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Die oder keine

Die oder keine

Titel: Die oder keine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Lee
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Alice je einen BH getragen?
    Da es so kurz war, trug sie diesmal vermutlich keine Strümpfe, sondern eine Strumpfhose, und ihre hochhackigen Riemchensandaletten ließen bestimmt alle Männerherzen höher schlagen.
    Sein Herzschlag hingegen war ganz normal.
    Sie kam ein bisschen näher, als wollte sie ihm beweisen, dass sie gut darin gehen konnte.
    Übung macht den Meister, dachte Jason zynisch, während er sie von Kopf bis Fuß musterte.
    Anscheinend deutete sie seinen abschätzenden Blick als echtes Interesse, denn sie plusterte sich förmlich auf. Was sie allerdings nicht wusste, war, dass ihr Anblick die gegenteilige Wirkung auf ihn ausübte wie der Klang ihrer Stimme am Telefon.
    Letzterer hatte alte Erinnerungen geweckt, doch nun wunderte er, Jason, sich vielmehr darüber, dass er sie je attraktiv gefunden hatte.
    Nun, da er eine Frau wie Heather kannte, die sowohl charakterlich als auch äußerlich ganz natürlich war, wirkte Alice ge nauso hart, wie sie war. Ihr schwarz gefärbtes kurzes Haar bildete einen zu starken Kontrast zu ihrer hellen Grundierung, ihre Augen waren zu stark geschminkt und ihr Lippenstift zu dunkel. Außerdem war sie viel zu stark parfümiert.
    Zugegeben, sie hatte eine atemberaubende Figur und endlos lange Beine, aber selbst das war jetzt zu viel des Guten. Ihm war Heathers zierliche Figur lieber. Ihm war ihre natürliche Art lieber. Ihm war alles an Heather lieber.
    Erleichtert stellte Jason fest, dass er überhaupt nichts mehr für Alice empfand und endlich frei war - frei, um sich ein neues Leben mit Heather aufzubauen. Er verspürte ein richtiges Hochgefühl.
    Als er in Alice’ glutvolles Gesicht blickte, musste er lachen.
    Wütend verzog sie den Mund. „Warum lachst du über mich?”
    „Ich habe nicht über dich gelacht, sondern über mich, Alice.”
    „Das heißt?”
    „Das heißt, ich bin ein Idiot gewesen. Ich hege wirklich keinen Groll gegen dich, aber du verschwendest nur deine Zeit. Such dir einen anderen Dummen, den du umgarnen kannst. Ich habe die Nase voll davon - und von dir.”
    Nachdem Alice ihn zuerst ungläubig angesehen hatte, wirkte sie nun entschlossen.
    „Gib mir fünf Minuten, und ich bringe dich dazu, deine Meinung zu ändern.”
    „Fünf Minuten? Hier und jetzt?”
    „Hier und jetzt”, wiederholte sie herausfordernd. „Jerry ist nicht bei Bewusstsein. Wir können den Vorhang zuziehen.” Sie begann, den Vorhang um Jerrys Bett zuzuziehen.
    Jason riss ihn wieder zurück und warf ihr einen so wütenden Blick zu, dass sie mitten in der Bewegung innehielt. „Jetzt hör mir mal zu, du armseliges Etwas”, zischte er. „Ich würde dich nicht mal mehr an mich ranlassen, wenn du die letzte Frau auf Erden wärst und das Fortbestehen der Menschheit davon abhängen würde. Geh zurück in dein Loch, und lass uns normalen Menschen etwas Luft zum Atmen.”
    Alice schwieg und blickte ihn starr an. In ihre kalten schwarzen Augen trat ein hasserfüllter Ausdruck.
    Jason wusste, dass er zu weit gegangen war. Viel zu weit. Aber jetzt war es zu spät.
    Sie wandte sich ab und verließ hocherhobenen Hauptes auf ihren gefährlich hohen Absätzen den Raum.
    Während er ihr nachsah, fragte er sich besorgt, wie sie sich wohl an ihm rächen würde.

6. KAPITEL
    Es war ein nerve naufreibendes Wochenende, obwohl Jerry am Samstag gute Fortschritte machte und Heather am Telefon aus gesprochen fröhlich klang. Offenbar war Alice doch nicht nach Tindley gefahren, um dort für Ärger zu sorgen.
    Je öfter Jason mit Heather telefonierte, desto mehr befürchtete er, dass alles, worauf er hingearbeitet und worauf er sich gefreut hatte, zerstört werden würde. Seine Beziehung mit Heather. Die Hochzeit. Seine Zukunft.
    Am frühen Sonntagnachmittag verabschiedete er sich von Jerry, dem es mittlerweile wesentlich besser ging, und brach auf. Hätte er Heather nicht versprochen, besonnen zu fahren, wäre er gerast.
    Um kurz nach acht stellte er seinen Wagen vor dem Süßwarenladen ab, ging ums Haus herum und klopfte ungeduldig an die Hintertür.
    Als Heather die Tür öffnete, wusste er, dass es zu spät war. Solange er lebte, würde er ihren Gesichtsausdruck nicht vergessen. Noch nie hatte er jemanden so verzweifelt erlebt.
    Ihr Gesicht war aschfahl, und ihre Augen waren gerötet - ein Indiz dafür, dass sie stundenlang geweint hatte.
    Er reagierte, wie jeder normale Mann in einer solchen Reaktion reagiert hätte, nämlich mit hilfloser Wut.
    „Was, zum Teufel, hat diese rachsüchtige Ziege

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