Die oder keine
würde nie aufhören, Heather zu lieben.
Aber sie würde sich niemals in ihn verlieben.
Das hatte sie ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben.
Natürlich hatte er ihr im Grunde nicht geglaubt, wie ihm jetzt klar wurde. Er war ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass er ihr Herz doch irgendwann erobern würde. Ihr Verhalten ließ ihn allerdings ernsthaft daran zweifeln. Ihr Herz gehörte Ratchitt. Es würde immer ihm gehören.
Der Schmerz, den Jason bei dieser Vorstellung verspürte, war unerträglich. Er wollte ihre Liebe. Er wollte Heather ganz und gar!
Man kann im Leben nicht alles haben, mein Sohn …
„Jason?”
Jason blinzelte einige Male und stellte fest, dass Heather besorgt zu ihm aufsah.
Er riss sich zusammen und rang sich ein Lächeln ab. „Schon gut”, erwiderte er leise und tätschelte ihr die Hand. „Ich brauche nur etwas zu essen.”
„Wir müssen erst den Trauschein unterzeichnen.”
„Ja, natürlich.”
„Und der Fotograf möchte gern zusätzlich einige Aufnahmen in der Kirche machen.”
„Ah ja…”
Irgendwie schaffte er es, alles durchzustehen - das Unterzeichnen des Trauscheins, die Fotos, das Anschneiden der Hochzeitstorte und die Ansprachen. Schließlich half er Heather in den Wagen und setzte sich ans Steuer. Doc Brandewilde entfernte netterweise die Blechdosen, die einige Jungen an die Stoßstange gebunden hatten, ließ jedoch das Schild mit der Aufschrift „Just Married” auf Jasons Geheiß auf der Heckscheibe kleben. Jason wollte es später entfernen.
Sobald sie unterwegs waren, besserte seine Stimmung sich schlagartig, denn er kam zu dem Ergebnis, dass er in der Kirche übertrieben reagiert und alles viel zu schwarz gesehen hatte.
Er liebte Heather. Das war nichts Schlechtes. Schließlich war sie seine Frau.
Sicher, er konnte es ihr nicht sagen, jedenfalls noch nicht, denn sie würde es ihm nicht glauben. Sie hatte gesagt, er sollte nie behaupten, dass er sie liebte, wenn es nicht der Fall war.
Allerdings konnte er ihr zeigen, dass er sie liebte, und das wollte er tun.
Als Jason wieder an ihren KUSS in der Kirche dachte, wurde ihm plötzlich klar, was Heather damit beabsichtigt hatte. Sie wollte nicht zu viel Zärtlichkeit, sondern Leidenschaft. Er sollte sie ihm Sturm erobern. Sie wollte nicht nachdenken und sich nicht erinnern…
Jason biss die Zähne zusammen, als er wieder an Ratchitt denken musste. In gewisser Weise wäre es besser gewesen, wenn Ratchitt tatsächlich irgendwann aufgetaucht wäre.
Gegen einen Mann aus Fleisch und Blut konnte er kämpfen, nicht jedoch gegen romantisch verklärte Erinnerungen. Ratchitt war wie ein böser Geist, der ihr gemeinsames Glück bedrohte.
Aber heute Abend wird er nicht dabei sein, schwor sich Jason. Heather würde genau wissen, mit wem sie im Bett lag und wer ihr erster Liebhaber, wenn nicht sogar ihre erste Liebe war.
Jason Steel. Ihr Ehemann und der Mann, der sie wirklich liebte.
8. KAPITEL
„Du warst in der Kirche ziemlich spät dran”, erklärte Jason betont beiläufig.
Sie waren seit knapp zehn Minuten unterwegs, und Heather hatte bisher kein Wort gesagt. Er war gerade wieder in den Wagen gestiegen, nachdem er das Schild mit der Aufschrift „Just Married” von der Heckscheibe entfernt hatte. Unterdessen hatte sie ihren Schleier abgenommen und vorsichtig auf den Rücksitz gelegt. Jetzt saß sie wieder neben ihm und zog die Nadeln aus ihrem Haar, so dass es ihr in weichen Wellen auf die Schultern fiel.
Jason vermutete, dass sie nur so tat, als hätte sie ihn nicht ge hört.
„War es die Aufregung?” Er griff nach dem Schlüssel, drehte ihn jedoch noch nicht.
Heather warf ihm einen Seitenblick zu. Die Hände hatte sie krampfhaft im Schoß gefaltet.
„Der Grund, warum du zu spät gekommen bist”, erklärte er ruhig, obwohl sein Magen sich zusammenkrampfte.
„Oh. Ja. Es war die Aufregung.” Sie blickte angelegentlich aus dem Seitenfenster.
Jason kam zu dem Ergebnis, dass er die Macht, die Ratchitt über Heather - und ihn -
ausübte, nur schwächen konnte, indem er offen über ihn sprach. „Heather”, sagte er sanft und nahm die Hand vom Schlüssel, „lass uns keine Geheimnisse voreinander haben.”
Unvermittelt wandte sie sich zu ihm um. Ihre Wangen waren gerötet. „Was soll das heißen? Geheimnisse?”
„Hör mal, ich weiß, dass du heute Nachmittag in der Kirche an Ratchitt gedacht hast. Ich wage zu behaupten, dass du seinetwegen zu spät gekommen bist, weil dir im letzten
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