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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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Heftigkeit. Und dieses Mal hatte Roadstrum keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    Er riß Björns riesigen Speer aus dem Körper Captain Pucketts, sprang auf eine Steinplatte, rieb seine Füße darauf und schoß in den Abendhimmel hinauf.
    „Also los, Björn, du Feigling!” schrie er. „Wir kämpfen jetzt auf deine Art. Bis zum Tod.”
    „Ist denn noch Zeit dazu?” schrie der Riese zurück. „Die Sonne geht doch schon unter.”
    „Hier oben scheint sie noch”, rief Roadstrum. „Also komm herauf und dann los!”
    Zwei Giganten lachten, daß es dröhnte. Auch Roadstrum war zu einem Riesen geworden, und sein Lachen klang so laut und schallend wie das von Björn. Auf wild schwankenden Steinplatten jagten sie aufeinander los. Björn hielt seinen zweiten Speer in der Faust, etwas kürzer, aber auch schwerer als der erste. Und Roadstrum hatte die Kraft gefunden, den großen Speer zu packen.
    Sie rasten aneinander vorbei und stachen zu, und die Speere rissen riesige Wunden in ihre Körper.
    „Höher!” schrie Björn. „Die Sonne sinkt. Rasch! Den letzten Angriff! Höher, höher, Roadstrum! Die Sonnenstrahlen müssen unsere beiden Speere treffen.”
    In rasender Fahrt schossen sie hinauf. Die Sonne schien auf die blutverschmierten Steinspitzen ihrer Speere, und die Welt unter ihnen lag schon im Dunkel. Und dann griffen sie an. Auf ihren wild torkelnden Steinplatten rasten sie aufeinander zu. Roadstrum durchbohrte Björns Bauch. Björn lachte schallend, als er starb, und sterbend jagte er Roadstrum seinen Speer in die Brust. Roadstrums Steinplatte war ein wenig höher, und sie stürzte auf Björn und riß ihn in zwei Teile. Die beiden Helden waren zusammen gestorben. Jeder auf dem Speer seines Gegners gespießt, stürzten sie dem Boden entgegen, der schon in völliger Dunkelheit lag.
    „Immerhin bin ich als Held und als Riese gestorben”, sagte Roadstrum, denn jeder Mensch darf nach dem Tod noch einen Satz sprechen.
    Jetzt waren also alle tot. In letzter Sekunde hatten sie es noch geschafft. Eine Weile hatte es so ausgesehen, als ob sie es nicht schaffen würden. Die Riesen hatten den Menschen erklärt, daß der ganze Spaß vorbei und verloren sei, wenn nicht alle Kämpfer bei Anbruch der Dunkelheit tot seien.
     
    Tot und zerfetzt. Zusammengesammelt und getragen. Durch was?
    Von wem?
    Aber selbst im Traum gibt es sie nicht. Sie stehen jenseits aller Träume. Es war unglaublich genug, daß einer von ihnen Roadstrum tragen konnte, einen Riesen unter den Menschen. Aber wie konnte einer Björn tragen, der ein Riese unter den Riesen war?
    Der Tod dauert lange Zeit. Menschen, die nicht nachdenken, sagen, es sei für immer. Der Tod – zumindest – eine lange Nacht. Er ist Vergessen und Verlust der Identität. Der Geist wird, genau wie der Körper, zerstört, zerfetzt, verstreut. Man sinkt in den Tod, und er hinterläßt in einem für immer seine Spuren.
     
    „Kommt zum Frühstück!” rief eine Stimme, die so gewaltig war, daß sie die ganze Welt erschütterte und den leeren Raum zwischen den Welten. „Kommt zum Frühstück!”
    Und dann ertönte eine andere Stimme, hell und silbern, die Stimme Margarets, der Houri.
    „Ich sehe, daß ich hier einiges ändern muß”, sagte sie ärgerlich.
    „Ihr eßt, ihr kämpft, ihr sterbt, ihr schlaft, ihr wacht auf, und ihr eßt wieder. Und was bleibt für die Frauen übrig? Ihr müßt es euch so einrichten, daß ihr jeden Tag eine Stunde Zeit für sie habt.”
    „Ja, ja, ja”, sagten Skel und Mus und Fleyta und Belja und Toaund Glethi und Vinna und Ull und Raetha und alle anderen Laestrygonendamen mit noch schwierigeren Namen. „Sie hat recht. Ihr müßt jeden Tag eine Stunde Zeit für uns haben.”
    „Ich hatte schon eine ganze Weile das Gefühl gehabt, daß irgend etwas fehlt”, sagte Björn. „Aber wir haben keine Zeit für andere Dinge. Wir frühstücken, und dann kämpfen wir, bis alle tot sind, und dann ist es Nacht. Die ganze Nacht über sind wir tot, und dann schlafen wir ein wenig, wenn es dämmert. Und dann ist es wieder Zeit zum Frühstück. Sieh doch selbst auf die Sonnenuhr, kleines Hexenkind! Wann sollen wir Zeit für irgend etwas anderes haben?”
    Margaret, die Houri, nahm einen riesigen Stein auf und zertrümmerte die Sonnenuhr.
    „Ich werde euch eine neue Sonnenuhr bauen”, sagte sie. „Ich werde euch eine Sonnenuhr bauen, die eine Stunde mehr hat. Es muß Zeit für die Frauen geben. Und jetzt werde ich den Frauen erklären, was sie in dieser

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