leise fort, sobald sie drinnen waren. „Ich dachte, wir hätten das geklärt. Der Kerl ist ein Schuft. Und er wird nicht zu dir zurückkommen.
Wann begreifst du das endlich? Verdammt, sei doch nicht so masochistisch, und gib dir wenigstens eine Chance, glücklich zu werden!”
Wütend funkelte Heather ihn an. „Du glaubst also, ich möchte, dass er zu mir zurückkehrt?”
„Ja, das glaube ich. Ich glaube, dass du auf diesen Widerling fixiert bist und erst wieder glücklich wirst, wenn du ihn wieder siehst. Einerseits wünsche ich mir, dass er tatsächlich zurückkommt, damit du siehst, wonach du dich verzehrt hast. Ich schätze nämlich, dass du ihn schon viel zu lange idealisiert hast. In der Erinnerung verklärt sich so manches. Wenn ich wüsste, wo er sich aufhält, würde ich ihm eine Einladung zur Hochzeit schicken.”
Nun wurde sie blass. „Das würdest du nicht tun.”
„Und ob. Meinst du, ich hätte Angst vor ihm? Ich würde es jederzeit mit den Ratchitts dieser Welt aufnehmen, und ich weiß auch, für wen du dich letztendlich entscheiden würdest.” Sein Tonfall wurde sanfter, als Jason ihren gequälten Gesichtsausdruck sah. „Er ist ein Schuft, mein Schatz. Du hast etwas Besseres verdient.”
„Du … du hast gerade ,mein Schatz’ zu mir gesagt”, erklärte sie mit bebender Stimme.
„Das bist du auch”, erwiderte er sanft und nahm sie in die Arme. Bereitwillig schmiegte sie sich an ihn und erwiderte seinen KUSS. Er küsste sie gerade lange und leidenschaftlich genug, um ihr vor Augen zu führen, warum sie seinen Heiratsantrag ange nommen hatte. Als er sich von ihr löste, blickte sie hingebungsvoll zu ihm auf.
Falls er leichte Gewissensbisse verspürte, weil er sich ihre sexuelle Unerfahrenheit zu Nutze machte, so redete er sie sich schnell wieder aus. Er war der richtige Mann für sie, davon war er überzeugt. Er würde sie glücklich machen, nicht dieser Dean Ratchitt.
„So, und nun lass uns mit diesem Unsinn aufhören”, erklärte Jason. „Ich werde das netteste Mädchen in Tindley heiraten, und von mir aus können es alle wissen!”
In den nächsten Wochen verbrachte Jason viel Zeit mit Heather und lernte sie dadurch besser kennen. Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass sie einen ähnlichen Geschmack bei Büchern und Filmen hatten und beide anspruchsvollere Stoffe bevorzugten. Gewalt lehnten sie ab, und für Science-Fiction konnten sie sich nur begeistern, wenn die Charaktere glaubwürdig waren und keine unaussprechlichen Namen hatten. Er hatte sich bisher immer nach einem langen Arbeitstag mit einem Buch oder vor dem Fernseher entspannt, und während er Bücher stets neu kaufte und nur einmal las, sah er sich Filme, die er gut fand, immer mehrmals an.
Als er Heather seine Videosammlung gezeigt und sie sofort einige ihrer Lieblingsfilme darunter entdeckt hatte, war sie ganz begeistert gewesen und hatte darauf bestanden, sie sich alle zusammen mit ihm anzusehen. So hatte jeder von ihnen in den vergangenen vier Wochen eine Hitliste seiner Favoriten aufgestellt. Sie hatten beide Der einzige Zeuge an erste Stelle gesetzt, gefolgt von Braveheart, Die Stunde des Siegers und Tootsie - allerdings in unterschiedlicher Rangfolge. Nur auf Platz fünf
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